Jugendliche aus Châtellerault und Herzogenaurach bauen ein sogenanntes Hybridkraftwerk auf. Ein erster Versuch in Herzogenaurach glückte, so dass der nächste Aufbau in der gemeinsamen Partnerstadt Kaya sichergestellt ist.
Michael Busch
Es ist ein wenig wie bei dem Flugzeughersteller Airbus. Dort sind die Mitarbeiter immer sehr stolz darauf, dass das fertige Produkt letztlich eine Zusammenarbeit aus mehreren Ländern ist. Das können wir schon lange, dachten sich offenbar alle Beteiligten bei dem Projekt "Hybridkraftwerk". Denn diese kommen auch aus drei Ländern.
Sieben Jugendliche kommen aus der französischen Stadt Châtellerault. Das ist die Partnerstadt von Burkina Faso in Kaya, die wiederum Partnerstadt Herzogenaurachs ist. Weitere zehn Jugendliche kommen aus
Herzogenaurach. Und diese verfolgen ein Projekt, das dann wiederum bei einem Besuch in Kaya eine wichtige Rolle spielen wird. Im Rahmen eines Workshops sind diese beiden Gruppen zusammen mit Experten auf dem Außengelände des Rabatz' aktiv. "Wir bauen ein Kraftwerk", erklärt der französische Gast Abdallah. Ein Hybridkraftwerk, um genauer zu sein. Vier Photovoltaikmodule und ein Dieselgenerator sollen in Zukunft Energie gewinnen, um bis zu 1000 Watt zu liefern.
"Der Dieselmotor springt ein, wenn mal die Sonne nicht genug scheint", sagt Thomas Tschaftary. Das werde aber auch nur der Fall sein, wenn die Akkus nicht voll sind. Denn der Motor solle natürlich nicht im Dauerbetrieb laufen, um dann nur die Energie des Diesels einfach umzuwandeln. "Eine Besonderheit", ergänzt der Diplomingenieur, "ist, dass diese gelieferte Energie nicht in einem Anschlussverfahren an einen Stromabnehmer funktioniere, sondern kleinere Akkuelemente können mit nach Hause genommen werden".
Das wiederum ruft den Bamberger Gründungsberater Jürgen Fleischmann auf den Plan. Denn neben der rein technischen Arbeit soll ein Businessplan sicherstellen, dass das Kraftwerk in Kaya auch profitabel betrieben werden kann. Ein wichtiger Aspekt für die Refinanzierung und die Unterhaltskosten. "Die Akkus können zum Beispiel gegen eine Gebühr entnommen werden und dann zu Hause genutzt werden", erklärt Fleischmann.
Probeaufbau in wenigen Stunden
In dem von ihm betriebenen Workshop habe man sich sehr genau mit der Standortfrage, den kulturellen Bedingungen vor Ort, aber auch Wetter und anderen Voraussetzungen beschäftigt, um das Projekt nachhaltig zu betreiben. "Nicht einfach hinstellen und es dann alleine lassen, wie es früher einmal bei Entwicklungsprojekten der Fall war."
Das Kraftwerk selber, das nun probeweise aufgebaut wurde, stammt von der Raindorfer Firma Autarxia. Das in dem Veitsbronner Ortsteil gelegene Unternehmen stellt die Anlage zur Verfügung, steht aber mit Tschaftary auch beim Aufbau zur Seite. "Ich habe den Jugendlichen gezeigt, wie die ganzen Module zusammengeführt werden, um ein lauffähiges Kraftwerk zu haben." In knapp sechs Stunden haben vier Menschen die Hütte inklusive der Panels und des Dieselmotors aufgestellt. "Es ist tatsächlich eine neue Idee, die ich speziell für diesen Workshop und dieses Projekt entwickelt habe", erklärt der Firmenchef.
Er ist, wie der Unternehmensberater auch, dann 2018, wenn es gemeinsam nach Kaya geht, nicht mit dabei. Im Gegensatz zu allen anderen Jugendlichen, die sich ihr Wissen in drei Tagen in Herzogenaurach angeeignet haben.
Thomas Lang vom Generationenzentrum der Stadt ist neben der Partnerschaftsbeauftragten Rosa Abel von dem Projekt begeistert. "Hier entsteht etwas Nachhaltiges für eine gemeinsame Partnerstadt der französischen und der deutschen Stadt." Es sei eben nicht nur ein Jugendaustausch, der nach Beendigung verpuffe, sondern besteche durch die nachhaltige Idee. "Die ursprüngliche Idee war es, alle verbundenen Partnerstädte in ein Boot zu holen. Das hat aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt", erklärt Lang zur ursprünglichen Idee.
Gelebte Internationalität
Was aber geklappt hat, war die Zusammenarbeit mit Kaya. Es gab viele Telefonate, auch an diesem Wochenende stand ein solches Gespräch mit Kayas Bürgermeister an, um diesen über das Projekt zu informieren. Interesse gibt es aber auch von der Herzogenauracher Seite. Bürgermeister German Hacker (SPD) informierte sich vor Ort.
Zum Abschluss wurde nochmals der Plan für Kaya durchgegangen. Denn dort werden die Workshops wiederholt. Dann aber mit Kayanern, die vermittelt bekommen, wie das Kraftwerk aufzubauen ist, zu verschönern und zu vermarkten. "Wir wollen als Gruppen aus den drei Orten zusammenwachsen", erklärt Lang. Also im Grunde ein wenig wie beim Airbus.