Tafel sucht händeringend Helfer

2 Min
Karin Batistella (rechts), zweite Vorsitzende des Vereins der Kulmbacher Tafel, ist mit Herzblut bei der Sache, unter anderem wenn es an Weihnachten ums Verteilen von Geschenken für Kinder geht. Doch die Ehrenamtliche betont auch: Die Arbeit führt die Mitarbeiter bisweilen an die Grenzen der Belastbarkeit. Foto: Archiv/U. Prawitz
Karin Batistella (rechts), zweite Vorsitzende des Vereins der Kulmbacher Tafel, ist mit Herzblut bei der Sache, unter anderem wenn es an Weihnachten ums Verteilen von Geschenken für Kinder geht. Doch die Ehrenamtliche betont auch: Die Arbeit führt die Mitarbeiter bisweilen an die Grenzen der Belastbarkeit. Foto: Archiv/U. Prawitz
 

Wegen der langen Schließung der Lebensmittel-Ausgabe vor Weihnachten und nach Silvester herrscht Unmut bei Kunden. Vereinsvorsitzende Elfriede Höhn bekundet: "Das ist bei unserer Personaldecke anders nicht zu stemmen."

Kurz vor Weihnachten erreichte die Redaktion der Anruf eines Mannes, der sich über die lange Schließung der Kulmbacher Tafel beklagte. Gerade zwischen den Jahren mehr als drei Wochen dichtzumachen, bezeichnete der Hartz-IV-Empfänger als "Frechheit" - zumal es angeblich Tafel-Mitarbeiter gebe, die gleich nach den Feiertagen bereit gewesen wären zu arbeiten, was ihnen die Vereinsvorsitzende Elfriede Höhn aber untersagt haben soll (die BR berichtete).
"Aufgrund unserer Personaldecke wäre es nicht zu stemmen gewesen, den Laden zu öffnen", entgegnet Elfriede Höhn. Die Vorsitzende des Vereins Kulmbacher Tafel bedauert, dass offenbar immer wieder durch fehlerhafte Informationen in der Öffentlichkeit Stimmung gegen die Einrichtung in der Blaich gemacht werde. "Es reicht ja nicht, wenn ich sage, zwei oder drei unserer Ehrenamtlichen regeln das schon. Wer sieht, was allein an Vorbereitungen vor unseren beiden wöchentlichen Ausgabetagen notwendig ist, wird merken: Das ist mit so wenigen Leuten einfach unmöglich."
Deswegen sehe der Dienstplan, der für einen Monat im Voraus gemacht werde, auch immer mindestens zehn bis zwölf Leute vor - inklusive vier Fahrern, die die Waren von den jeweiligen Händlern wie Supermärkten oder Bäckereien holen. "Wenn ich öffne, dann muss ich einen korrekten und reibungslosen Ablauf gewährleisten können. Da muss sich nur einer wegen Krankheit abmelden - schon gerät das alles ins Wanken", sagt Elfriede Höhn.


"Vorstand trägt Verantwortung"

Schriftführer Wolf Macht ergänzt: "Wir als Vorstandsmitglieder tragen die Verantwortung dafür. Wir tragen aber auch Verantwortung dafür, dass die Helfer nicht über Gebühr belastet werden." Man dürfe nicht vergessen: Es handelt sich um Menschen, die sich freiwillig in den Dienst am Nächsten stellen. "Aber auch der engagierteste Mitarbeiter braucht Pausen, auch mal Abstand. Und gerade in Zeiten wie Weihnachten und Neujahr sind unsere Leute selber gerne bei ihren Familien."
Zum "harten Kern" der Ehrenamtlichen zählten laut Wolf Macht 30 bis 35 Personen. "Sie sind da, wenn wir sie brauchen. Ohne Gegenleistung, ohne Aufwandsentschädigung." Aber sie stießen häufiger an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. "Wir werden nicht jünger", scherzt die stellvertretende Vorsitzende Karin Batistella, seit Jahren eine treue Helferin. Elfriede Höhn nickt ihrer Vorstandskollegin zu und sagt hörbar seufzend: "Es ist unheimlich schwer, Menschen zu finden, die unentgeltlich tätig sind und sich dafür sogar noch manche Anfeindung gefallen lassen müssen."
Der Tafel-Vorstand startet daher einen Aufruf, um Mitarbeiter zu gewinnen. Aber nicht nur das: Auch von Seiten der Stadt sowie des Landkreises erhoffen sich die Tafel-Verantwortlichen mehr Unterstützung, etwa bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs. Als Kostenrahmen nennt Wolf Macht eine Summe von etwa 33 000 Euro. "Allein das Kühlaggregat kostet schon fast ein Drittel." Ohne korekte Einhaltung der Kühlkette aber laufe man Gefahr, die verderblichen Waren nicht ordnungsgemäß für die Berechtigten vorhalten zu können. "Wir werden da sehr streng überprüft, was ja seine Richtigkeit hat", betont der Schriftführer.


Zu schade zum Wegwerfen

"Es werden ohnehin zu viele Lebensmittel weggeworfen, das ist mir ein Graus", wirft Elfriede Höhn ein. Sie sieht die Einrichtung einer Tafel schon allein deswegen als Segen, weil so Eier, Schinken & Co., deren Verbrauchsdatum sich dem Ende neigt, noch einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Allerdings verhehlt die Vorsitzende nicht, "dass mancher Händler unsere Einrichtung offenbar als billigen Entsorgungsbetrieb missversteht". Das belegten die Vielzahl an Waren, die schon bei der Anlieferung in der Blaich ohne Umweg in der Tonne landeten. "Verdorbenes Obst oder Fleisch dürfen wir allein schon vor dem Hintergrund des Lebensmittelgesetzes gar nicht an unsere Empfänger ausgeben."
Und so füllten sich die Bio- und Restmülltonnen oft schneller, als es den Mitarbeitern lieb ist. "Natürlich müssen wir dafür Müllgebühren bezahlen", sagt die Vorsitzende - und verbindet das mit einer Idee: "Vielleicht haben wir eine Chance, dass das Landratsamt uns als gemeinnütziger Einrichtung hier vielleicht entgegenkommen könnte. Das würde uns finanziell entlasten."