Mit allerlei Erinnerungslücken verschiedener Zeugen zu dem versuchten Mord im Februar dieses Jahres in Lichtenfels sah sich die erste große Strafkammer des Landgerichts Coburg am zweiten Verhandlungst...
Mit allerlei Erinnerungslücken verschiedener Zeugen zu dem versuchten Mord im Februar dieses Jahres in Lichtenfels sah sich die erste große Strafkammer des Landgerichts Coburg am zweiten Verhandlungstag konfrontiert.
Wie berichtet, war es Anfang Februar zu einem Streit zwischen einem 20-Jährigen und dem Mitglied eines Lichtenfelser Motorradclubs gekommen. Zunächst hatte es eine Schlägerei auf der Raucherterrasse zwischen den beiden Männern gegeben. Dabei hatte das spätere Opfer dem "Rocker" mit einer Bierflasche oder einem Glas eine stark blutende Kopfwunde zugefügt. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes trennten die beiden Streithähne und führten sie nach draußen auf den Vorplatz des Gebäudes. Dort soll der Angeklagte mit einem Taschenmesser von hinten auf das ahnungslose Opfer zugegangen sein, diesen umgedreht und mit einem Stich lebensgefährlich verletzt haben.
Die Tat räumte der inhaftierte Angeklagte zu Beginn des ersten Verhandlungstages ein, will aber spontan zugestochen haben und sei über seine Handlung erschrocken gewesen. Anlass des Streits seien Beleidigungen des jüngeren Mannes gegen den Motorradclub sowie eine länger zurückliegende Auseinandersetzung gewesen sein.
Hatten am ersten Tag die Mitarbeiter der Securityfirma ausgesagt, befragte das Gericht unter Vorsitz von Richter Christoph Gillot am zweiten Verhandlungstag die "beiden verschiedenen Lager", wie es Gillot ausdrückte: Einerseits die Bekannten und Freunde des Opfers, andererseits die Mitglieder des Motorradclubs und schließlich auch mehrere Polizeibeamte.
Widersprüchliche Aussagen
Sich teils widersprechende Aussagen gab es zum Verhalten der beiden Kontrahenten, als sie von den Sicherheitsleuten schon vor das Lokal gebracht worden waren. Einerseits wurde das Opfer als immer noch aggressiv beschrieben, zum anderen soll ein Mitglied des Motorradclubs den jungen Mann angegangen sein.
Ungeklärt blieb auch am zweiten Verhandlungstag die Frage, wie es zu dem Messerstich gekommen sein konnte, wenn die Security-Mitarbeiter die beiden Streithähne voneinander getrennt hatten. Zum Teil tauchten Widersprüche zwischen den ersten Zeugenaussagen bei der Polizei und den Erinnerungen vor Gericht auf.