Unterhaltsame Brauereigeschichte(n) aus der Eggolsheimer Gegend vor großem Publikum

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Leo Schilling (r.) hielt den Vortrag, links daneben Robert Schmitt Foto: gö
Leo Schilling (r.) hielt den Vortrag, links daneben Robert Schmitt Foto: gö
Das Gasthaus Kropfeld in Drosendorf (Ansicht vor 1910) Foto: privat
Das Gasthaus Kropfeld in Drosendorf (Ansicht vor 1910) Foto: privat
 

Der Saal des Gasthauses Pfister war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Fränkische-Schweiz-Verein, Ortsgruppe Eggolsheim, hatte zu einem Vortrag über "Br...

Der Saal des Gasthauses Pfister war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Fränkische-Schweiz-Verein, Ortsgruppe Eggolsheim, hatte zu einem Vortrag über "Brauereien und Schankstätten im oberen Eggerbachgrund" eingeladen. Leo Schilling als Vortragender und Christine Mohr, die alte Fotos und Postkarten präsentierte, ließen das Publikum vom am höchsten gelegenen Tiefenstürmig über Götzendorf, Drügendorf und Drosendorf bis nach Weigelshofen Anteil nehmen an der heimatlichen Bierkultur.


Gasthaus Götz in Götzendorf

Eine große Rolle spielte die Familiengeschichte der Wirtshäuser und Brauereien. In Tiefenstürmig ergab das Forschen des ehemaligen Eggolsheimer FSV-Vorsitzenden Leo Schilling, dass es noch bis in die 1990er-Jahre eine sehr beliebte, aber vergleichsweise junge Gastwirtschaft "Zur Eggerbachquelle" gegeben hat. Passend zum Ortsnamen Götzendorf gab es aber das Gasthaus Götz, das aber schon in den Jahren zwischen 1950 und 1960 geschlossen worden ist; nur kurz existierte noch ein Gasthaus Schick/Schumm.
Drügendorf spielt eine besondere Rolle, hauptsächlich wegen
des noch heute existierenden Gasthauses Först in dem auffallenden Fachwerkhaus, das als eins der insgesamt drei Häuser den 30-jährigen Krieg in Drügendorf überstanden hat. Schon seit 1750 betreibt die Familie Först die Schankstätte und Brauerei "Zum goldenen Löwen".


Komplizierte Familiengeschichte

Aber auch das "Gasthaus Kohlmann" ist geschichtlich interessant, schon allein wegen der "verzwickten" Familiengeschichte: Die "Gasthausforscher" glaubten zunächst, dass es noch eine zusätzliche Wirtschaft Reichold gegeben habe, wurden aber dahingehend aufgeklärt, dass es sich um nur eine einzige (Groß-)Familie handelt. Um 1885 hat ein Reichold aus Moggast eine Witwe Rauh in Drügendorf geheiratet und dort eine Brauerei gegründet, die unter seinem Namen lief. Das (jetzige) Kohlmann-Haus war das Geburtshaus von Baptist Rei-chold, dem letzten Bürgermeister von Drügendorf und Gründer des in der Nähe liegenden Schotterwerks.


Biermonopol gebrochen

In Drosendorf brach 1690 für den Ort ein Hans Schlehlein eigenmächtig das Eggolsheimer Biermonopol. Nur für einige Zeit im 20. Jahrhundert gab es eine Gastwirtschaft "Hemmer"; sie lag in Richtung Drügendorf.
Das heute aber noch existierende und gut frequentierte Gasthaus "Zehner" ist schon seit mehr als 150 Jahren Bier-Schänkstatt. Das Brauen aber übernimmt die Georgenbräu in Buttenheim - auch für ein ganz spezielles Zehner-Bier.
Auch ein - inzwischen nicht mehr betriebener - Bierkeller oberhalb des Ortes zum Feuerstein hin gehörte zum "Grünen Baum" (so der frühere Gasthaus-Name). In Drosendorf ist aber auch der Name Kropfeld bekannt, bereits seit 1777. Das Gasthaus lag mitten im Dorf, existiert aber nicht mehr. Ende des letzten Jahrhunderts wurde von dem Nachfahren Friedrich Kropfeld der Keller ausgebaut und er ist mit seinem dazugehörenden Spielplatz eine Attraktion für Familien.
Bleibt vom oberen Eggerbachgrund noch Weigelshofen: Alte zum Thema gehörende Erwähnungen stammen aus den Jahren 1572 (Hopfengarten), 1601 (Wirt Hans Betz), 1623 (Biersteuer für Fritz Reubel) 1816 (Wirt Georg Betz Hsnr. 3). 1858 wurde der noch heute bei Ausflüglern beliebte "Schwarze Keller" außerhalb des Ortes gegraben und eine Postkarte von 1900 zeigt schon den typischen achteckigen Pavillon. Der Keller hat aber seine ursprüngliche Funktion der Bierlagerung schon 1939 verloren, als die Brauerei im Ort selbst eine Kühlanlage bekam.
Natürlich wurde der Vortragsabend zum "Heimspiel": Die Geschwister Elisabeth und Stefan Pfister konnten sowohl die gezeigten sehr alten als auch neuere Fotos bestens erläutern, zum Beispiel von Hochzeiten, von zusammensitzenden Vorfahren, die nicht alle Wirte, sondern etwa Lehrer geworden waren.
Die Mitfreude der übrigen Gäste über die Entwicklung des Wirtshauses samt (Bio-)Brauerei, der Stolz auf das, was bis heute im gesamten oberen Eggerbachgrund produziert wird, und das jeweils eigene zusätzliche Kommentieren (("Weißt du noch ...?" und "Kennst du den noch?") artete schon fast in fröhlichen Tumult aus und dem Vortragenden musste durch das Schlagen an Gläser wieder Gehör verschafft werden.


Hort der Unsittlichkeit?

Leo Schilling berichtete über noch eine "Schenkwirtschaft", die erstaunlicherweise nur wenige Meter weiter Richtung Eggolsheim auf der anderen Straßenseite lag: Im Februar 1877 stellt ein Johann Gerneth den Antrag, eine solche eröffnen zu dürfen. Offenbar gab es in dieser Zeit Bedenken bei der Gemeinde, auch wenig später bezüglich der Eröffnung eines Kellers, "weil bei der Genehmigung ... der Unsittlichkeit Vorschub geleistet werde, indem besagter Keller in einer Hohlgasse liegt".
Zumindest der Betrieb der Schenkwirtschaft wurde von der übergeordneten Aufsichtsbehörde dann doch erlaubt. Das Gasthaus Gerneth ist von August Erlwein übernommen worden und bestand - auch als Vereinslokal des Sportvereins - bis 1967.
Zum Abschluss stimmte der Vorsitzende des FSV, Robert Schmitt, noch das Lied "O du schöna, brauna Hopfenbrüh" an.