So genannte Ausgleichsflächen sollen Eingriffe in die Natur durch Baumaßnahmen "egalisieren". Dabei können sich auch mehrere Kommunen zusammenschließen, um nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.
Josef Hofbauer
Wer Natur zerstört, weil er etwa ein neues Baugebiet ausweist, ein Gewerbegebiet plant oder einen Radweg anlegt, muss diese Eingriffe in die Natur anderswo wieder egalisieren. Dafür gibt es die so genannten "ökologischen Ausgleichsflächen", ein Thema bei der gestrigen Sitzung des Bayerischen Landkreistages in der Forchheimer Gereonskapelle.
"Es gibt da ein ganzes Bündel von Fragen, die Kommunen im Zusammenhang mit diesem Thema an uns stellen", bestätigt Gerd Unterburger von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. "Deshalb sind wir froh, dass dieses Thema einmal diskutiert wird", findet Unterburger. Er hofft, dass Matthias Simon, Referatsleiter für Bau und Wasserrecht beim Bayerischen Gemeindetag bei seinem Vortrag in der Forchheimer Gereonskapelle möglichst viele Fragen zum Thema Ausgleichsflächen, deren Umfang, Berechnung oder Folgekosten beantworten kann.
Ökokonto empfehlenswert
Am besten aufgestellt seien hier die Kommunen Ebermannstadt und Forchheim, die beide seit Jahren ein so genanntes "Öko-Konto" besitzen. Die Städte haben für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen einen Flächenpool angelegt, die entsprechend dokumentiert werden. Die Flächen stehen bei späteren Eingriffen in Natur und Landschaft im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung. Das heißt: Benötigte Ausgleichsflächen können von diesem Konto "abgebucht" werden. "Ein Weg, den wir nur empfehlen können", findet Unterburger.
Es ist aber auch durchaus legitim, dass die Ausgleichsflächen nicht in der eigenen, sondern in der Nachbargemeinde nachgewiesen werden. Von dieser Möglichkeit haben Kommunen, die sich zum "Wirtschaftsband A 9 " zusammengeschlossen haben, zu Nutze gemacht. Die 18 Gemeinden des 2011 gegründeten Wirtschaftsbandes A 9 standen vor der Problematik, dass sie Ausgleichsflächen "nur sehr schwierig akquirieren konnten, dass der künftige Unterhalt zum Problem wurde, oder die Flächen so zerstückelt waren, dass sie die Funktion als intakter Natur-Ersatz mehr schlecht als recht erfüllen konnten", erklärt Umsetzungsmanager Michael Breitenfelder.
Gemeinsamer Flächen-Pool
Der Ausweg: Die Kommunen gründeten einen Gewerbeflächen Pool und versuchten, ein Ausgleichsflächen-Management auf die Beine zu stellen. Die Kommunen begannen, sich entsprechend große Areale bei den Nachbarn als Ausgleichsflächen zu sichern. Das Ziel: Extensiv bewirtschaftete Flächen sollten durch gezielte Maßnahmen aufgewertet werden. Heraus kam ein Magerrasen-Beweidungskonzept in Egloffstein oder ein extensives Bewirtschaftungskonzept für Flachland-Mähwiesen auf dem Gebiet der Stadt Pottenstein. Im Raum Igensdorf und Weißenohe sind gezielte Wald-Umbaumaßnahmen geplant. Der Vorteil: Durch eine gemeinsame Bewirtschaftung ökologisch wertvoller Flächen und eine effektive, kostengünstige Pflege einer möglichst nachhaltigen Landbewirtschaftung wäre nicht nur die Effektivität der Maßnahmen gesichert, den Kommunen stünden dann auch genügend Gewerbeflächen zur Verfügung. Und: Hochwertige, primär landwirtschaftlich genutzte Ertragslagen bleiben ausgespart. Hinzu kommt: Die Maßnahmen könnten durch einen Zweckverband, organisiert werden. Und je effektiver die Maßnahmen sind, desto weniger Fläche wird benötigt. Soll heißen: Qualität geht vor Quantität.
Allerdings bedauert Anne Wendl, zuständig für das Kompensations-Management beim Wirtschaftsband A 9, sei die Euphorie der Landwirte, Feldraine, Hecken, Gehölze und Wiesen als Ausgleichsfächen zur Verfügung zu stellen nicht sonderlich hoch. Die Kommunen seien folglich gut beraten, wo immer das möglich ist, Flächen zu erwerben und ein Öko-Konto anzulegen. Allerdings, so Gerd Unterburger, reiche es nicht, dieses Konto zu haben. Es müsse auch gepflegt werden, damit es seien Sinn erfüllen könne.