"Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor" - genauso wie Doktor Faust mögen sich die Rannunger Gemeinderäte, oder zumindest die allerme...
"Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor" - genauso wie Doktor Faust mögen sich die Rannunger Gemeinderäte, oder zumindest die allermeisten von ihnen, nach Ende ihrer jüngsten Sitzung gefühlt haben.
Auf der Tagesordnung stand, als einziger Punkt übrigens "Gespräch mit Herrn Seufert vom Abwasserzweckverband Obere Werntalgemeinden zur Klärung der gemessenen Abwassermengen." Es ging wieder einmal um das Problem, dass die in und von der Gemeinde selbst gemessene Abwassermenge nicht mit der übereinstimmt, die in der Sammelkläranlage in Geldersheim ankommt bzw. registriert wird. Licht ins Dunkel konnte diese Sitzung nicht bringen. Aber es wurde beschlossen, die Schiedsstelle im Landratsamt Schweinfurt anzurufen.
Schon vor knapp einem Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, mit dem Betriebsleiter der Sammelkläranlage ein Gespräch zu führen. Nun war Jürgen Seufert gekommen, um Rede und Antwort zu stehen. Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) stellte zunächst fest, dass der Gemeinde der Neubau einer Kläranlage vom Wasserwirtschaftsamt verboten worden sei. Deshalb habe sie sich an die Sammelkläranlage in Geldersheim, die vom Abwasserzweckverband Obere Werntalgemeinden errichtet wurde, anschließen müssen.
Plötzlich erheblich mehr
Vor dem Anschluss an Geldersheim hätten die Bürger etwa 70 000 bis 90 000 Kubikmeter Abwasser pro Jahr produziert, nach dem Anschluss sei plötzlich ein Drittel bis die Hälfte mehr gemessen worden. "Das war unerklärlich für uns", räumte er ein.
Aber vor 2003 lagen die Werte über 100 000 Kubikmeter, so der Bürgermeister. 2003 sei ein neuer Klärwärter eingestellt worden. Dass sich genau zu diesem Zeitpunkt die Werte geändert hätten, sei zwar auffällig, "aber der neue Klärwärter hat auch nichts anderes gemacht als der alte".
Gemeinderat Harald Klopf (Bürgerliste) hatte sich gründlich in dieses Thema eingearbeitet und legte ausführliche Zahlen vor, um die Diskrepanzen zwischen den einzelnen Messungen zu belegen. Er wollte unter anderem wissen, ob Abwassereinleitungen aus Rottershausen durch Sog oder Rückstau die Messungen in
Rannungen beeinflussen könnten. Das sei nicht möglich, sagte dazu Bürgermeister Zehner.
Harald Leurer schlug vor, aus Rannungen und aus Rottershausen die gleiche Menge Wasser einzuleiten und dann zu messen. "Das bringt uns auch nicht weiter", wehrte Jürgen Seufert ab.
Venturi-Rinne war zu klein
Bürgermeister Zehner teilte mit, dass eine sogenannte Venturi-Rinne zur Messung der Abwassermenge eingebaut worden sei. Die zuerst verwendete Vier-Liter-Rinne sei aber zu klein gewesen für die Menge und musste durch eine Zwölf-Liter-Rinne ausgetauscht werden. Das habe für Verwirrung gesorgt. "Eine totale Verwirrung für uns totale Laien" konstatierte auch Gemeinderätin Sibylle Büttner (Bürgerliste).
Wie schon erwähnt, eine schlüssige Antwort auf die Frage, woher die unterschiedlichen Messergebnisse für das Rannunger Abwasser kommen, konnte niemand geben, auch der technische Leiter der Kläranlage nicht. Jürgen Seufert schlug jedoch vor, die Schiedsstelle im Landratsamt Schweinfurt anzurufen.
Bürgermeister Zehner ließ schließlich über einen entsprechenden Antrag aus der Mitte des Gemeinderates stimmen. Alle elf Anwesenden waren dafür, nur er stimmte dagegen.
Die Gemeinde Rannungen ist seit nunmehr dreieinhalb Jahren Mitglied des Abwasserzweckverbandes Obere Werntalgemeinden. Natürlich hat dieser auch eine Internetseite: www.azy-obere-werntalgemeinden.de. Dort findet man allerdings keinen Hinweis darauf, dass die Gemeinde Rannungen Mitglied ist. Weder auf den beiden Landkarten mit dem Einzugsgebiet, noch auf der Liste der Mitgliedsgemeinden.