Was wären die Orte ohne Ehrenamt?

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Staatsministerin Emilia Müller trug sich im Goldenen Buch der Stadt Hofheim ein. Mit im Bild der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (links) und der Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider. Foto: Johanna Eckert
Staatsministerin Emilia Müller trug sich im Goldenen Buch der Stadt Hofheim ein. Mit im Bild der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (links) und der Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider.  Foto: Johanna Eckert

Engagement  Bayerns Sozialministerin Emilia Müller würdigte in Hofheim die Leistungen der Menschen, die sich für die Gesellschaft freiwillig einsetzen. Sie sprach die aktuellen Themen an.

von unserer Mitarbeiterin 
Johanna Eckert

Hofheim — Die "Crème de la Crème" versammelte sich am Freitagabend in Hofheim. Steffen Vogel (CSU), seit über einem Jahr Mitglied des Landtags, hatte zum Sozialempfang geladen. Aus München reiste die Staatsministerin für Arbeit und Soziales, für Familie und Integration, Emilia Müller (CSU), an. Landrat Wilhelm Schneider (CSU) schaffte es auch rechtzeitig nach Hofheim. Und Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU) legte sogar seine Amtskette um.
Aber um all diese Personen ging es an dem Abend eher weniger. Die "Crème de la Crème" bei dieser Veranstaltung waren die geladenen Ehrenamtlichen, die aus dem ganzen Landkreis Haßberge gekommen sind. "Über diese Einladung habe ich mich echt gefreut, Herr Vogel", meinte eine Besucherin.

Danke für den Einsatz

"Ich will mich bedanken bei den vielen Menschen, die im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig sind", formulierte es Landrat Schneider. "Ohne sie würde es überhaupt nicht gehen. Was wären unsere Orte ohne ihre ehrenamtliche Arbeit? Sie wären wohl wirklich nichts."
Der Gemeindesaal an diesem Abend war voll bis auf den letzten Platz. Menschen aus Selbsthilfegruppen, aus der Diakonie, dem Kindergartenverein, von Beratungsdiensten und Vereinen. Alles Menschen, die neben ihren Bürgerrechten auch ihre Bürgerpflichten kennen: sich einzusetzen.
Eine Wahlveranstaltung war dieser Sozialempfang vielleicht nur ein klitzekleines bisschen. Die Politiker zeigten sich offen und interessiert. Steffen Vogel sucht immer wieder "Input aus dem Landkreis", den er nach München transportieren kann. Er will den Dialog mit den Menschen halten. Genauso Landrat Schneider, der sich von Pflegeeltern die Barrieren in der Antragsstellung aufzeigen lässt. Und auch Emilia Müller kann etwas ändern, wenn man ihr eine E-Mail schreibt. Sie verspricht es zumindest.
Denn im Moment hat sie sehr viel zu tun. Ein Thema beschäftigt sie täglich: die Asylbewerber und Flüchtlinge. "Wir tagen jeden Tag. Vom Verwaltungsmodus sind wir jetzt in den Krisenmodus gekommen. Auch die Landräte. Bis Anfang November müssen diese geeignete Unterkünfte für den Winternotfallplan identifizieren. Wir wissen nicht, was kommt. Aber wenn plötzlich 1000 Menschen in klirrender Kälte da stehen, müssen wir diese unterbringen", zeigte die Staatsministerin auf.
Was jetzt schon sicher ist: "Bis Ende des Jahres werden wir nicht mehr nur sechs, sondern 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei uns im Landkreis aufnehmen. Wir haben dazu geeignete Plätze in Jugendhilfeeinrichtungen gefunden", sagte Landrat Wilhelm Schneider.

Aktuelle Zahlen

Der Oktober ist in den Erstaufnahmelagern in München und Zirndorf der zugangsstärkste Monat. In München kommen täglich 400 Menschen an. In Zirndorf bis zu 300. Die Gemeinschaftsunterkunft in Ebern ist mittlerweile auch voll.
"Das ist eine historische Herausforderung, die wir nur zusammen bewältigen können", sagte Emilia Müller. Über 50 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht. 600 000 Menschen warten in Ägypten und Libyen auf die Überfahrt nach Europa. Nach Deutschland "kommen sie mitten in der Nacht". Und sie gab bekannt: "Es gibt keine Zelte mehr, alle sind in festen Unterkünften untergebracht."
Die Staatsministerin favorisiert die Erklärung für Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien zu sicheren Drittstaaten. "25 Prozent unserer Asylbewerber kommen von daher. Sie belegen bei uns Plätze für Menschen, die wirklich schutzbedürftig sind", machte die Politikerin deutlich. "Wenn Serbien in die EU will, dann müssen die auch ihre Hausaufgabe machen und schauen, dass die Leute im Land leben können." Der Bund darf sich bei der ganzen Sache nicht aus der Verantwortung ziehen. "Aber wir sind nun mal das südlichste Bundesland, wo alle Züge aus Italien ankommen und somit alle bei uns landen." Bayern muss nur 15,22 Prozent der Flüchtlinge aufnehmen, die anderen knapp 85 Prozent gehen in die anderen Bundesländer, wurde mitgeteilt.
Im Kleinen ist dann eine interkommunale Zusammenarbeit gefragt. Bei der Verteilung der asylsuchenden Menschen im Landkreis kann nur bedingt auf strukturelle Besonderheiten geachtet werden. "In Ebern besuchen deshalb die Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Kaserne den Kindergarten in Pfarrweisach", sagte Landrat Schneider. Derzeit leben 280 Asylbewerber im Landkreis Haßberge. "Dass die Akzeptanz derzeit so bleibt, wie sie ist", wünscht sich der Politiker.
Insgesamt 3,8 Millionen Menschen in Bayern, also mehr als ein Drittel der Bevölkerung, engagieren sich ehrenamtlich. "Diese Menschen tun mehr, als man von ihnen verlangt. Und sie haben eine ganz außergewöhnliche Biografie. Das ist großartig", findet die Staatsministerin.
Von einem funktionierenden Ehrenamt konnte sie sich beim Besuch im Wohnhaus der Asylbewerber in Hofheim überzeugen (siehe die Seite 9). Auch zur Inklusion, Barrierefreiheit und Plätzen in Kindertagesstätten hat Emilia Müller mit den Ehrenamtlichen aus vielen Bereichen in Hofheim diskutiert.
"Bayern ist ein besonderes Land. Bayern ist ein Familienland", machte die Ministerin deutlich, "und Ihr Engagement ist eine Bereicherung für alle. Ein Segen für das Land."