Initiativen in Ebermannstadt und an vielen anderen Orten des Landkreises zeigen: Blühflächen beginnen mit einem anderen Denken und es braucht auch Selbstdisziplin.
Kreis Forchheim — Schon lange vor dem Volksbegehren "Artenvielfalt" wurden im Landkreis Forchheim Blühflecken und Blühflächen angelegt. Kommunen, Landwirte, Initiativen und Privatleute wollen ihren Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Die Umsetzung ist unterschiedlich. Während die einen Bienen- und Schmetterlingsweiden im Garten oder Randflächen ansäen, setzen andere auf die natürliche Entwicklung der einst hier vorgefundenen Natur mit ihrem natürlichem Artenvorkommen. Von der Umsetzung haben die Bürger oft eine falsche Vorstellung. Einfach umgraben und ansäen, damit ist es für die Blühflecken und Blühflächen nicht getan. "Man muss die Bauhöfe und Mitarbeiter schulen", sagt Christiane Meyer, die Bürgermeisterin von Ebermannstadt. Sie hat für ihre Bauhofmitarbeiter ausschließlich lobende Worte, denn es sind diese Mitarbeiter, die das Projekt umsetzen. "Sie haben Lust und Verständnis," ergänzt Meyer.
Schon seit 2017 entstehen in Ebermannstadt und den dazugehörigen Orten Blühflächen. Viel davon in Moggast. Betreut werden die Mitarbeiter durch den Bund Naturschutz, der auch immer wieder Tipps und Hilfestellungen gibt. Denn das "Anlegen" von Blühflächen beginnt bereits mit dem richtigen Werkzeug. "Wir mussten uns einen Balkenmäher anschaffen", erklärt die Bürgermeisterin.
Die Hand auf die Blühflächen haben Jürgen Raffel, der Bauhofleiter und vor allem Bauamtsleiter Herbert Bloß. Er ist seit neun Monaten bei der Stadt. "Wir magern Flächen aus und versuchen, heimische Trockenstandorte herzustellen. Mit der Zeit baut sich eine Humusschicht auf und typische Wildkräuter und Blumen kommen durch", erklärt Bloß. Ausgesät werden müsse nichts. Wenn ausgemagert und gemäht, aber nicht gemulcht werde, wächst das, was die Natur ursprünglich selbst hervorgebracht hat. "Weniger schafft oft mehr", betont der Ebermannstädter Bauamtsleiter. Dem natürlichen Lebensraum würde so eine Chance und den vielen natürlichen Insekten der natürliche Lebensraum zurück gegeben, denn es gibt viele Wildbienenarten. "Ich bin kein Freund vom Umbrechen", gibt Bloß zu. Eher vertikutieren. Das nehme immer mehr Gräser und nicht standorttreue Wildkräuter heraus. Die neue, gewünschte Fläche entwickelt sich dann nahezu von selbst. "Die Flächen dürfen dann auch verbrannt aussehen oder es entsteht eine Fläche, auf der gar nichts ist, außer Sand und Schotter", gesteht Bloß.
Diese Entwicklungsstufe zu akzeptieren, erfordere auch Selbstdisziplin, nicht einzugreifen und anzusäen, nur weil das Auge die Fläche so nicht schön findet. Aber: "Hitzeliebende Insekten oder Heuschrecken beispielsweise brauchen diese heißen Flächen", betont der Bauamtsleiter. Zudem: Diese wechselvolle Landschaft macht den Reiz aus. Und es braucht seine Zeit. Auch die Straßenrandstreifen werden in Ebermannstadt nicht gemäht, sondern geschält. Dann wachsen Blumen, die man längst vergessen hat.
Der Natternkopf beispielsweise. "Auch die Wegwarte war heuer wieder oft zu sehen", beobachtet Bloß. Dennoch würden Trotzdem werden auch auf den Flächen in Ebermannstadt teils bewusst Bienenweiden angesät: "Die Blumen lässt man stehen. Darin können Insekten überwintern und selbst für das Niederwild ist das wichtig." Das finde in den verblühten Flächen Schutz.
Natürlich weiß auch die Landwirtschaft um die Wichtigkeit der Blühflächen. "Es ist ein wichtiges Thema für die Landwirte und wird ernst genommen", erklärt Bauernverbandsgeschäftsführer Werner Nützel. An den vielen Flächen, die eigens für die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge oder kurz für die Artenvielfalt angesät wurden, sei dies ersichtlich. Trotzdem: "Die Blühflächen sind nicht neu erfunden worden, denn den Zwischenfruchtanbau hat es schon immer gegeben", betont Werner Nützel. So wurden gleich nach der Getreideernte Erbsen, Ackerbohnen oder Wicken angebaut. Das war Futter für die Tiere, aber zugleich fürs Wild und die Hasen. Die Blühwiesen hingegen seien fürs Auge und für die Insekten.
Und diese unterstützt auch der Landkreis und hat selbst Blühflächen geschaffen. "Am Eingang vom Wildpark, an den Dienststellen in Forchheim und Ebermannstadt sowie an Schulen", zählt Pressesprecher Holger Strehl auf. Landrat Hermann Ulm (CSU) hat dies und die vielen Initiativen im Landkreis auf jeden Fall gut.