Asylbewerber Die Gemeinde stellt das Feuerwehrhaus für den Notfallplan des Landkreises bereit. Bis zu 16 Flüchtlinge könnten dort für sechs Wochen wohnen. Der Bürgermeister und das Sozialamt des Landratsamtes informierten die Bürger.
von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
Wonfurt — Bürgermeister Holger Baunacher ist gewappnet und möchte, wenn es der Notfallplan des Landkreises Haßberge erfordert, bis zu 16 Asylbewerber im Feuerwehrgerätehaus in Wonfurt für die Dauer von bis zu sechs Wochen aufnehmen. Zu dem Thema hatte er eine öffentliche Gemeinderatssitzung im Pfarrzentrum anberaumt, die er als "Art Bürgerversammlung" bezeichnete. Dabei gab Dieter Sauer vom Sozialamt des Landratsamtes Haßberge den 40 Bürgern und sieben Gemeinderäten einen Überblick über die Situation im Landkreis.
"Wir dürfen die Augen vor der Not der Asylbewerber nicht verschließen und sollten einige von ihnen willkommen heißen, wenn der Landkreis Notunterkünfte benötigen sollte", betonte Baunacher.
Der Notfallplan, der die Aufnahme von überraschend vielen Asylbewerbern dezentral über den Landkreis verteilt vorsehe, müsse aber nicht Realität werden. Er habe bereits mit Vertretern der Kirche, des Kindergartens und der Feuerwehr gesprochen und schlage die Unterbringung im Feuerwehrgerätehaus vor. Denn dort seien eine Küche, Duschen und sanitäre Anlagen vorhanden, erklärte er.
Auf die Frage von Dieter Sauer, wie die Bürger die Situation zurzeit einschätzen würden, sagte Gemeinderat Wolfgang Thein: "Es ist ein Problem" und Gemeinderat Josef Kram meinte: "Es gibt viele Asylbewerber." Doch Gemeinderat Franz-Josef Selig betonte: "Da 83 Prozent der Flüchtlinge in Entwicklungsländern aufgenommen wurden, ist unser Problem marginal.
Wenn wir es in unserem reichen Land nicht schaffen, die paar Asylbewerber aufzunehmen, wäre das schlimm."
Dieter Sauer wiederum berichtete, dass die Zahl der Asylbewerber in Deutschland heuer vielleicht die Zahl von 200 000 Personen erreichen werde. Dies sei deutlich weniger als in den 1990er-Jahren, als zwischen 250 000 und 438 000 Asylbewerber jährlich gezählt worden seien. "In unserem Landkreis gibt es keine Krisensituation, aber wir müssen auf den Notfall vorbereitet sein", teilte er mit.
Derzeit kämen etwa 16 Personen pro Woche in den Landkreis, die in den regulären Unterkünften untergebracht werden können. Man sei aber immer auf der Suche nach geeigneten Wohnungen und kleineren Gasthöfen.
"Wer Wohnungsraum zur Verfügung stellen möchte, kann sich jederzeit bei uns melden", sagte Dieter Sauer.
In der Regel würden solche Wohnungen für zwei Jahre zu den üblichen Mietpreisen angemietet. Eine Rolle spielten der Preis, die vorhandenen Kindergartenplätze, eine Schule, die Nähe zu Lebensmittelgeschäften und das Vorhandensein von Kochgelegenheiten, da sich die Asylbewerber selbst versorgen müssten. Der Landkreis Haßberge sei einer der wenigen Landkreise, der im Notfall auf die dezentrale Unterbringung setze. So sei unter anderem in Haßfurt eine Turnhalle am Schulzentrum dafür vorgesehen. Zudem gebe es in Sand und Breitbrunn und jetzt auch in Wonfurt Angebote, einige Asylbewerber für die Dauer von bis zu sechs Wochen aufzunehmen.
Sollte der Notfall eintreten, erklärte Sauer weiter, würden das Rote Kreuz, die Kirchen, Dolmetscher und andere Personenkreise angesprochen werden.
Für die Asylsozialberatung wiederum sei der Caritasverband für den Landkreis Haßberge zuständig, der sein Personal aufstocke. "Die Asylbewerber werden von Minijobbern betreut und angeleitet; darüber hinaus kümmern sich unsere Alltagsbetreuer um sie", erklärte Dieter Sauer. Ehrenamtliche Kräfte seien willkommen, um die Integration zu gewährleisten oder kleinere Hilfsleistungen zu übernehmen. So habe es sich bewährt, dass pensionierte Lehrer die ersten Sprachkurse anbieten. Denn Asylbewerber hätten erst nach neun Monaten eine Chance, einen offiziellen, vom Freistaat bezahlten Sprachkurs in Anspruch zu nehmen. Die Asylbewerber dürften auch gemeinnützige Arbeiten verrichten, für die der Freistaat 1,05 Euro pro Stunde zahle.
Meistens aus Syrien Größtenteils, so Sauer, kommen die Flüchtlinge aus Syrien, aber auch aus den
Balkanländern und Afrika. Das klassische Asyl wegen politischer Verfolgung bekomme aber nur ein Prozent der Antragsteller. Auf die Frage von Willi Schuck, ob die Asylbewerber in ihre Heimat zurückkehren würden, wenn dort der Krieg beendet sei, sagte Dieter Sauer: "Bis zum 30. September 2015 besteht ein Abschiebestopp für Syrer. Sollte der Krieg irgendwann beendet sein, werden wohl erst die Millionen Flüchtlinge aus den angrenzenden Ländern nach Hause zurückkehren." Sollten alle Flüchtlinge auf einmal in die Heimat reisen, drohe eine humanitäre Katastrophe.
Andererseits seien die Flüchtlinge, die längere Zeit in Deutschland gewesen seien, die Sprache gelernt und vielleicht auch eine Ausbildung absolviert hätten, als Arbeitskräfte willkommen.
Denn das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland verringere sich bis 2015 um 1,5 Millionen, bis 2016 um 3,5 Millionen und bis 2025 um 6,5 Millionen Personen.
Mit offenen Armen Zum Schluss berichtete Baunacher, dass er von seinen Bürgermeisterkollegen aus Ebern und Zeil nur positive Rückmeldungen habe. "Das Wichtigste ist, dass wir auf die Asylbewerber zugehen, sollten einige von ihnen zu uns kommen", sagte er.