Weil die Rohstoffpreise in den letzten Jahren stark stiegen, verwertete der Landkreis seinen Elektroschrott überwiegend selbst. Inzwischen jedoch fallen die Preise und somit rentiert sich die Eigenvermarktung nur noch bedingt.
Egal ob Waschmaschine, Fernseher oder Computer: Immer mehr Verbraucher tauschen ihre Elektrogeräte laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes früher aus. Zwar konnte eine gezielt kurze Produktlebensdauer, die die Hersteller mittels eingebauter Mängel erzeugen, laut Studie nicht nachgewiesen werden, dennoch liegt die durchschnittliche Benutzungsdauer beispielsweise bei Flachbildfernsehern gerade noch bei 5,6 Jahren. Die alten Röhrenfernseher hingegen hielten im Untersuchungszeit zwischen 2005 und 2012 noch um die zwölf Jahre.
Damit steigen auch im Landkreis Bamberg die Elektroschrottberge. Zählte der Landkreis im Jahr 2006 noch 972 Tonnen Elektrogeräte wie Kühlschränke, Fernseher, Computerbildschirme oder Haushaltskleingeräte, waren es im letzten Jahr bereits 1510 Tonnen.
Umgerechnet erzeugt somit jeder Einwohner rund 10,5 Kilogramm Elektroschrott im Jahr.
Somit stellt sich die Frage: Wohin mit dem elektronischen Abfall? Zum einen besteht für Händler mit einer Verkaufsfläche für Elektro- und Elektronikgeräten von mehr als 400 Quadratmetern die Pflicht zur Rücknahme von Elektroaltgeräten. Selbst wenn kein Neukauf getätigt wird, müssen Händler sehr kleine Altgeräte zurücknehmen. Bei einem Neukauf hingegen müssen alle Altgeräte unabhängig ihrer Größe zurückgenommen werden.
Viele Verbraucher im Landkreis Bamberg nutzen aber lieber die Wertstoffhöfe des Landkreises. Den dort gesammelten Elektroschrott kann der Landkreis entweder kostenfrei über die Stiftung Ear (Elektro-Altgeräte Register) abholen lassen.
In Zeiten, in denen jedoch die Rohstoffpreise sehr hoch sind, kann der Landkreis den Elektroschrott aber auch selbst vermarkten und damit beispielsweise seinen Gebührenhaushalt niedrig halten (der Landkreis Bamberg hat im Jahre 2014 sogar die Müllgebühren gesenkt). Allerdings ist der Aufwand bei der Eigenvermarktung deutlich höher. Denn der Landkreis muss bei der Entsorgung des Schrotts sicherstellen, dass dieser nicht in Afrika auf irgendeiner illegalen Mülldeponie landet, sondern fachmännisch zerlegt und zum Teil wieder recycelt wird.
Nicht alles rechnet sich
Derzeit wird der Elektroschrott in fünf Gruppen sortiert und in Haushaltsgroßgeräte, Kühlgeräte und Radiatoren, Bildschirme und Monitore, Lampen sowie Kleingeräte eingeteilt. Doch nicht für jede Gruppe lohnt sich für den Landkreis die Eigenvermarktung.
Während beispielsweise Haushaltsgroß- und Kleingeräte in Eigenregie entsorgt werden, sollen künftig Kühlgeräte sowie Bildschirme und Monitore von der Ear-Stiftung abgeholt werden. Das liegt unter anderem an den gesunkenen Rohstoffpreisen. So wurden im 2014 bei den Flachbildschirmen und Monitoren noch Verwertungserlöse von über 9000 Euro erzielt. Letztes Jahr jedoch lagen sie nur noch bei 3000 Euro. Tendenz weiter fallend. Nur bei Haushaltsgroßgeräten konnten im Jahr 2015 immerhin noch 28 200 Euro erzielt werden (Zum Vergleich: 2014 waren es noch 43 900 Euro).
Ein wichtiger Partner für den Landkreis bei der Entsorgung von Elektroschrott war und ist die Lebenshilfe. So hat man hier bereits zwischen den Jahren 1997 und 2005 Bildschirmgeräte im Auftrag des Landkreises zerlegt. Allerdings hat sich inzwischen der Anteil der Flachbildschirme drastisch um 40 Prozent erhöht.
Im Vergleich zu den Röhrenfernsehern ist die Zerlegung der Flachbildschirme aber wesentlich komplizierter und zudem gibt es hierfür strengere Arbeitsauflagen.
Dennoch möchte die Lebenshilfe weiter bei der Entsorgung und Zerlegung der Geräte mitwirken und schlug daher vor, künftig Elektrokleingeräte zu zerlegen. Daher gibt es bis Herbst 2016 einen Probebetrieb. Hierbei soll ermittelt werden, welche Menge und in welcher Zerlegungstiefe die Geräte verarbeitet werden können. Die Mitglieder des Umweltausschusses stimmten über die Fraktionen hinweg einstimmig der Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe zu und beauftragten die Verwaltung, weitere Verhandlungen zu führen.