Wenn Oma den Schlüssel abgibt

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Foto: Josef Hofbauer
Foto: Josef Hofbauer
 

Nach Unfällen, bei denen ältere Fahrer beteiligt sind, kommt schnell die Debatte über eine Führerscheinpflicht für Senioren auf. Ein Fahrlehrer, eine Seniorin und die Polizei erklären, warum das nicht die Lösung des Problems ist.

Franziska Rieger Senioren am Steuer - Ungeheuer. So oder so ähnlich fällt das Fazit mancher Diskussionen von Autofahrern aus. Blaulichtmeldungen über Unfälle, die von Senioren verursacht wurden, tun ihr übriges zu dieser Meinung. Erst vor einigen Wochen ereignete sich in Reuth ein tragischer Unfall. Schnell werden nach solchen Unglücken die Forderungen nach einer Fahreignungsprüfung für Senioren laut.

Dass eine Führerscheinpflicht für ältere Menschen nicht die Lösung sein kann, meint der Forchheimer Fahrlehrer Josef Metzner. Er fordert dagegen verpflichtende Seh- und Hörtests ab einem gewissen Alter: "Körperlich haben manche Senioren freilich Mängel, aber geistig sind sie auf gleicher Höhe."

Nicht das Alter der Senioren sei das Problem, sondern oftmals deren Einstellung. "Wer will denn schon zugeben, dass er Mängel hat?", gibt Metzner zu bedenken. Seine Beobachtung: Ältere Personen haben sehr viel Angst davor, dass sie ihren Führerschein einfach abgenommen bekommen.

Training für Senioren

Deshalb bietet Metzner in seiner Fahrschule Seniorentraining an. Ungefähr ein Mal pro Monat sitzt er neben einem Senior im Auto, schätzt der Fahrlehrer. "Wer sich nicht selbst aufrafft, der muss warten bis es kracht", so Metzner. Die Einsicht der Senioren müsse von selbst kommen. "Die, die freiwillig kommen, machen es gut", so Metzner.

Eine Autofahrerin, die genau das getan hat, ist Magdalena Albert (Name von der Redaktion geändert). Die über 70-jährige Dame aus dem Forchheimer Landkreis möchte lieber anonym bleiben. Vor einiger Zeit war sie freiwillig in der Fahrschule von Metzner, um ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis zu stellen.

Damit wollte sie ein Zeichen setzen: "Gegen die allgemeine Stimmung, dass man Senioren den Führerschein wegnehmen sollte", betont sie. Dass man vorbeugen müsse, sehe sie ein. Senioren den Führerschein abzunehmen, sei aber der falsche Weg. Schon immer sei sie gerne Auto gefahren, gerne auch schnell und in flotten Autos. "Vor zwei Jahren bin ich noch am Stück nach Österreich gefahren", erzählt sie stolz. Vier bis fünf Mal pro Woche sitze sie immer noch hinter dem Steuer. Zehn Fahrstunden hat sie bei Metzner genommen, in denen sie alle möglichen Verkehrsszenarien geübt hat. Ob Panne auf der Autobahn oder Stadtfahrt: "Eine solche Situation kann sich ergeben. Deshalb muss man der Situation gewachsen sein", findet Albert.

Fahrlehrer Metzner hat die Seniorin auf alle Eventualitäten geprüft und ihr ein hervorragendes Zeugnis überreicht. "Ich bin auch gelobt worden. Darauf bin ich sehr stolz", berichtet die Dame. Das kann Metzner bestätigen. "Wenn man selbstständig sein will, braucht man einen Führerschein", meint sie. Auf dem Land sei man auf das Auto angewiesen. Den Führerschein gegen kostenlose Fahrten mit dem ÖPNV einzutauschen, wie es in manchen Kommunen angeboten wird, davon hält sie wenig. Dafür müsse die passende Infrastruktur vorhanden sein.

Bei den Polizeiinspektionen in Forchheim und Ebermannstadt wird genau dokumentiert, an wie vielen Unfällen im Kreis Forchheim tatsächlich Senioren beteiligt waren. Noch genauer: Bei wie vielen Unfällen Senioren Unfallverursacher waren (siehe Grafik).

Das Fazit: Besonders oft sind Senioren nicht in Unfälle verwickelt. Wenn sie es aber sind, dann meist als Unfallverursacher.

Das sind die Unfallursachen

Die häufigsten Unfallursachen bei Unfällen mit Senioren sind Vorfahrtsfehler, Fehler beim Wenden, Rangieren und Anfahren, Fehler beim Abbiegen sowie zu geringer Sicherheitsabstand. "Geschwindigkeit, Alkohol und Überholen sind bei Senioren weniger als beim Durchschnitt", sagt Polizeihauptkommissar Hartmut Demele.

Die häufigsten Unfallursachen bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren sind Geschwindigkeit, Abbiegen, Straßenbenutzung und Vorfahrtsfehler. Die Anzahl der Verkehrsunfälle bei den 18 bis 25 Jährigen ist von 308 Unfällen im Jahr 2009 auf 238 Unfälle im Jahr 2018 zurückgegangen, so die Statistik der Polizei.

Demele mahnt aber: "Man kann so etwas nicht am Alter festmachen, es kommt immer auf die jeweilige Situation an." Auf sture oder uneinsichtige Senioren treffe die Polizei bei Kontrollen eher selten.