Anders als bei seinem letzten Auftritt vor sechs Jahren war der Kreiskulturraum gut gefüllt - und amüsierte sich köstlich darüber, was der Niederbayer Django Asül zu sagen hatte. Dabei demonstrierte er schon einige Ortskenntnis.
Requisiten braucht er keine. Ein Tisch, ein Glas Mönchshof-Tee - das reicht ihm. Mit seinem inzwischen sechsten Bühnenprogramm "Letzte Patrone" machte der niederbayerische Politik-Kabarettist Django Asül im Kronacher Kreiskulturraum halt. War bei seinem letzten Auftritt vor sechs Jahren der Besuch noch recht spärlich, sah es beim "Bildungsbürgerabend" mit rund 450 Besuchern anders aus.
Zu Beginn zeigt sich der Kabarettist ortskundig - wenngleich ihm einige Stunden vorher als Stadtführer nur der stellvertretende Leiter der Kläranlage bei seinem Rundgang durch Kronach zur Verfügung stand. So wusste er unter anderem, dass die Festung nie eingenommen werden konnte.
Als er erstmals etwas von den "Kroniche Housnküh" hörte, habe er gedacht, dies sei ein Karnevalsverein. Bei Dr. Schneider in Neuses ging er von einem Internisten aus. Die Helios-Klinik sei aus einem dort ansässigen griechischen Lokal entstanden.
Nach diesem Einblick in heimische Gegebenheiten, meinte Asül, dass demografisch die deutsche Gesellschaft jedes Jahr um einige Tage älter werde. Er selbst allerdings altere nicht nur einige Tage, sondern gleich um ein ganzes Jahr. Er eilt damit mit Turbo dem Lauf der Zeit voraus.
Rentenpläne
Er frage sich als 47-Jähriger, was er nach seinem sechsten Soloprogramm tun solle, wenn er sich mit 48 zur Ruhe setzte. Sein Plan: Er will sich sinnvoll für die Gemeinschaft einbringen. In seiner Kindheit sei er von dem Sirenengeheule fasziniert gewesen. Jedoch scheide sein Traum, zur Feuerwehr zu gehen, wegen der zeitlichen Unberechenbarkeit aus. In die engere Wahl seines zivilgesellschaftlichen Engagements nahm er die Gründung einer ultramodernen Bürgerwehr: "Wir hatten nicht einmal einen Wachhund, aber ab und zu ist die Nachbarkatze mitgelaufen." Ein Pfefferspray sei ihm aber zu wenig gewesen, weshalb er sich gleich eine Pfeffermühle besorgt habe. Allerdings helfe gegen diffuse Ängste ohnehin nur eine Schrotflinte. Warum? "Weil die sehr gut streut."
Natürlich war auch das Flüchtlingsthema auf der Agenda des Niederbayern. Bei seinem liberalen bis objektiven Cappuccino-Stammtisch ist hier die Meinung seines einstigen Klassensprechers Hans: "Ich hab nichts gegen Flüchtlinge. Ich habe aber auch nichts gegen Wiener Schnitzel - aber wenn's zu viel davon hast, fängt es an, auf den Tisch zu speien." Auch auf Einzelschicksale könne keine Rücksicht genommen werden, denn sonst würden sich die anderen ärgern. Gut tut da die Gegenfigur, der Neffe vom Hans, den man täglich mit der Süddeutschen und philosophischen Gedanken im Café "Abseits" antrifft. Oder der türkische Freund seines Vaters, der in einem Türkisch-Singsang die große Weltpolitik auf den Alltag herunter bricht.
Zwischendrin zum Luftholen gab es immer wieder Stücke aus seiner Kindheit, als man noch nicht aus "Prestigegründen aufs Gymnasium musste".
Keine Subventionen
Auch das niedrige Zinsniveau besorgt Asül und er empfiehlt zur Vermögensbildung das Buch von Carsten Maschmeyer, dem "Mehrheitseigentümer von Veronika Ferres". Entscheidend sei das Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben. "Das ist revolutionär. Wenn man mehr einnimmt als man ausgibt, macht man ein Plus." Sein Geld investiere er lieber in schnelle Autos, denn das aktiviere das Belohnungssystem. "Aber ich fahr nicht im Suff, also im SUV. Da drin haben die Leute ein subjektives Sicherheitsempfinden. Das brauch' ich nicht. Ich habe ja meine Pfeffermühle."
Ein weiterer Programmpunkt widmet sich der Europa-Frage. Das fange schon damit an, woher der Begriff Europa komme. "Europa war eine schöne Phönizierin, die von Zeus geraubt wurde, in Gestalt eines Stieres. Warum ein Stier? Weil der Grieche scharf auf Agrarsubventionen war." Subventionen hat Asül nicht nötig, auch wenn er beim Abi-Treffen einige getroffen habe, die deutlich mehr arbeiteten als er. Er kompensiere das übers Einkommen. "Deswegen mein Tipp: Einfach mal auf Arbeit verzichten."