Die Vegetation ist in diesem Jahr drei bis vier Wochen voraus und der Reifegrad erreicht. Deswegen erfolgt die Lese früher als sonst. "Wir holen die Trauben um den 24. August rum runter, weil sich sonst zu viel Zucker bildet", erzählt er. Auch beim Weingut Peter Götz beginnt in dieser Woche die Weinlese: "Ich habe eine Reifemessung gemacht, der Zuckergehalt liegt schon über 80 Öchsle", erzählt der Winzer. Der optimale Zuckergehalt liegt bei 85 Öchsle.
Gestartet wird mit den Frühsorten, die für das beliebte Herbstgetränk, den Federweißer, verwendet werden. Ende August bis Anfang September werden dann die Sorten für die Weine gelesen. "Ich weiß noch, als ich ein Kind war, ist es manchmal erst im Oktober auf den Berg gegangen", erinnert er sich. "Jetzt ist es viel zu warm, da hat doch noch niemand Lust auf einen Federweißer."
Umdenken ist notwendig
"In Zukunft wird es sicherlich öfter solche Wetterextreme geben", sagt der Winzer. Auch Max Martin teilt diese Meinung: "Es hat schon immer solche heißen Jahre gegeben. Zum Beispiel 2003 oder 2015. Der Abstand wird aber immer kleiner."
Ein Umdenken müsse stattfinden: "So weitermachen wie bisher, das geht nicht mehr lange gut. Wir alle, die gesamte Landwirtschaft, sind gezwungen, uns zu überlegen, wie wir alles bewässern können. Die große Frage lautet dann: Wo nehmen wir das Wasser her?" Mögliche Lösungen haben die beiden bereits. "Man muss von Oktober bis April das Wasser auffangen und sinnvoll wirtschaften, also Pflanzen ansäen, die weniger Wasser benötigen", so Max Martin.
Auf den Weinbau bezogen hat Peter Götz die Idee, "sich vielleicht von Frühsorten zu verabschieden und auf Spätsorten umzusteigen". Das mache man aber nicht von heute auf morgen. "So ein Weinberg ist auf 20 bis 30 Jahre angelegt. Außerdem wird zunehmend versucht, die Weinberge mehr zu schonen und älter werden zu lassen. Da muss man langfristig denken."
Vorerst müssen sich die Weinliebhaber wohl darauf einstellen, den Federweißer im Sommer zu trinken. Trotz der frühen Lese sind sich aber beide Winzer sicher, dass ihr Geschäft nicht leiden wird. "Der Federweißer wird sich so gut verkaufen wie sonst auch", sagt Peter Götz. Auch Max Martin ist optimistisch. "Ein Verlustgeschäft machen wir durch das Wetter nicht. Allerdings kann bis zum Beginn der Lese viel passieren. Ein Hagelschauer wäre schlimmer als eine Trockenphase."
Davon ist aber nicht auszugehen. Und wenn das Wetter so anhält, "dann den Federweißen bloß nicht im Kühlschrank lagern". Denn bei Temperaturen unter sieben Grad arbeitet die Hefe schlechter oder stirbt ab. "Es ist wichtig, dass er weiter gären kann", erklärt Max Martin und fügt lachend hinzu: "Außer natürlich, man trinkt die Flaschen innerhalb von ein, zwei Tagen leer."