Fasziniert von den rauen, mystisch anmutenden Felsen, Höhlen und Burgen gaben sich Dichter und Literaten der Romantik ein Stelldichein in in Waischenfeld. So auch die Gruppe 47. Das war vor 50 Jahren.
"Wie viel Liebliches und Schönes ich hier finde, kann ich gar nicht sagen (...) (Alles...) gibt mir Interessantes, ja Bilder, und zwar in einem Charakter, wie ich ihn immer zu finden wünschte." Ludwig Richter, der diesen Satz 1837 in sein Tagebuch schrieb, war kein Schriftsteller, er war Zeichner und Maler. Aber: Er charakterisierte einen Ort, der im 19. Jahrhundert bei "Romantikern" jeder Couleur, vor allem aber bei Schriftstellern und Akademikern sehr beliebt und daher oft besucht war.
Rabeneck - ein "Rabennest!"
Ein Literat, der
Waischenfeld als einer der ersten einen längeren Besuch abstattete, war der Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt aus Rügen, der im Sommer 1798 auf einer Bildungsreise von Bayreuth aus nach Wien wanderte und in Waischenfeld einige Tage Station machte. Er besuchte die beiden Burgen Rabeneck und Rabenstein und schrieb seine "Entdeckungen" im Tagebuch nieder. Die Burg Rabeneck "ist ein wahres Rabennest" bemerkte er, lobte aber im gleichen Atemzug seine schöne Lage. "Dieser Ausblick von der Wiesent, und zwar von der Wassermühle her, ist über alle Beschreibung; aber noch entzückender ist es, von oben hinunterzuschauen."
Begeistert äußerte sich Arndt über die Försterhöhle, obwohl er dort auf einer Leiter ausrutschte und ziemlich unsanft auf dem Boden landete. Die Försterhöhle, so schwärmt er, "ist von allen Höhlen, die ich in diesem schönen Bezirk einiger Meilen gesehen habe, fast die merkwürdigste: So groß, so ungeheuer und so fremdartig sind die Formen, die sie dem erstaunten Auge bey jedem Schritte darbietet."
Möglicherweise hatte Arndt ja Baaders Reiseführer "Durch Deutschland in Briefen" in der Tasche, der ein Jahr vorher (1797! - den ersten Baedeker-Reiseführer gab's erst 1842) auf den Markt kam. In ihm ist vor allem von Waischenfeld, "wegen der wilden Gebirggegend" und von der Gegend um Muggendorf und Streitberg, vor allem "wegen der Höhlen", die Rede.
Reiseschriftsteller kamen im Schlepptau von Gelehrten und Studenten nach Waischenfeld; meist zu Fuß oder zu Pferd.
Darunter Christian Fick, der schon 1807 der Region ihren heutigen Namen "Fränkische Schweiz" verpasste oder Fürst Pückler-Muskau, Karl Immermann, Georg August Goldfuß, oder Joseph Heller; zuletzt August Sieghardt, der schon Anfang des 20. Jahrhundert auf die Region Lobeshymnen schrieb.
Ob sie hierher zurückkommen?
Allen gemeinsam: Zu ihrer Zeit waren sie bekannte Schriftsteller und Literaten. Die beiden Studenten Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck waren vermutlich nicht in Waischenfeld. Sie bogen auf ihrer "Pfingstreise, Anno 1793" in Streitberg links ab, auf den Postkutschenweg nach Hollfeld.
Doch die Beschreibung über ihre Erlebnisse in der Fränkischen Schweiz, die sie in Briefen an Eltern und Freunde schickten, zählen zu den Frühbeispielen deutscher romantischer Literatur. Die Beschreibungen von Burgen und Schlössern und sich um die Burgen schmiegenden Dörfern entsprach dem "romantischen" Idealbild, das wiederum Ludwig Richter, Domenico Quaglio und andere Künstler in ihren Zeichnungen umsetzten.
Und dann kam die Gruppe 47 vor 50 Jahren hierher und lenkte die Blicke der Presse für einige Tage nach Waischenfeld. Wenn einige, die damals dabei waren, im Herbst wiederkämen, wäre das ein gutes Renommee für eine "Literaturhauptstadt Waischenfeld".