45-Jähriger Syrer lernt den Koch-Beruf

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Köchin Luitgard Kaufhold (links) freut sich schon auf die Arbeit mit ihrem 45-jährigen Lehrling Khaled Harb, der von der ersten Stunde an mit Begeisterung dabei war.
Köchin Luitgard Kaufhold (links) freut sich schon auf die Arbeit mit ihrem 45-jährigen Lehrling Khaled Harb, der von der ersten Stunde an mit Begeisterung dabei war.
In gemütlicher Runde im "Biergarten", von links Marianne Kellner und Marion Naumann vom Helferkreis "Asyl", Mohammad Kilany, der seine Ausbildung zum Maler/Verputzer beginnt und Werner Schöpplein, der die Fäden im Helferkreis zieht. Fotos: Günther Geiling
In gemütlicher Runde im "Biergarten", von links Marianne Kellner und Marion Naumann vom Helferkreis "Asyl", Mohammad Kilany, der seine Ausbildung zum Maler/Verputzer beginnt und Werner Schöpplein, der die Fäden im Helferkreis zieht.  Fotos: Günther Geiling
 

Zwei syrische Flüchtlinge freuen sich über Ausbildungsplätze. Khaled Harb will Koch werden, Mohammad Kilany beginnt eine Maler/Verputzer-Ausbildung.

Einen ganz besonderen Schulanfang gibt es in Ebelsbach für zwei Flüchtlinge, den 45-jährigen Khaled Harb und 35-jährigen Mohammad Kilany, beide aus Syrien. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters haben sie sich um einen Ausbildungsplatz bemüht und sind glücklich darüber, eine Ausbildungsstelle als Koch sowie als Maler/Verputzer beginnen zu dürfen.
Beide waren in der dezentralen Unterkunft im Schloss von Gleisenau untergebracht. Dort sind aber am 31. August die letzten Flüchtlinge ausgezogen und das Schloss ist wieder leer. Die letzten Schlossbewohner sind in Wohnungen in Knetzgau, Prappach, Westheim und Hofheim untergekommen.


Familie kommt in zwei Wochen

Wie der Leiter des Helferkreises, Werner Schöpplein, betonte, kam Khaled Harb am 20.
August letzten Jahres nach Ebelsbach, bekam schon im Oktober die Anerkennung und hat damit gleichzeitig eine Familienzusammenführung beantragt. Zur gleichen Zeit habe er aber im September/Oktober mit Integrationskursen und Sprachunterricht an der Euroschule in Bamberg begonnen und habe die Deutsche Sprache auch noch mit der ehemaligen Lehrerin Hedi Kraft gebüffelt. Bei der Arbeitsagentur in Schweinfurt habe er ebenfalls Unterricht und Praktika besucht und auch am Bewerbungstraining teilgenommen. Zur großen Freude durfte auch seine Familie schon am 1. April einen Visaantrag stellen. Vor wenigen Tagen, am 3. September sei die Nachricht gekommen, dass die Visa genehmigt seien. Khaled hat nämlich Frau und zwei Kinder im Alter von drei und 11 Jahren. Für den 27. September ist für sie schon der Flug gebucht und sie werden dann hier erwartet. Eine vorläufige Wohnung habe man schon in Eltmann gefunden.
Für Flüchtlinge ist es ja durchaus nicht einfach eine Arbeits- oder Lehrstelle zu finden. Marianne Kellner vom Helferkreis war hier nicht unbeteiligt und hat einfach Frank Kaufhold vom "Klosterhof" in Ebelsbach angesprochen. Kaufhold erinnerte sich genau an ihre Worte: "Mensch Frank, ich hätte da jemand für dich, der schon in Syrien öfter gekocht hat. Der will auch die deutsche Küche lernen. Was hältst du davon?" Zwei Tage später sei Khaled da gewesen, habe ein Praktikum absolviert und gefragt, ob er eine Stelle bekommen könne.
Khaled kommt beruflich aus einem ganz anderen Bereich. Er hat ein Studium hinter sich und ist Rechtsanwalt. Aber als Rechtsanwalt sah er in Deutschland keine Chance, zumal das syrische Recht sich gewaltig vom deutschen unterscheide und ein nochmaliges Studium zu lange dauere. Er wollte einen Neuanfang wagen und sein Leben völlig umorientieren. "Das Kochen hat mir schon als Kind gefallen und deswegen sehe ich darin eine Chance." Und wie er erzählt, hat er schon immer wieder in die Gastronomie hineingeschnuppert, war in den Hotels "Sheraton" und "Meridien" in Damaskus sowie eine kurze Zeit auch einmal Geschäftsführer in einem Lokal. Keine schlechten Voraussetzungen also.


Kein leichter Behördenweg

Dennoch war diese Möglichkeit der Ausbildung in einem Beruf und in einer Berufsschule alles andere als leicht. Frank Kaufhold erläuterte, wie viele Hürden zu überspringen waren, angefangen vom Job-Center in Haßfurt über die Zustimmung der IHK in Würzburg.
Auch das Landratsamt sei beteiligt gewesen, "denn Khaled müsste eigentlich nach Bad Kissingen in die Berufsschule, weil Haßberge zu Unterfranken gehört. Wie soll er aber dahin kommen und wie viele Stunden ist der da zusätzlich auf der Schiene? Bamberg wäre doch für ihn viel einfacher. Deswegen haben wir einen Gastschulantrag gestellt haben, der aber noch genehmigt werden muss. Die Bamberger stehen auf jeden Fall bei Fuß und halten ihn bis zu dieser Woche frei", berichtete er. Der Ausbildungsvertrag im Gasthof "Klosterhof" in Ebelsbach ist auf jeden Fall unterschrieben für die Lehre zum Koch. Die Voraussetzungen sind gegeben, denn Ehefrau Luitgard Kaufhold ist gelernte Köchin und hat auch den Ausbildungsschein. Und auch Khaled kann es schon gar nicht mehr erwarten.
Hinsichtlich seiner Berufsausbildung zum Koch hat er aukeine Probleme mit Schweinefleisch oder anderen fränkischen Gewohnheiten. Er gehört nämlich der Religion der Drusen an, von denen es in Syrien rund 700 000 gibt. Diese unterscheiden sich von den Moslems, Alkohol wie Wein und Bier seien erlaubt "und in unserem Ort gab es sogar eine kleine Brauerei".
Genauso lang wie Khaled ist auch Mohammad Kilany in Ebelsbach und hat die schulischen und integrativen Maßnahmen gemeinsam mit ihm absolviert. Er ist 35 Jahre alt, nicht verheiratet und seine Familie und seine Geschwister leben noch in Syrien. Er stammt aus Nordsyrien und der Gegend von Aleppo, der immer noch umkämpften Grenzregion. Die Frauen und Männer des "Helferkreises Asyl" haben auch hier Kontakte wegen eines Arbeitsplatzes zu Firmen hergestellt. Da hat es dann durchaus "Berührungsängste" gegeben, vor allem wegen der Sprache, betonte Marianne Kellner. Mohammad wurde dann selbst aktiv mit seinen wenigen Worten, die er in Deutsch konnte. "Kann ich bei ihnen eine Ausbildung machen? Ich möchte einen Ausbildungsvertrag haben", fragte er Malermeister Matthias Müller aus Eltmann und hatte damit Erfolg. Diese Firma hat im übrigen schon einen Asylbewerber ausgebildet und war mit seinen Leistungen sehr zufrieden.