Überraschung im Sanierungsstau

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Westlich des Rathauses steht das Frechshaus, dem sich das Streitshaus anschließt. Die ältesten Teile des Frechshauses, dessen Dachstuhl saniert werden muss, stammen aus dem 15. Jahrhundert, Foto: Josef Hofbauer
Westlich des Rathauses steht das Frechshaus, dem sich das Streitshaus anschließt. Die ältesten Teile des Frechshauses, dessen Dachstuhl saniert werden muss, stammen aus dem 15. Jahrhundert, Foto: Josef Hofbauer

Während die Stadträte noch darüber streiten, in welche städtischen Liegenschaften vorrangig investiert werden soll, kommt schon das nächste Gebäude auf der Sanierungsliste.

Ekkehard Roepert Die energetische Sanierung städtischer Gebäude bleibt ein nahezu unüberschaubares Konfliktfeld. Den "Sanierungsstau" beziffert Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf rund acht Millionen Euro. Auch im aktuellen Haushaltsentwurf, den der Stadtrat erst noch beschließen muss, spiegelt sich die Auseinandersetzung um die Frage: In welcher Reihenfolge und in welchem Umfang sollen städtische Liegenschaften saniert werden?

Das Gebäude in der Schulstraße 2 zum Beispiel. Seit der Umbau des historischen Rathauses in ein Haus der Begegnung läuft, sind die Räume in der Schulstraße zu einem zentralen Ort städtischer Verwaltungsarbeit geworden. Auch der Oberbürgermeister hat hier, in der ehemaligen Stadtbücherei, sein Amtszimmer.

Wehr platzt aus allen Nähten

Weil aber noch unklar ist, wie das Anwesen in der Schulstraße langfristig genutzt werden soll, lehnt OB Kirschstein aktuell eine energetische Sanierung ab. Auch deshalb, weil die Stadt auf dringendere Projekte reagieren müsse: "Was machen wir mit dem Feuerwehr-Gerätehaus", fragte Uwe Kirschstein vergangene Woche während der Etatberatung.

Denn in der Egloffsteinstraße steht nicht nur eine Generalsanierung an, wie Josua Flierl (CSU-Stadtrat und Vorsitzender der Feuerwehr) anmahnte; gleichzeitig plane die Wehr eine Erweiterung um mindestens eine Halle: "Wir platzen aus allen Nähten", sagte Josua Flierl.

Vor diesem Hintergrund empfindet es OB Kirschstein als deplatziert, in der Schulstraße neue Fenster und womöglich sogar einen Aufzug einbauen zu lassen. Doch sein Vorschlag, das Projekt zu verschieben, stieß auf den Widerstand der Grünen: "Das müssen wir angehen", drängte Annette Prechtel (FGL-Fraktionssprecherin): "Ich bin ausdrücklich nicht einverstanden, das zu verschieben."

Aktiv werden

Diese Ausdrücklichkeit zeigte Wirkung. Obwohl Kirschstein das "Planziel" für die Schulstraße fehlt, entschloss sich der Finanzausschuss, noch in diesem Jahr 300 000 Euro für die energetische Sanierung (ohne Bau eines Aufzuges) auszugeben. "Wir haben Verantwortung in der Jetztzeit", sagte Prechtel. Wenn 250 000 Euro Fördergelder für die energetische Sanierung in der Schulstraße in Aussicht stünden, sei es an der Zeit, aktiv zu werden: "Das Thema Klimaschutz holt uns ein."

In diesem Zusammenhang wies René Franz (Leiter des Bauamtes) darauf hin, dass "alle Liegenschaften der Stadt untersucht werden". Damit werde eine Basis für das weitere Vorgehen bei der energetischen Sanierungen geschaffen.

Größere Aufgaben

Allerdings hätte auch er die Arbeiten in der Schulstraße lieber "zurückgestellt", betonte René Franz. "Wir haben größere Aufgaben", sagte er im Hinblick auf das Streits- und Frechshaus. Dort sei das Dach undicht. Die Arbeiten am Dachstuhl müssten rasch erledigt werden, um einen noch größeren Schaden zu verhindern. Aus diesem Grund muss der Bauamtsleiter "Mittel umswitchen". 350 000 Euro werden für die Sanierung des Frechs- und Streitshauses benötigt. Gerhard Meixner (FGL) reagierte ungehalten auf diese "nicht mehr nachvollziehbare Planung". Während sich die Stadträte Gedanken über die Mittelvergabe machten, "laufen im Hintergrund ganz eigene Gedankenspiele, die mit unserem programmatischen Ansatz nicht vereinbar sind".