von unserem Mitarbeiter Werner Baier Hirschaid — "Innenverdichtung" ist zum Schlagwort geworden, seit vom Gesetzgeber Druck auf die Kommunen gemacht wird: Sie sollen das Land nich...
von unserem Mitarbeiter Werner Baier
Hirschaid — "Innenverdichtung" ist zum Schlagwort geworden, seit vom Gesetzgeber Druck auf die Kommunen gemacht wird: Sie sollen das Land nicht weiter zersiedeln oder versiegeln. Statt auf der grünen Wiese Baugebiete auszuweisen, sollen sie versuchen, die Leerstände, unzureichend bewohnte Altbauten und Brachen in den Ortskernen zu aktivieren. Litzendorf zum Beispiel hat aus diesem Grund 20 Hektar Bauerwartungsland aus dem Flächennutzungsplan gestrichen und sich dicke Zuschüsse für die Ortsentwicklung eingehandelt.
Ein Patentrezept, wie das Ziel Innenverdichtung ländlicher Gemeinden erreicht werden könnte, hat noch niemand. Umso bemerkenswerter, dass sich der Hirschaider Marktgemeinderat Kurt Barthelmes von der Wählergemeinschaft Regnitzau mit einem Lösungsvorschlag nach vorne wagte.
Folgendes Konzept brachte er ins Spiel:
- Die Gemeinde sollte älteren Alleinstehenden ein Angebot unterbreiten, ihr Wohnanwesen zu erwerben. Als Kaufpreis soll der halbe Betrag des Verkehrswertes angesetzt werden, den die Immobilie zum Todeszeitpunkt (nach Sterbetafel) voraussichtlich haben wird.
- Dieser Kaufpreis soll in monatlichen Raten an den Eigentümer ausbezahlt werden. Dazu soll der Kaufpreis durch die Anzahl der Monate der fiktiven Lebenserwartung ermittelt werden. Die Zahlung der Raten sollte mit der vollständigen Tilgung des vereinbarten Kaufpreises oder mit dem Tod des Verkäufers enden. Der Verkäufer sollte ein lebenslanges Wohnrecht erhalten. Selbstverständlich geschieht alles auf freiwilliger Basis.
- Nach dem Tod des Verkäufers oder bei dauernder Aufgabe des Wohnrechts (etwa durch Umzug in ein Senioren- oder Pflegeheim) verkauft die Gemeinde das Objekt zu zwei Dritteln des Verkehrswertes an einheimische Familien, vorzugsweise mit Kindern.
Barthelmes fand allerdings nur sechs Mitstreiter im Marktgemeinderat; die Mehrheit wollten es gar nicht erst versuchen, seine Idee weiterzuverfolgen. Der Antrag wurde mit 7:14 Stimmen abgelehnt - nicht zuletzt wegen der klammen Kasse der Marktgemeinde Hirschaid.