Etwas erstaunt wegen der Emotionalität und der Lautstärke der offiziellen Begrüßung durch Professor Dr. Günter Dippold waren manche der rund 50 Zuhörer im neuen Feuerwehrhaus. Das Colloquium Historicu...
Etwas erstaunt wegen der Emotionalität und der Lautstärke der offiziellen Begrüßung durch Professor Dr. Günter Dippold waren manche der rund 50 Zuhörer im neuen Feuerwehrhaus. Das Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW), der größte fränkische Geschichtsverein, hatte zum Vortrag über die Elemente der Kulturlandschaft bei Kümmersreuth eingeladen und mit Bernhard Christoph einen sachkundigen Referenten gewonnen.
Im Mittelpunkt stand der im Mittelalter entstandene Ort Kümmersreuth. Als südöstlichster Stadtteil von Bad Staffelstein und rund 512 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, erstreckt sich das Dorf bereits auf den Höhen des Fränkischen Jura. Anhand geologischer Karten rief Bernhard Christoph die Entstehung des Geländereliefs in Erinnerung: Vom Jurameer (vor mehr als 200 Millionen Jahren) bis zum Quartär (vor zwei Millionen Jahren) hätten sich die Oberflächen enorm verändert. Als Relikte blieben Steine, Kiesel, Riffe, Inseln und letztlich Täler und Wälder zurück. Vor rund 7000 Jahren, fuhr der Referent fort, begannen die Bewohner hier mit dem ersten Anbau von Getreide.
Ständige Veränderung
"Jetzt waren sie keine Jäger und Sammler mehr, sondern Bauern", sagte er. Erste Elemente einer Kulturlandschaft konnten entstehen: Dorfstrukturen, Straßen und Wege, Bauwerke verschiedenster Art, Befestigungsanlagen, Wiesen und Weiden, aber auch Grenzen und Grenzmarkierungen, Steinbrüche, Brunnen, Erzstollen, Felsenkeller, eine kleine Burganlage und Bildstöcke, um nur einige aufzuzählen. "Es gibt eine Menge Puzzleteile, die die Kulturlandschaft ausmachen."
Das Gebiet um Kümmersreuth sei in der Neuzeit zu einer Überraschungsfundgrube geworden: Altsteinzeitliche Werkzeuge, Tonwaren aus der Jungsteinzeit, Gräber mit Grabbeigaben sowie das gut erhaltene Skelett einer vor rund 4600 Jahren gestorbenen Frau wurden rund um den Deisenstein entdeckt und gesichert.
Auch auf die Verkehrssituation rund um Kümmersreuth ging Bernhard Christoph ein. Straßen von Staffelstein kommend führten schon vor dem frühen Mittelalter nach Königsfeld und Hollfeld. Ab dem Mittelalter kam ein Wegenetz vom ehemaligen Kloster in Langheim nach Bamberg hinzu, wenig später eine Anbindung von Scheßlitz nach Kunstadt. Viele Altstraßenkreuzungen und Felsdurchbrüche seien heute noch in der Flur bei Kümmersreuth zu entdecken.
Viele Elemente der Kulturlandschaft gehörten jedoch bald der Vergangenheit an, bedauerte der Referent. Grenzbäume, die früher in jedem Wald zu finden waren, seien nach und nach durch Marksteine ersetzt worden. Scheunen und Wohnanwesen würden um- oder rückgebaut, Felsenkeller eingerissen, Bauerngärten kultiviert. Einige Bildstücke stehen erfreulicherweise noch.
Anhand einiger Aufnahmen und Karten veranschaulichte Bernhard Christoph die Veränderungen rund um das Dorf durch den zunehmenden Gesteinsabbau auf einer mittlerweile rund 500 000 Quadratmeter großen Fläche. Altstraßenkreuzungen seien beseitigt, Bildstöcke entfernt und ihre Begleitbäume gefällt worden, Wege verschwanden.