Kasimir und Eva Rasztar sind in Polen aufgewachsen und leben seit drei Jahrzehnten in Deutschland. Das Ehepaar freut sich auf faire Spiele und tolle Sportler. Doch bei einer Sache werden die Rasztars richtig sauer.
Friederike Stark
Eva und Kasimir Rasztar leben seit 1987 in Deutschland. Erst in Eltmann, seit ein paar Jahren nun in Zeil. "Es ist unsere zweite Heimat geworden", sagt Kasimir Rasztar.
Die "erste Heimat" des Ehepaares ist das oberschlesische Kluczbork (Kreuzburg), das sie verließen, um ihren Kindern eine aussichtsreiche Zukunft im wirtschaftlich besser gestellten Nachbarland zu ermöglichen.
Der Plan hat funktioniert
Die beiden Kinder des Ehepaares sind inzwischen erwachsen, verheiratet und, wie es sich die Eltern gewünscht hatten, beruflich erfolgreich. Mutter Eva hat in den 80er Jahren im polnischen Breslau Pharmazie studiert. In Deutschland musste sie dennoch das Pharmazieexamen absolvieren. Heute arbeitet sie als Apothekerin. Ihr Ehemann arbeitete in Polen als Sportlehrer, nach dem Erhalt der Trainerlizenz ist er nun auch in Deutschland seit Jahren Tennistrainer.
Mit dieser Leidenschaft infizierte er auch den Rest seiner Familien. Sowohl seine Frau als auch die beiden Kinder spielen Tennis und sind sportbegeistert. Deshalb wird selbstverständlich auch bei den Rasztars daheim das EM-Spiel Deutschland gegen Polen heute Abend um 21 Uhr angesehen. Und selbstverständlich muss die typische Journalistenfrage gestellt werden: Zu wem halten Eva und Kasimir? Zu Polen oder zu Deutschland?
Fußball ist nicht immer fair
Eine Frage, die Kasimir Rasztar nicht beantworten kann, ohne sich aufrecht hinzusetzen und kräftig Luft zu holen: "Ich bin für die bessere Mannschaft", sagt er laut und mit Nachdruck. Fußball, das sei für ihn zum Teil ein unfairer Sport. "Eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters kann ein ganzes Spiel beeinflussen, so dass am Ende nicht der bessere gewinnt", schimpft er. Im Tennis zählen Fleiß und Fähigkeiten.
Doch im Fußball gewinne nicht immer die fähigere Mannschaft.
Gute Spiele mit fairen Siegern
Noch schlimmer findet Kasimir Rasztar aber so manche selbsternannten Fußballfans, die eigentlich keine sind. "Die prügeln sich am Ende dann auch noch, ohne zu beachten, ob ihre Mannschaft eben einfach nicht gut genug gespielt hat", sagt Rasztar aufgebracht.
Das Ehepaar möchte gute Spiele und faire Sieger sehen - einfach guten Sport. "Aber wir schwenken sicher nicht die polnische Flagge oder malen uns das Gesicht in Rot und Weiß an", sagt Kasimir Rasztar.
Stattdessen dürfe aber gerne etwas Polnisches auf den Tisch kommen. Denn neben dem Sport haben die Rasztars noch eine Leidenschaft: gutes, polnisches Essen. "Am liebsten das meiner Frau", sagt Kasimir.
Eva Rasztar, die in der Küche die Chefin ist, hat dem Fränkischen Tag ihr Rezept für das polnische Nationalgericht schlechthin verraten: Bigos.