"Treffpunkt Klamotte hat Flüchtlingen ein Stück Würde zurückgegeben"

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Josef Hofbauer Ein hoher Lärmpegel in den Häusern, in denen die Flüchtlinge untergebracht sind, Streit um den Küchendienst oder die Hausordnung finden Sara ...

Josef Hofbauer

Ein hoher Lärmpegel in den Häusern, in denen die Flüchtlinge untergebracht sind, Streit um den Küchendienst oder die Hausordnung finden Sara Kiehr und Claudia Hahn, die Patinnen von zwei Flüchtling-Unterkünften in Ebermannstadt, normal. So etwas komme in jeder Gemeinschaftsunterkunft vor.
Allerdings: "In den Häuern, in denen mehr Frauen lebten hat das besser geklappt, als dort, wo nur Männer lebten", räumt Sara Kiehr ein. Selbst das habe gedauert. "Wir haben uns den Mund fusselig geredet", erinnert sich Claudia Hahn, die schon mal durchgreift. "Wenn der Saustall zu groß ist, bestehe ich darauf, dass aufgeräumt wird, egal wer die Unordnung gemacht hat." Ich habe den Leuten auch schnell verdeutlicht, dass ich nicht die Aufpasserin bin und geraten, bei Ruhestörung die Polizei zu holen. Da war schnell Ruhe", erklärt Claudia Hahn. Sie findet: Das größte Problem war die Mülltrennung. "Das haben die einfach nicht gecheckt."
Konsequenz ist in ihren Augen wichtig. Auch in Ebermannstadt sei es vorgekommen, dass Fahrräder verschwanden oder einen Platten hatten und die Leute neue wollten. "Das haben wir verweigert", betont Claudia Hahn, die stattdessen Workshops anbot, die Räder zu reparieren. "Ein paar junge Männer wollten, dass wir ihnen ein Auto schenken", lacht die Vorsitzende des Flüchtlings-Netzwerkes Ebermannstadt. "Denen haben wir erklärt, dass wir auch viele Wünsche haben", so Hahn.
Vandalismus sei ihnen nicht begegnet, beteuern die Frauen, wohl aber "sehr abenteuerliche elektrische Konstruktionen". "Die Leute wollten sich selber helfen und haben mit Drähten irgendwelche Anschlüsse gebastelt. Da haben wir erklärt, dass so etwas gefährlich ist", erinnert sich Claudia Hahn. Mangelnden Integrationswillen können die Damen den Bewohner des Theilerhauses, des Hauses am Kapellenplatz und des Hauses in der Unteren Röth nicht nachsagen. Die Kinder hätten sogar an der Fronleichnamsprozession oder am Laternenumzug teilgenommen und seien bei Krippenspielen oder der Osternacht präsent gewesen.


Problem mangelnde Schulbildung

Das Interesse am Deutschunterricht beurteilen die Helferinnen unterschiedlich. Die meisten hätten großes Interesse, sich möglichst schnell verständigen zu können. Doch es gebe auch Ausnahmen. "Bei einem jungen Mann haben wir uns gewundert, dass der seinen Namen nicht schreiben konnte", berichtet Claudia Hahn. Da habe sich herausgestellt, dass der Bursche nie eine Schule besucht hat. Ein anderer hatte nur zwei Jahre Unterricht gehabt.
Die Verteilung von Kleidern und anderen Spenden übernahm in Ebermannstadt das Flüchtlings-Netzwerk. "Wir haben den Laden "Treffpunkt Klamotte" eröffnet, in dem die Leute einkaufen können. Das gibt ihnen ein Stück Würde zurück, nicht mehr auf Almosen angewiesen zu sein", findet Sara Kiehr.
Als große Entlastung haben die freiwilligen Helfer in Ebermannstadt die Arbeit der Asyl-Betreuerin Diana Könitzer empfunden. "Die hat uns vor allem den bürokratischen Teil der Betreuung abgenommen. Da mussten sich nicht mehrere Leute mit der gleichen Problematik auseinandersetzen", erzählt Claudia Hahn. Ebenso wichtig empfinden die Damen den Netzwerk-Gedanken. "Besonders am Anfang haben die Telefondrähte geglüht. Man muss ja das Rad nicht neu erfinden", urteilt Sara Kiehr über den gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Und Claudia Hahn ergänzt: "Kommunikation ist enorm wichtig. Auch damit Arbeiten nicht doppelt gemacht werden."
Einer der schönsten Augenblicke war letzten Montag, als eine Familie, die mit am längsten hier ist, ihre Anerkennung bekommen hat, erklärt Sara Kiehr. "Aber jetzt fängt unsere Arbeit erst richtig an. Jetzt geht es daran diese Menschen zu integrieren", findet Claudia Hahn.