Herzogenaurach ist die einzige Stadt in der Metropolregion, die eine Partnerschaft zu einer afrikanischen Stadt unterhält: Kaya in Burkina Faso. Kardinal Nakellentuba Philippe Ouédraogo war nun zu Besuch in Franken.
Seit 1972 hat Herzogenaurach eine Städtepartnerschaft mit Kaya in Burkina Faso in Westafrika. An diesem Wochenende war Nakellentuba Philippe Kardinal Ouédraogo an der Aurach und feierte mit den Gläubigen in der Stadtpfarrkirche ein Pontifikalamt. Der Kardinal weilt auf Einladung von Misereor für drei Wochen in Deutschland.
Die Partnerschaft wird in Herzogenaurach vor allem von der katholischen Kirche mitgetragen. So lebte von 2006 bis 2013 der Geistliche Jean Désiré Sawadogo aus Kaya zum Studium in Erlangen in Herzogenaurach und war als ehrenamtlicher Seelsorger in der Stadtpfarrei von den Gläubigen sehr geschätzt.
Sprache ist zweitrangig
Begleitet von 29 Ministranten zogen der Kardinal Ouédraogo und Stadtpfarrer Helmut Hetzel in die Stadtpfarrkirche ein. In seiner Begrüßung wies Hetzel auf Verständigungsschwierigkeiten durch die Sprache hin, relativierte dies aber mit dem Hinweis: "Die Herzen kennen keine Barrieren!" Außerdem merkte er noch an: "Partnerschaft heißt, sich auf Augenhöhe zu begegnen und voneinander zu lernen!"
In seiner Begrüßung erinnerte der Kardinal die Gläubigen daran, dass er während seiner Zeit als Pfarrer in Kaya von 1983 bis 1990, bereits einmal zu Besuch in Herzogenaurach war, ein weiteres Mal im Jahr 2000.
Die gelebte Toleranz in seinem Land erleichtere das Zusammenleben in den Familien. So kann es vorkommen, dass mehrere Konfessionen in einer Familie vertreten sind. "Blutsbande sind stärker Glaubensbande", umschrieb Ouédraogo diese Situation, die er auch aus seiner Familie kennt. Besonders habe es ihn gefreut dass Misereor Burkina Faso als Beispielland für die Fastenaktion des Jahres 2017 ausgewählt hat.
Fastenzeit als Thema
Der Kardinal ging in seiner Predigt auch auf die Fastenzeit ein. Er bezeichnete diese als wichtig für die Kirche, denn sie rufe die Gläubigen dazu auf, sich auf den Weg zu Jesus zu begeben. Jeder solle die 40 Tage nutzen, um sich auf das Osterfest durch Beten, Fasten und Almosen geben vorzubereiten. "Wir brauche die Gnade Gottes, wir erhalten sie durch die Eucharistie", sagte der Kardinal. Mit der Formulierung "Europa hat Uhren - wir haben Zeit!" beendete der Kardinal seine Predigt und äußerte die Hoffnung, dass sie hoffentlich nicht zu ausführlich gewesen sei.
Im Anschluss an das Pontifikalamt hatten die Gottesdienstbesucher die Möglichkeit, bei einem Empfang im Pfarrzentrum sich über Kaya aus erster Hand Informationen zu bekommen,
Weiterhin stand der Besuch im Rathaus für den Kardinal auf dem Programm. Dort durfte er sich in das Goldene Buch der Stadt Herzogenaurach eintragen.
Eine spannende Persönlichkeit
Nakellentuba Philippe Kardinal Ouédraogo empfing 1973 das Sakrament der Priesterweihe im Bistum Kaya. Von 1983 bis 1990 wirkte er als Pfarrer in Kaya, der Partnerstadt von Herzogenaurach.
Er ist promovierter Kirchenrechtler, wurde 1996 in der Diözese Ouahigouya zum Bischof geweiht und steht seit 2009 der Erzdiözese Ouagadougou vor. 2014 wurde er in das Kardinalskollegium berufen. Von 2001 bis 2007 war er Vorsitzender der Bischofskonferenz Burkina Faso-Niger.
Der Kardinal ist nicht nur in seiner Heimat für seinen bescheidenen Lebensstil bekannt. In seinem Priester- und Bischofsamt mahnt der Geistliche Politik und Gesellschaft in Burkina Faso, sich stärker gegen Willkürherrschaft und Ausgrenzung einzusetzen und mehr Solidarität zu zeigen. Als Mensch und Seelsorger begegnet Kardinal Ouédraogo den Wohlhabenden und den Notleidenden in seiner Wirkungsstätte gütig und barmherzig.
Durch diese Grundhaltung hat er sich Respekt und Anerkennung über alle Grenzen hinweg erarbeitet. "Man gibt nicht, weil man hat. Man gibt, weil man liebt." Das ist eine seiner Grundüberzeugungen.