Die Zahl der Zusammenstöße mit Rehen, Wildschweinen und in selteneren Fällen auch Bibern, Hasen oder Dachsen ist im Raum Höchstadt trotz diverser Maßnahmen fast jedes Jahr gleich. Einen Ausrutscher nach unten im vergangenen Jahr können Experten nicht erklären.
Nach einem Rückgang der Wildunfälle im Raum Höchstadt im vergangenen Jahr um 20 Prozent ist die Zahl dieses Jahr wieder stark gestiegen. Waren es 2014 weniger als 200 Unfälle, wird es heuer wie in den Vorjahren wieder rund 250 Unfälle betragen. Bislang sind es genau 245 Wildunfälle, darunter nur einer mit einer verletzten Person. Einen Grund für den extremen Rückgang und den Wiederanstieg kann die Polizei in Höchstadt nicht nennen, nur vermuten. "Vielleicht war es reiner Zufall", meint Backert.
Das extreme Wetter könnte eine Ursache dafür sein. Rehe, Hasen und Co. mussten wohl weitere Wege in Kauf nehmen, um Nahrung zu finden. "Mit besonderen Maßnahmen hatte es nichts zu tun", sagt Gerhard Backert, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei in Höchstadt zu dem Rückgang.
Zudem seien die Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Tiere gleich geblieben.
Berechtigte Jäger befestigen Strahler an den Leitpfosten, damit die Tiere das Licht gleich bemerken oder hängen silberne Bänder mit demselben Effekt an die Bäume. Inzwischen gibt es sogar extra Leitpfosten, um auf das Wild einwirken zu können. Trotzdem ist man vor einem Wildunfall nicht gefeit.
Duftzäune verlagern das Problem
"Sie stehen am Rand und springen auf die Straße", sagt Backert. Er weiß von einem erst kürzlich passierten Unfall, bei dem ein Reh sogar gegen ein stehendes Auto gesprungen ist. Denn die meisten Autofahrer kennen die Regel: Wo ein Reh ist, hält sich auch ein zweites auf. Das wusste auch der Autofahrer, dem dennoch ein Reh gegen das Fahrzeug gesprungen ist.
Vermeidbar sind Wildunfälle also nicht.
Selbst Duftzäune, die es inzwischen gibt, lösen das Problem nicht, sondern verlagern es nur, meint Uwe Brendel von der Höchstadter Polizei. Er ist zugleich Jäger und weiß deshalb, dass der Wildwechsel dann einfach 150 Meter weiter unterhalb des Duftzauns stattfindet. "Es gibt kein Patentrezept", meint er.
Besonders viele Wildunfälle ereignen sich gerade im Herbst, wenn das Nahrungsangebot versiegt und die Tiere weitere Strecken in Kauf nehmen müssen. Und die Tiere wandern nachts auf den Straßen, müssen diese überqueren. Die Straßen im ländlichen Bereich sind aber häufig am Waldrand. Die B 470, die Strecke bei Neuhaus oder die Staatsstraße zwischen Höchstadt und Mühlhausen werden von den Rehen und Wildschweinen gerne benutzt. Viel Wild ist auch im Bereich Höchstadt Süd unterwegs. Und mittlerweile auch Biber, weiß der Dienststellenleiter der Polizei.
Immerhin drei tote Biber gab es bisher 2015 zu verzeichnen.
Überwiegend werden aber Rehe überfahren und verursachen meist "nur" einen Sachschaden. Bei einem Zusammenprall mit einem Wildschwein ist allerdings durchaus Verletzungsgefahr gegeben. Viele Wildunfälle gibt es auch in Lauf bei Adelsdorf, dem Revier von Brendel. Er sieht die Ursachen dafür in teils erhöhter Geschwindigkeit der Autofahrer, die dort nachts unterwegs sind, teils auch in unvernünftigem Fahren. "Die Rehe werden vom Fernlicht geblendet und springen wie wild umher", sagt Brendel.
Nach der Meinung von Georg Dumpert, Abteilungsleiter des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth, ist der Rehbestand gleich geblieben. "Man kann Wild nicht zählen", sagt Dumpert. Deshalb gibt es die Verbissaufnahme, und deren Ergebnis ist relativ unverändert. Allerdings wurde viel Schwarzwild erlegt, die Jagd auf die Wildschweine intensiviert.
"Nicht nur wegen der Unfälle, sondern auch um Schaden für die Landwirte zu verhindern", erklärt Dumpert.
Nach einem Wildunfall muss die Polizei gerufen werden, die sich mit dem zuständigen Jagdpächter in Verbindung setzt, der dann das tote Tier von der Straße entfernt. Schließlich ist es ein Hindernis, das gerade bei Nachtzeit erneut zur Unfallgefahr für andere Autofahrer werden kann. Aber das tote Wild kann teils auch verwertet werden. Wild ist noch immer ein Luxusgut, das vom Jäger günstiger vermarktet wird als vom Händler. "Der Erlös kommt der Pacht zugute", informiert Brendel.