Strassenpläne Das Staatliche Bauamt beharrt auf sechs Meter Fahrbahnbreite der Ortsdurchfahrten von Geisfeld. Nur an zwei Ortsenden stehen Querungshilfen zur Debatte. Entzücken riefen die Pläne unter den Besuchern der Gemeinderatssitzung nicht aus.
von unserem Mitarbeiter Werner Baier
Strullendorf — Nach dem vom Gemeinderat mit Mehrheit abgelehnten Bau von hochsubventionierten Umgehungsstraßen für den Ortsteil Geisfeld wartet die Dorfbevölkerung auf das versprochene Trostpflaster: Eine Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrtsstraßen ist nun das Minimalziel. Aber auch da macht sich nach einem Zwischenbericht des mit der Planung beauftragten Ingenieurs Hans Jürgen Sauer Enttäuschung breit.
Das Staatliche Bauamt Bamberg bestehe auf einer Fahrbahnbreite von sechs Metern für die durch Geisfeld führenden Staatsstraßen 2210 und 2276, die von Bamberg und Litzendorf zur Staatsstraße 2188 führen. Sie verbindet die alte B 4 über Wernsdorf und Zeegendorf mit der Fränkischen Schweiz. Geisfeld stellt in diesem Netz von Staatsstraßen einen Knotenpunkt dar und wird entsprechend stark frequentiert.
Die jahrelang erwogenen Umgehungsstraßen wären zwar mit bis 85 Prozent vom Staat bezahlt worden. Gleichwohl wurden sie letztlich in einem heiß umstrittenen Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats wegen der Höhe der Restkosten (rund 900 000 Euro), des Eingriffs in die Natur und auch wegen persönlicher Interessen einzelner Gemeinderäte abgelehnt.
In der Zwischenzeit ging es darum, mit dem Staatlichen Bauamt zu klären, was zum Zwecke der Verkehrsberuhigung oder Entschleunigung an den Staatsstraßen in Geisfeld verbessert werden kann und zu welchen Vorhaben die staatliche Behörde überhaupt Geld bereitstellt. Über Verengungen oder einem Rückbau der Fahrbahnen lasse das Bauamt nicht mit sich reden, berichtete Ingenieur Sauer, Verschwenkungen des Straßenverlaufs - etwa an der Westeinfahrt - werden als nicht sinnvoll abgelehnt.
Es bleiben daher zwei Querungshilfen übrig, die - sofern ein entsprechendes Aufkommen an Fußgängern nachgewiesen werden kann - am Anfang bzw. Ende der Ortsdurchfahrten errichtet werden können. Dort aber muss die Fahrbahn auf je 3,75 Meter aufgeweitet werden. Darüber hinaus wäre es möglich, einige Gehsteige zu verbreitern, teilweise auf Gemeindegrund. Das Staatliche Bauamt lege ferner Wert darauf, dass vor etwaigen Straßenbaumaßnahmen Wasserleitung und Kanalisation auf Schäden geprüft und wenn nötig repariert sind.
Sauer hält seine Pläne selbst noch nicht für beschlussreif, weil erst mit den Anliegern geredet werden müsse.
Angelika Saffer (CSU) legte ihm nahe, vor weiteren Schritten die Bereitschaft der Grundstückseigentümer zur Abtretung von Flächen oder Versetzung von Einfriedungen zu erkunden.
Zwei Alternativen Einer Querungshilfe am Ende der Litzendorfer Straße werde vom Straßenbauamt in hohem Maße zugestimmt, berichtete Sauer. Für die Magdalenenstraße Richtung Leesten stünden zwei Alternativen zur Wahl: gleich nach der Einmündung der Weide, gegenüber dem Sportheim, oder weiter südöstlich, vor der Abzweigung der Straßen Angerreuth. Hier müsse allerdings auch noch das Hangwasser abgefangen werden.
Nahe der Einmündung Weide reiche der Straßenkörper nur für die Anlegung einer Fußgänger-"Insel" von zwei Meter Breite.
Im Zusammenhang mit der Planung der Umgehungsstraßen waren für Baumaßnahmen an der Litzendorfer Straße Kosten von 310 000 Euro ermittelt worden und für die Magdalenenstraße 306 000 Euro. Die Sanierung von Wasserleitungen wurde mit 75 000 bzw. 150 000 Euro beziffert, die Behebung von Kanalschäden mit 10 000 Euro.
Keinen Handlungsbedarf sieht das Bauamt am Ortseingang aus Richtung Bamberg. Raser sollten hier durch häufigere Geschwindigkeitskontrollen zur Vernunft gebracht werden. Weiter westlich wäre die Verkehrsbehörde damit einverstanden, eine Wirtschaftswege-Anbindung an die Staatsstraße so umgestalten zu lassen, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge Geisfeld umfahren können.
Die Kosten dafür müsse allerdings die Gemeinde selbst aufbringen, erklärte Sauer.
Angelika Saffer äußerte Skepsis, ob der erforderliche Grunderwerb gelingen wird. Sie forderte ferner die vorzeitige Prüfung der Förder- und Umlagefähigkeit entstehender Baukosten. Der Bau von Gehsteigen, das ist von vornherein klar, ist umlagefähig. Daran werden also die Anlieger beteiligt.
Werner Haas vom Bürgerblock wollte die Uhr zurückdrehen und trauerte der verpassten Gelegenheit zum Bau von Umgehungsstraßen nach. Unter dem Beifall der zahlreich versammelten Zuhörer aus Geisfeld erklärte er zu den Plänen für den Ausbau der Ortsdurchfahrten: "Da mache ich nicht mit, das ist nicht zum Wohle der Gemeinde!" Philipp Spörlein (CSU) hatte sich mehr Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer versprochen und mahnte, dafür mehr zu tun.
Nun darf man gespannt sein, wie die Geisfelder auf die Ausbaupläne reagieren werden. Das helle Entzücken riefen die Pläne und Skizzen unter den Besuchern der Gemeinderatssitzung absolut nicht aus.
Es ist nur allzu offensichtlich, welche Absichten das staatliche Bauamt verfolgt:
Durch die Verweigerung jeglicher Maßnahmen, den motorisierten Individualverkehr verträglicher zu gestalten, soll gezielt das Meinungsklima beeinflußt werden. Ziel ist, letztlich doch eine Mehrheit für eine neu zu bauende Umfahrungsstraße herbeizuführen. Das Amt kalkuliert einfach, daß irgendwann Resignation einsetzt und die Betroffenen entnervt ihren Widerstand aufgeben. Nur: Noch nie hat eine neue Umfahrung dauerhaft zu einer Entlastung geführt - es sei denn, die alte Verbindung wurde deutlich zurückgebaut und (!) Ziel- und Quellverkehr waren nur von untergeordneter Bedeutung. Eine solche Sachlage findet sich äußerst selten.
Zum anderen wird deutlich: Für das Staatliche Bauamt ist nur der Autoverkehr "richtiger Verkehr". Die Belange aller anderen Verekhrsteilnehmer haben zurückzustehen, "können" nur Berücksichtigung finden, wenn sie (immens hohe) Schwellenwerte hinsichtlich der Menge überschreiten bzw. von anderen bezahlt werden und (!) keinerlei Einschränkungen des Autoverkehrs bedingen. Gedanklich-geistig findet sich das Amt noch immer in den 50er, 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In eine gedeihliche Zukunft (auch der Mobilität) zu blicken, sind die Verantwortlichen offensichtlich nicht willens und / oder nicht in der Lage.