Landwirte könnten glücklich sein. Sie arbeiten draußen, die Beschränkungen in der Krise treffen sie weniger als andere. Doch auch an den Höfen gehen die Folgen aus dem Kampf gegen den Erreger nicht spurlos vorüber.
Wenn Hans Rebelein als Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Coburg sagt: "So wie die Landwirtschaft in Coburg aufgestellt ist, kommt sie in der Coronakrise mit einem blauen Auge davon", dann betrachtet er die Gesamtsituation. Je nach Betrieb trifft es den Berufsstand aber unterschiedlich hart. Als Rinderhalter gehört Tobias Schneider mit seinem Hof nahe Boderndorf zu denen, die es härter trifft.
Auf den Wiesen der Schneiders steht noch nichts, das sich abzumähen lohnen würde. Die reichlichen Niederschläge endeten Anfang März. Als das Gras Wasser gebraucht hätte, war schon keines mehr da. Den ersten Schnitt wird Tobias Schneider wohl erst ernten, wenn er in guten Jahren schon zum zweiten Mal mäht. Es droht schon im dritten Jahr in Folge ein Mangel an Futter.
Die Trockenheit ist keine Folge der Virusepidemie. Die trifft den Hof auf andere Weise und verschärft das Problem fehlender Ernteerfolge. Der Preis für Rindfleisch ist zusammengebrochen. "Es fehlt die Nachfrage nach den edlen Fleischteilen aus der Gastronomie", sagt Tobias Schneider. Die privaten Verbraucher kaufen vor allem die günstigeren Teile. Doch auch da ist der Absatz gedämpft. Der Produktionsstopp in der Autoindustrie dämpft zudem die Nachfrage nach Rindleder. Alles zusammen brachte den Preis zu Fall.
Jammern will Tobias Schneider nicht. Er ist froh, dass auf dem Betrieb bis jetzt niemand krank geworden ist. "Wie es gehen soll, wenn hier jemand krank wird, weiß ich nicht", sagt er. Wer soll sich dann um den Stall voller Rinder kümmern? Der Hof hat auch zwei externe Mitarbeiterinnen. "Wir achten auf Abstände und gründliche Hygiene", sagt der Betriebsleiter. Der Rest ist Hoffnung.
Gute Partner
Was ihm Zuversicht macht, ist die Zusammenarbeit mit den vor- und nachgelagerten Bereichen seines Betriebes. "Ein großes Lob an unsere Partnerbetriebe", spricht Tobias Schneider aus. Damit meint er etwa die Mitarbeiter der Milchwerke Oberfranken in Wiesenfeld, die im Schichtbetrieb sicherstellen, dass die angelieferte Milch weiter verarbeitet werden kann. Er meint aber auch die Unternehmen, bei denen er Futtermittel und andere Betriebsmittel einkauft. "Die Logistik ist zurzeit die Schlüsselstelle", erklärt er, und: "Der Einkauf braucht eine gute Organisation. Was ich früher zwei Tage vorher bestellt habe, muss ich jetzt zwei Wochen vorher bestellen." Vor allem Desinfektionsmittel und Hygienebedarf sind schwer zu bekommen und teuer geworden. Aber es klappt - auch mit viel Vertrauen der Partnerbetriebe. Und da sieht Tobias Schneider einen positiven Aspekt der leidigen Krise. "Vielleicht kommt durch die Krise wieder ein wenig mehr Bodenständigkeit und Grundvertrauen zurück", hofft er.
Dass Tobias Schneider auch von knapp werdenden Tiermedikamenten spricht, bringt Martin Flohrschütz als BBV-Kreisobmann zu der Überlegung: "Ob man nicht darüber nachdenken sollte, dass man bestimmte Dinge ausreichend im eigenen Land haben muss." Dass er damit auch eine Grundversorgung mit Nahrungsmitteln in hoher Qualität meint, wie sie die Bauern hierzulande produzieren, muss er nicht betonen.
Tobias Schneider produziert weiter. Krise hin und Dürre her. Er tut, wofür ihm Hans Rebelein und Martin Flohrschütz ebenso wie seine Berufskollegen hohe Anerkennung zollen. Er reagiert flexibel und mit geschicktem Management, um seinen Hof über Wasser zu halten. In den vergangenen Jahren waren die Landwirte da durch Wetterbedingungen, Anfeindungen aus der Gesellschaft und eine Politik, die ihre gute fachliche Praxis immer mehr infrage stellt, ziemlich gefordert.