"Wir sind keine Trassenplaner"

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Endstation Thermalbadstadt: Wenn künftig Züge von Bad Rodach aus weiter Richtung Thüringen fahren sollen, braucht es einen Lückenschluss. Doch den Freistaat Bayern von der Notwendigkeit davon zu überzeugen, ist nicht einfach. Dennoch will Landrat Sebastian Straubel "an der Sache dranbleiben". Foto: Berthold Köhler
Endstation Thermalbadstadt: Wenn künftig Züge von Bad Rodach aus weiter Richtung Thüringen fahren sollen, braucht es einen Lückenschluss. Doch den Freistaat Bayern von der Notwendigkeit davon zu überzeugen, ist nicht einfach. Dennoch will Landrat Sebastian Straubel "an der Sache dranbleiben".  Foto: Berthold Köhler

2018 beschloss der Coburger Kreistag, dass der Landkreis eine Zugverbindung nach Thüringen überprüfen lassen soll. Seitdem hat sich nicht viel geändert. Warum wurde erneut ein diesbezüglicher Antrag eingereicht?

Berthold Köhler Irgendwann ist es aber mal gut: Immerhin auf die Tagesordnung dreier öffentlicher Sitzungen von Landkreisgremien hat es der Antrag von Thomas Kreisler (Bündnis 90/Die Grünen) geschafft. Der Landrat möge sich doch bitte beim Freistaat Bayern dafür stark machen, dass bald ein Raumordnungsverfahren für einen Bahn-Lückenschluss zwischen Bayern und Südthüringen in die Wege geleitet wird, heißt es darin. Jetzt hat der Kreis- und Strategieausschuss den Antrag offiziell in die Ablage geschickt - nach erneuter Diskussion über dessen Sinnhaftigkeit und gegen die Stimmen von Dagmar Escher (Bündnis 90/Die Grünen) und Rainer Marr (CSU/Landvolk).

Die Entscheidung heißt aber nicht, dass sich Landrat Sebastian Straubel (CSU/Landvolk) nicht weiter um das Thema kümmern will. Es gibt schließlich einen Kreistagsbeschluss aus 2018, in dem sich der Landkreis für die Überprüfung eines Lückenschluss-Projektes stark macht. Seitdem hat sich aber nicht viel geändert. Mit Ausnahme der Tatsache, dass mit Kerstin Schreyer (CSU) seit Jahresbeginn eine neue Ministerin dem bayerischen Bauministerium vorsteht. Und dieses Ministerium wäre wohl, meint nicht nur Kreisler, die Stelle, die dem Raumordnungsverfahren den entscheidenden Schubs nach vorne verleihen könnte. Aber viel Interesse war dort in den vergangenen Jahren nicht zu erkennen, in München zweifelt man an der Wirtschaftlichkeit einer solchen Trasse. Aber der Landkreis Coburg, da ist man sich in der Politik nahezu einig, könne nicht die Ebene sein, von der aus das Raumordnungsverfahren beantragt werde.

Nichts Neues, meinte Markus Mönch (ULB) und bezeichnete Kreislers Antrag deshalb als überflüssig: "Wir sollen hier etwas befürworten, was wir eh tun." Das sah auch Rainer Mattern (CSU/Landvolk) so, wenngleich der Fraktionsvorsitzende einräumte, dass ein Bahn-Lückenschluss ein "komplexes Thema" darstellt. Alleine schon, weil eine der infrage kommenden Trassen (die durchs Lautertal) massive Auswirkungen auf die dortige Bevölkerung hätte.

Frank Rebhan (SPD) konnte sich nicht damit anfreunden, dass Kreislers Antrag den Eindruck erwecke, als würde der Landkreis die Trassenfindung verantworten können. Das sei nicht der Fall, betonte der Neustadter Oberbürgermeister: "Wir sind keine Trassenplaner. Das können wir nicht." Es sei denn, der Landrat werde sich ab sofort in Vollzeit mit dem Thema beschäftigen, spitzte Rebhan seine Einschätzung sarkastisch zu. Tobias Ehrlicher (SPD), dessen Heimatstadt Bad Rodach von der zweiten möglichen Trassenführung betroffen wäre, sagte, man müsse vor der Festlegung der Trasse erst mal eine andere Frage klären: "Ist der Lückenschluss überhaupt machbar?" Dies sei aber nicht Sache des Landkreises.

Nun wird sich Sebastian Stra ubel ohne einen erneut von der Kreispolitik verabschiedeten Antrag weiter um das Thema Bahn-Lückenschluss kümmern. Wie der Landrat berichtete, habe es in der Zeit vor der Corona-Krise erste Vorgespräche für einen Termin mit Coburger Politikern und der neuen Bauministerin gegeben, doch derzeit gebe es auf allen Ebenen halt andere Prioritäten. Dennoch wolle er versuchen, Kerstin Schreyer mal für ein Gespräch ins Coburger Land zu holen. Und vielleicht könnte man bis dahin auf einer anderen Schiene noch ein bisschen Bewegung in die Sache bringen, schlug Bernd Reisenweber (Freie Wähler) vor. Die Idee des Ebersdorfer Bürgermeisters war es, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für Bayern, Klaus-Dieter Josel, mit ins Boot zu nehmen. Josel, der während der Verwirklichung der ICE-Neubaustrecke oft im Coburger Land zu Gast war, ist nach Reisenwebers Ansicht "ein Mann, der immer ein offenes Ohr für uns hat". Diese Verbindung könnte hilfreich sein, ergänzte Bernd Reisenweber, denn: "Ohne eine Stellungnahme der Bahn pro Lückenschluss geht gar nichts."