Weniger Gebühren, mehr Parkplätze, mehr Werbung: Die Coronakrise hat die Marktkaufleute gebeutelt. Deshalb nehmen sie die Stadträte jetzt in die Pflicht.
Simone BAstian "Früher gab es Wartelisten für Standplätze auf dem Wochenmarkt", sagt Alper Hasirci. Der junge Stadtrat (parteilos) ist quasi auf dem Wochenmarkt aufgewachsen und hatte ihn zu seinem zentralen Wahlkampfthema gemacht.
Claudia Hartan, Sprecherin der Coburger Marktkaufleute, Schausteller und Bratwurstbrater, fasst die Situation zusammen: "Wir haben mit der Konkurrenz der Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese zu kämpfen und leiden unter der Problematik, dass unsere Marktkaufleute immer älter werden und der Nachwuchs fehlt." Rund 40 Mitglieder hat diese Vereinigung, die dem bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller angehört. Ein großer Teil der 24 Wochenmarktbeschicker gehört dem Verband an, sagt Claudia Hartan, selbst eine der sechs Bratwurstbraterinnen, die auf dem Markt ihre Buden aufstellen dürfen. Corona hat die Marktkaufleute um Umsätze gebracht, obwohl die Märkte stattfinden konnten. Die Bratwurstbraterinnen "hätten gedurft, aber es hätte sich nicht gelohnt", sagt Claudia Hartan. Ihre umsatzstarken Zeiten beginnen am Vormittag - da sei der Wochenmarkt schon halb vorbei. Fünf Wochen gab es keine Bratwurst auf dem Markt.
Die Stadt war leer. "Eine Geisterstadt", sagt Alper Hasirci. Seitdem die Geschäfte wieder öffnen durften, gehe es wieder lebhafter zu. Aber das reiche noch nicht. Deshalb hat er in Absprache mit den Marktkaufleuten sechs Anträge an den Stadtrat gestellt (siehe Kasten) und ist davon überzeugt, dass davon nicht allein der Wochenmarkt profitiert. "Was die Einzelhändler brauchen, sind Kunden. Kunden, welche wir als Stadt Coburg durch solche Rahmenbedingung aus dem Landkreis und darüber hinaus nach Coburg holen könnten."
Dass die Märkte am Mittwoch und Samstag die Innenstadt beleben, kann Martin Vögele von der Buchhandlung Riemann bestätigen: "Mittwoch ist immer ein stärkerer Tag, Samstag ist extrem", sagt er mit Blick auf Kundenfrequenz und Umsätze. Aber noch liege beides "10 bis 15 Prozent unter Normalniveau". Und er vermutet, dass eine Buchhandlung da noch besser dran ist als manche andere Branche. Die Corona-Krise habe die Entwicklung in Richtung Online-Handel beschleunigt. "Und schon vor Corona war ja klar, dass C&A aus der Spitalgasse weggehen will."
All diese Entwicklungen vor Augen fordern auch die Marktkaufleute ein Marketingkonzept. Zumindest damit rennen sie offene Türen ein, wie Horst Graf, Leiter von Coburg Marketing, versichert. Corona habe jedoch auch hier gebremst. Mit Marketing allein sei es freilich nicht getan, sagt Alper Hasirci, der in den letzten Wochen auch selbst regelmäßig im Verkaufsstand seiner Familie half: Auch die Stadtpolitik müsse dazu beitragen, dass die Mitte attraktiv bleibe. "Die Entwicklung von Innenstadt und Wochenmarkt läuft ja Hand in Hand."