In der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg in Kirchehrenbach unterstützen sich die Mitglieder gegenseitig. Das Angebot kommt prima an. Dem erst drei Jahre alten Verein gehören schon 170 Männer und Frauen an.
Ob man nun will oder nicht: Der menschliche Körper baut ab etwa dem 30. Lebensjahr ab. Auch bei guter Pflege treten irgendwann Probleme auf.
Wobei Alter nicht gleichbedeutend mit Krankheit oder Gebrechen ist. Früher wohnten mehrere Generationen unter einem Dach, so dass die Älteren für die Jüngeren und umgekehrt da waren. Während die Oma sich um das Enkelkind kümmerte und für alle kochte, konnte die jüngere Generation zur Arbeit gehen. Leichte Arbeiten konnten die Kinder übernehmen.
In der heutigen Zeit gibt es immer weniger Großfamilien unter einem Dach. In mehr als einem Drittel aller Haushalte in Deutschland leben Singles. Dazu kommt der demografische Wandel. Laut statistischem Bundesamt werden bereits heute in Deutschland 22 Prozent der Privathaushalte von Senioren bewohnt. Das heißt, hier wohnen Menschen im Alter von über 64 Jahren. Was tun, wenn man Hilfe braucht?
Hilfe im Alltag
In Kirchehrenbach können sich Hilfesuchende an Angelika Fuchs wenden. Sie ist die Vorsitzende des Vereins "Seniorengemeinschaft Ehrenbürg - Daheim Füreinander". "Wir möchten, dass die Menschen aus der Gegend selbstbestimmt daheim leben können", erklärt Fuchs. Die Mitglieder unterstützen sich gegenseitig mit alltäglichen Hilfen. "Sie können ihre eigenen Fähigkeiten zum Wohle aller einbringen und sich gegenseitig das Leben in vertrauter Umgebung erleichtern", so die Vorsitzende.
Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) ist ebenfalls Mitglied im Vorstand. "Angelika Fuchs ist Gold wert", freut sie sich und erinnert daran, dass diese 2012 mit der Idee eines Seniorenvereins auf sie zukam. Anja Gebhardt, Angelika Fuchs, Elke Albert und Gisela Kräck informierten sich daraufhin über verschiedene Möglichkeiten. Im März 2013 wurde der Verein dann gegründet.
Ein Geben und Nehmen
"Die Menschen waren begeistert, wir waren bei der Gründung bereits 70 Mitglieder", erzählt die Bürgermeisterin. Mittlerweile zählt der Verein 170 Mitglieder. "Es entstehen hier Freundschaften. Man muss sich nicht schämen, wenn man Hilfe braucht", erklärt Gebhardt.
Die Mitglieder würden sich gegenseitig unterstützen. Da die Helfenden bezahlt werden, müsse sich auch niemand verpflichtet fühlen, erläutert Angelika Fuchs. Ein Beispiel dafür ist Margot Drews: "Ich war selbst einmal sehr krank und habe Hilfe gebraucht." Sie habe sich an Angelika Fuchs gewandt, die sie sofort unterstützt habe. "Ich habe mir vorgenommen, auch im Verein mitzuhelfen, wenn ich wieder gesund bin", erzählt Margot Drews. Sie betreut den 92-jährigen Vinzenz Kari, der sich von ihr unter anderem die Zeitung vorlesen oder sich zum Seniorenturnen bringen lässt.
Für Gartenarbeit holt sich Margot Drews wiederum selbst Hilfe. Der Leistungsnehmer zahlt acht Euro in der Stunde, wovon sechs Euro an den Leistungsgeber gehen; entweder wird das Geld ausgezahlt oder man spart ein Guthaben für später an. Zwei Euro gehen an den Verein. Die Mitgliedschaft einer Einzelperson beträgt 30 Euro im Jahr. Der Leistungsgeber wird vom Verein versichert.
Sigrid Kanz ist im Januar dieses Jahres nach Kirchehrenbach gezogen. Ein Kind wohnt in der Nähe. "Dann kam ich hier an, alles war neu und ich war mutterseelenallein, weil meine Tochter mit Familie drei Wochen Urlaub an der Ostsee gemacht hat", erinnert sie sich. Sie sei nahe am Verzweifeln gewesen. Durch Zufall fand sie den Flyer der Seniorengemeinschaft und rief Angelika Fuchs an. "Ich wurde gut in der Gemeinschaft aufgenommen. Ich fühle mich wohl, bin glücklich und zufrieden und habe der Angelika Fuchs viel zu verdanken", berichtet die Seniorin.
Auch Paula Knörlein und Franziska Bieger sind Mitglied und freuen sich über das Programm und die netten Treffen.