Zugezogene Schönheit in Blüte

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Die Blütezeit der Schachbrettblume ist nur kurz, dafür zeigt sie dann ihre sehr besondere Zeichnung. Im Coburger Land wächst sie wild nur an einer einzigen Stelle. Foto: Rainer Lutz
Die Blütezeit der Schachbrettblume ist nur kurz, dafür zeigt sie dann ihre sehr besondere Zeichnung. Im Coburger Land wächst sie wild nur an einer einzigen Stelle. Foto: Rainer Lutz

Auf einem kleinen Flecken in der Flur der Gemeinde Lautertal blüht die Schachbrettblume - nicht lange, aber dafür sehr schön. Ihre Heimat liegt eigentlich näher am Mittelmeer oder Atlantik.

Was Mutter Natur bewegt hat, einem Liliengewächs ausgerechnet das Muster eines Schachbretts in die Blüte zu zaubern, ist unbekannt. Außerdem ist anzunehmen, dass es die Blüten schon gab, als Schachbretter noch gar nicht erfunden waren. Schön ist die Schachbrettblume allemal - und sie ist selten. So selten, dass es im ganzen Coburger Land nur ein Vorkommen gibt, im Lautertal.

Wie sie dorthin gekommen ist, weiß auch Frank Reißenweber nicht. Der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes (LPV) freut sich einfach, dass die Blumen da sind. "In Oberfranken gibt es neben dem im Coburger Land nur sehr wenige weitere Vorkommen", sagt er. Daher ist er bemüht, der Blume zu helfen, dass sie an ihrem Standort eine Zukunft hat. "Die Fläche wird nur extensiv bewirtschaftet und nicht gedüngt", erklärt der Biologe. Da ist es von Vorteil, dass die Wiese zum Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten gehört. Die Betriebsleitung steht dem Naturschutzgedanken offen gegenüber.

Wer ein größeres Vorkommen der seltenen Pflanze sehen will, der sollte sich in den Spessart bemühen. Dort, im Sinngrund, befindet sich eines der bedeutendsten Schachbrettblumengebiete. Eine Einheimische ist die Blume bei uns nicht ganz. Sie hat Migrationshintergrund. Ihre Heimat ist in den submediterranen und subatlantischen Regionen. Südfrankreich oder die Normandie etwa oder der Balkan. Es wird angenommen, dass sie möglicherweise mit den Römern zumindest in die Rheingegend gelangt ist. Auch ihre Verbreitung weiter ins Innere Deutschlands dürfte darauf zurückgehen, dass Menschen sie hierhin gebracht haben. Botaniker sprechen daher von einer Stinsenpflanze.

"Allerdings ist das schon so lange her, dass wir inzwischen von einer Wildform ausgehen", betont Frank Reißenweber. Im Laufe von Jahrhunderten hat sich die Schachbrettblume (oder einfach Schachblume) so an die Boden- und Klimaverhältnisse angepasst, dass es keinen Sinn mehr hätte, sie auszugraben, um sie im eigenen Garten einzupflanzen. Das wäre erstens strengstens verboten und könnte mit äußerst schmerzhaften Bußgeldern belegt werden. Und zweitens würde die Pflanze in einem Gartenbeet kaum lange überleben. "Es gibt Schachblumenpflanzen in jedem Gartencenter, die sind extra für die Pflanzung im Garten gezüchtet", sagt Frank Reißenweber.

Lautertal hat aber noch andere Naturschönheiten zu bieten, die gerade jetzt im Frühjahr zu finden sind. Im Weißbachsgrund, nahe einigen Biotopgewässern, die der Landschaftspflegeverband vor einigen Jahren geschaffen hat, gibt es eine regelrechte Bärlauchweide. Flächendeckend wächst er dort so dicht, dass einen direkt eine Wolke seines Aromas empfängt, wenn man am Schotterweg daran vorbeikommt.

Noch mehr seltene Pflanzen

Zu den Seltenheiten - nicht nur im Weißbachsgrund - gehört die Trollblume. Sie war in dem feuchten Tal früher ganz und gar nicht selten und füllte als Strauß so manche Vase. Doch inzwischen ist sie rar geworden. Das hat aber wohl weniger mit der menschlichen Einwirkung, etwa durch die Landwirtschaft, zu tun. Denn: "Wir beobachten das auch auf reinen Naturschutzflächen", bestätigt Frank Reißenweber.

Es scheint eher die Trockenheit zu sein, die ihr zusetzt. Und die wird nicht nur ihr zum Problem. Mit Blick auf die Feuchtgebiete und Moore in der Region sagt Frank Reißenweber: "Die haben sich schon nach dem heißen Sommer 2003 schwer erholt. Sollte jetzt ein dritter Sommer kommen, der so trocken wird wie die beiden vergangenen, dann wird es für manche Gebiete schwerwiegende dauerhafte Folgen haben." Wie sehr das Wasser fehlt, zeigt auch der Weißbach, der dem Grund den Namen gab. In weiten Teilen seines Unterlaufs ist er oberirdisch trocken gefallen, sind nur noch ein paar Pfützen übrig. Nur unter der Erde bewegt sich dort noch ein Wasserstrom, wie herausgefunden wurde.