Nach Unfällen, bei denen ältere Fahrer beteiligt sind, kommt schnell die Debatte über eine Führerscheinpflicht für Senioren auf. Ein Fahrlehrer, eine Seniorin und die Polizei erklären, warum das nicht die Lösung des Problems ist.
Franziska Rieger Senioren am Steuer - Ungeheuer. So oder so ähnlich fällt das Fazit mancher Diskussionen von Autofahrern aus. Blaulichtmeldungen über Unfälle, die von Senioren verursacht wurden, tun ihr übriges zu dieser Meinung. Erst vor einigen Wochen ereignete sich in Reuth ein tragischer Unfall. Schnell werden nach solchen Unglücken die Forderungen nach einer Fahreignungsprüfung für Senioren laut.
Dass eine Führerscheinpflicht für ältere Menschen nicht die Lösung sein kann, meint der Forchheimer Fahrlehrer Josef Metzner. Er fordert dagegen verpflichtende Seh- und Hörtests ab einem gewissen Alter: "Körperlich haben manche Senioren freilich Mängel, aber geistig sind sie auf gleicher Höhe."
Nicht das Alter der Senioren sei das Problem, sondern oftmals deren Einstellung. "Wer will denn schon zugeben, dass er Mängel hat?", gibt Metzner zu bedenken. Seine Beobachtung: Ältere Personen haben sehr viel Angst davor, dass sie ihren Führerschein einfach abgenommen bekommen.
Training für Senioren
Deshalb bietet Metzner in seiner Fahrschule Seniorentraining an. Ungefähr ein Mal pro Monat sitzt er neben einem Senior im Auto, schätzt der Fahrlehrer. "Wer sich nicht selbst aufrafft, der muss warten bis es kracht", so Metzner. Die Einsicht der Senioren müsse von selbst kommen. "Die, die freiwillig kommen, machen es gut", so Metzner.
Eine Autofahrerin, die genau das getan hat, ist Magdalena Albert (Name von der Redaktion geändert). Die über 70-jährige Dame aus dem Forchheimer Landkreis möchte lieber anonym bleiben. Vor einiger Zeit war sie freiwillig in der Fahrschule von Metzner, um ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis zu stellen.
Damit wollte sie ein Zeichen setzen: "Gegen die allgemeine Stimmung, dass man Senioren den Führerschein wegnehmen sollte", betont sie. Dass man vorbeugen müsse, sehe sie ein. Senioren den Führerschein abzunehmen, sei aber der falsche Weg. Schon immer sei sie gerne Auto gefahren, gerne auch schnell und in flotten Autos. "Vor zwei Jahren bin ich noch am Stück nach Österreich gefahren", erzählt sie stolz. Vier bis fünf Mal pro Woche sitze sie immer noch hinter dem Steuer. Zehn Fahrstunden hat sie bei Metzner genommen, in denen sie alle möglichen Verkehrsszenarien geübt hat. Ob Panne auf der Autobahn oder Stadtfahrt: "Eine solche Situation kann sich ergeben. Deshalb muss man der Situation gewachsen sein", findet Albert.
Fahrlehrer Metzner hat die Seniorin auf alle Eventualitäten geprüft und ihr ein hervorragendes Zeugnis überreicht. "Ich bin auch gelobt worden. Darauf bin ich sehr stolz", berichtet die Dame. Das kann Metzner bestätigen. "Wenn man selbstständig sein will, braucht man einen Führerschein", meint sie. Auf dem Land sei man auf das Auto angewiesen. Den Führerschein gegen kostenlose Fahrten mit dem ÖPNV einzutauschen, wie es in manchen Kommunen angeboten wird, davon hält sie wenig. Dafür müsse die passende Infrastruktur vorhanden sein.