Wie gefährlich sind Bleidämpfe?

2 Min
Sportschützen müssen beim Schießen in geschlossenen Hallen wegen frei werdenden Bleidämpfen aufpassen. Foto: Archiv
Sportschützen müssen beim Schießen in geschlossenen Hallen wegen frei werdenden Bleidämpfen aufpassen.  Foto: Archiv

Mediziner warnen vor erhöhten Bleiwerten im Blut von Sportschützen, die durch Dämpfe beim Schießen entstehen. Die Höchstadter Schützen setzen auf ihre Lüftungsanlage, aufs Händewaschen und kupferummantelte Munition.

Sportschützen sind Studien zufolge oft stark mit dem giftigen Schwermetall Blei belastet. Forscher des Klinikums der Universität München haben bei Kleinkaliber- und Großkaliber-Schützen Mittelwerte von 114 bis 136 Mikrogramm Blei pro Liter Blut gemessen. Einzelne Probanden erreichten sogar Spitzenwerte von rund 500 Mikrogramm Blei pro Liter Blut.
Rudolf Schierl vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin bestätigte entsprechende Medienberichte. Demnach müsse ab einem Wert von 250 Mikrogramm Blei pro Liter Blut laut Umweltbundesamt mit akuten Gesundheitsschäden gerechnet werden. Normal sei ein Wert von etwa 30 Mikrogramm.
Auch eine bislang unveröffentlichte Untersuchung des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen ergab nach Angaben eines Behördensprechers, dass bei jugendlichen Schützen, die nur mit Luftdruckwaffen schießen dürfen, die Bleiwerte leicht erhöht sind. "Das sind keine Werte, die jetzt eine akute Vergiftung nach sich ziehen würden. Aber das sind Werte, die langfristig vollkommen unerwünscht sind - insbesondere für kritische Bevölkerungsschichten wie Jugendliche, aber auch Frauen im gebärfähigen Alter", sagte Hermann Fromme vom LGL.
Werner Fumy, Vorsitzender, und Albert Dresel, stellvertretender Vorsitzender und Schützenmeister der Schützengilde 1608 Höchstadt, nehmen Stellung zu den Warnungen. Seit 2010 verfügt der Verein in seinem Areal am Sportpark über eine moderne Anlage am Schießstand. "Wenn der Schütze schießt, wird Luft abgesaugt und anschließend gefiltert. Dann wird von außen Frischluft zugeführt", erklärt Fumy das System. "Was diese Anlage angeht, sind wir der modernste Verein auf weiter Flur."


Kein Mitglied hat Probleme

Ein Teil der Bleidämpfe gelangt dadurch erst gar nicht in die Atemwege des Schützen, sondern wird abgesaugt. Aber nicht nur durch Inhalation, sondern auch über die Haut kann das Schwermetall in den menschlichen Körper gelangen. "Nach dem Schießen ist es deshalb sehr wichtig, sich gründlich die Hände zu waschen", fügt Dresel hinzu. Einige Munitionshersteller seien auch schon dazu übergegangen, die Bleimunition mit einer Kupferbeschichtung zu überziehen, so dass die direkte Berührung mit dem Schwermetall ausbleibt.
Die komplette Munition durch anderes Material zu ersetzen, ist laut Dresel aufgrund technischer Gegebenheiten nicht möglich. Fumy beruft sich beim Blei auch auf die lange Tradition in der Verwendung als Munition. "Jahrhundertelang schon wird mit Blei geschossen."
Und in Höchstadt gibt es auch keine Anzeichen, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Denn die Auswirkungen, die erhöhte Bleiwerte im Blut haben können, wie etwa gestörte Blutbildung oder die Beeinträchtigung der Nierenfunktion, hat hier noch niemand an sich feststellen können. "Keines unserer knapp 260 Mitglieder in der Schützengilde hat sich je über Probleme im Zusammenhang mit Blei bei uns beklagt", sind sich die Vorsitzenden einig.
Und auch sie selbst haben an sich noch keine derartigen Anzeichen feststellen können. "Letztendlich hat jeder für sich selbst zu entscheiden, ob er sich als Schütze der vermeintlichen Gefahr Blei aussetzt", ist Fumys Meinung. "Wir im Schützenverein haben alle Vorkehrungen getroffen, um dem gesundheitlichen Risiko entgegenzuwirken."
Die Forscher fanden heraus, dass das Blei beim Abschießen der Munition freigesetzt wird. Beim Einatmen gelangt es in die Bronchien und über die Lunge ins Blut. Messungen ergaben, dass sich der Blei-Wert im Blut der Schützen binnen einer Stunde fast vervierfachte, bei Zuschauern im selben Raum verdoppelte.
Der Bayerische Sportschützenbund teilte jedoch mit, es lasse sich aus den Studien kein belastbarer Zusammenhang zwischen Ausübung des Schießsports und höheren Bleibelastungen der Schützen im Vergleich zu Nichtschützen ableiten. Der Verband kritisierte zudem, eine der Untersuchungen komme zu "widersprüchlichen Ergebnissen". Zudem mangele es ihr bei der Betrachtung erwachsener Schützen an einer Kontrollgruppe. Die neuen Vorschriften zu Lüftungsanlagen in geschlossenen Schießstätten trügen zudem dem Schutz der Sportler bereits Rechnung. Würden diese beachtet, bestehe keine Gefahr.
Und weiter schreibt der Verband in einer Mail: "Der unterstellte Zusammenhang zwischen Ausübung des Schießsports und höheren Bleibelastung der Schützen im Vergleich zu Nichtschützen lässt sich seriöserweise aus den von Ihnen genannten Arbeiten nicht ableiten."