Wo die Feuerwehr mit Bier löscht

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Szene aus dem Stück "Bratwurst und Sauerkraut" der Theatergruppe Röttenbach Fotos: Pauline Lindner
Szene aus dem Stück "Bratwurst und Sauerkraut" der Theatergruppe Röttenbach Fotos: Pauline Lindner

Die Theatergruppe der FFW Röttenbach hat sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht. Mit Stücken wie "Bratwurst und Sauerkraut" hat sie sich ein Stammpublikum aufgebaut. Spaß macht das Spielen aber auch den Akteuren selbst.

Das Hemd halb aus der Hose, die Bierflasche in der Hand, schwanken drei Gestalten durch die Lohmühlhalle. Gleich brandet Beifall auf. So beginnt die Aufführung der Theatergruppe Röttenbach. "Bratwurst und Sauerkraut" heißt das Stück von Regina Rösch, das die Hobby-Schauspieler ausgesucht und den örtlichen Gegebenheiten angepasst haben.
Der eine der drei Feuerwehrleute, die schwer angeschlagen von der letzten Übung sind, befürchtet in seinem Zustand ein Erdbeben. Sein Gegenüber versteht Erdbeeren, woraus sich ein typisch alkoholschwangerer Wortwechsel ergibt. Er endet in der Befürchtung, vom Nachbarort Hemhofen käme eine Flutwelle herab. Höhere Lagen aufsuchen, heißt dazu die Vorgabe für die Rettungskräfte, die die drei befolgen und auf die Bank neben der Bushaltestelle auf der Bühne klettern. Als dann einer noch das Erscheinen seines persönlichen "Dusnamis" Helga befürchtet, lacht der Saal.
Bis die Aufführung so losgehen kann, hat Andreas Fuchs, der Regisseur der Truppe, schon fast ein Jahr Arbeit hinter sich. Im März hat er unter seinen bewährten Mitspielern herumgefragt, wer wieder dabei ist, und dann nach deren Typus und Anzahl nach einem passenden Stück gesucht. Etwa zehn nimmt er in die engere Auswahl; manche kennt er von Aufführungen anderer Theatergruppen in der weiteren Umgebung. Wie bei Rösch kennt er den Verfasser.


Die Konkurrenz schläft nicht

"Wenn das Grobe steht", sagt Fuchs, tritt er mit seiner Auswahl an die Gruppe heran. Man macht eine Leseprobe und überlegt, wie die Rollen verteilt werden. "So weit sind wir Ende Mai, Anfang Juni", berichtet Fuchs. Weiter hinauszögern kann er es nicht, denn im Landkreis gibt es viele Theatergruppen. Durchaus Konkurrenz, auch wenn die Röttenbacher auf ein Stammpublikum bauen können, das teilweise von recht weit her anreist.
An der Bühnen-Bushaltestelle spielen sich noch ein paar witzige Szenen ab, in denen die Ehefrauen - eben besagter Dusnami Helga und die Betty - ihren Ehemännern verklickern, dass es doch nicht, wie befürchtet, auf eine Schiffsreise geht. Auch die Frauen wollen diesmal nach Bad Füssing, wo die Männer schon seit Jahrzehnten kuren. Im dortigen Kurheim spielen dann die nächsten zwei Akte.


"Nur das, was man braucht"

Zwei Bühnenbilder braucht es also. Hier ist Kassier Willi Ackermann federführend. Sparsam soll es sein, "nur das, was man wirklich braucht", beschreibt es Fuchs, aber "auch ein schöner Blick". Die in Kurhäusern angestrebte Wohlfühlatmosphäre hat Ackermann geschickt hinbekommen, im Wesentlichen durch ein Wandbild, wie es wirklich in so einem Haus hängen könnte. Durch Trainingsanzüge und Bademäntel weisen die Akteure auf ihre Aktivitäten hin. Der Masseur schleppt natürlich jedes Mal seine Massageölflasche mit sich. Und die zwei Herren, die es auf den Geldbeutel der kurenden Damen abgesehen haben, dürfen ihren "seriösen" Auftritt mit Schal und Krawatte aufpeppen.
Die Ehemänner retten die zwei Röttenbacherinnen aus deren Fängen, indem sie sich als ölreiche alte Amerikanerinnen verkleiden. Für deren Outfit hat die Theatergruppe tief in ihren Kleiderfundus gegriffen, vor allem für die Perücken und die Hüte. Fehlt dort das Passende, schaut man schon mal im eigenen Kleiderschrank nach.
Im September beginnen die Proben, meist am Dienstag und am Donnerstag. Das ist gar nicht so einfach, einen Plan zu erstellen, denn nicht nur Willi Ackermann, der gleich nach der Aufführung zum Dienst musste, hat unregelmäßige Arbeitszeiten.


Hochdeutsch und Dialekt

Vier bis fünf Proben lang wird nur der erste Akt eingeübt, mit Unterstützung der Souffleuse. Wenn Fuchs das Gefühl hat, das sitzt so langsam, wird der zweite Akt angegangen. "Wenn wir zu 80 Prozent textsicher sind, nehmen wir den dritten hinzu", schildert er sein Vorgehen. "Ab Dezember gibt es immer Vollproben." Da wird an den Gesten gefeilt, Bewegungen und Standplätze festgelegt.
Fuchs bevorzugt Stücke in Hochdeutsch. Dialektvorlagen sind viel schwerer zu lernen, hat er über die Jahre beobachtet, gerade weil die lokalen Sprachunterschiede groß sind. Dennoch herrscht dann auf der Bühne das Röttenbacher Idiom vor. Freilich wird mit der Diskrepanz zwischen den zwei Sprachebenen gespielt. Und diesmal sogar mit den pseudoenglischen, in Wahrheit fränkisch-verballhornten Redewendungen der angeblichen Ladys aus Dallas.