Urlaubsgrüsse (13) Historiker beschäftigen sich seit Jahrhunderten mit dem Walberla und den umliegenden Ortschaften. Kirchehrenbach taucht in der Geschichtsschreibung als "Arinbach" auf.
von unserem Mitarbeiter Rainhard Löwisch
Kirchehrenbach — Für den Reiseschriftsteller Joseph Heller war Kirchehrenbach nur einer von vielen Orten in der Region. Lapidar schreibt er über das Dorf 1829: "Katholisch, im Landgericht Forchheim, liegt am Fuße der Ehrenbürg, hat 149 Häuser und 822 Einwohner. Die Kirche ist im neuen Styl erbaut, wurde 1777 eingeweiht und hat ein sehr unerhebliches Altarblatt.
Der Ort ist sehr alt und kommt schon im 11. Jahrhundert als Arihinbach mit Kirche vor". Erst viel später wurde bekannt, dass mit Arihinbach die beiden Nachbardörfer Mittel- und Oberehrenbach gemeint waren. Kirchehrenbach wird 1089 erstmals als "Arinbach" erwähnt, "im Besitz adeliger Personen" schreibt Ortschronist Georg Knörlein.
Heimatschriftsteller August Sieghardt kannte in seinem 1971 erstmals erschienen Reiseführer über die Fränkische Schweiz schon mehr Details als Heller.
Für ihn war das Gotteshaus einer genaueren Betrachtung wert. Er schrieb: "Es ist nämlich keine gewöhnliche Dorfkirche mit einer Durchschnittseinrichtung, sondern ein Gotteshaus, das auf eine künstlerisch Bewertung Anspruch machen kann". Was war geschehen?
1864 kam ein neuer Altar Knörlein schreibt in seinem Ortsverführer: "Ursprünglich reichte der Altar nur bis zum Fenster, so dass Licht den Chorraum von drei Seiten durchfluten konnte". Das änderte sich jedoch 1864 anlässlich einer Kirchenrenovierung. Das ursprüngliche Altarbild (das Heller noch als unerheblich einstufte) aus der Werkstatt der Gebrüder Link aus Kronach wurde entfernt und durch das jetzige Bildnis ersetzt, dass im Nazarenenstil vom Ingolstädter Historienmaler Sebastian Holzner geschaffen wurde.
"Gleichzeitig fertigte der Bamberger Bildhauer Lorenz Kamm die heutige Dreifaltigkeitsdarstellung, wodurch sich der Altar bis zur Chordecke erhöhte", so Knörlein.
Durch die Edelfreien von Reifenberg und Leutenbach wurde das Gotteshaus gegründet, worin Bischof Otto der Heilige einen Marienaltar weihte, steht auf der Kirchehrenbacher Homepage geschrieben. Und weiter ist dort zu lesen: "1480 geben sich die Ortsbewohner eine erste Dorfordnung. 1844 schaffte die Gemeinde die erste Feuerlöschmaschine an. Elf Jahre später wird das Schulhaus neu gebaut. Ab 1876 wird der Friedhof um die Kirche aufgelassen, zwei Jahre später gründet sich die Freiwillige Feuerwehr (1878) und 1893 der Krieger- und Soldatenverein. Bereits 1891 erhält Kirchehrenbach eine Anbindung an das Schienennetz und eröffnet eine Post-Expedition.
1894 wird "eine Telegraphiestation" in Betrieb genommen.
Sehr wichtig für Kirchehrenbach und den Tourismus gleichermaßen ist der große Tafelberg, an dessen Ausläufer sich der Ort schmiegt. Die Ehrenbürg oder auch das "Walberla" - abgeleitet von der Walburgiskapelle auf einem der beiden Gipfel - ist berühmt wegen der gleichnamigen Kirchweih. Zuerst nur am ersten Sonntag im Mai, jetzt am ersten Wochenende im Mai feiern Zehntausende die Walberla-Kerwa. Dazu muss jeder Gast den beschwerlichen Fußweg zum Hochplateau hinauf laufen. Es ist eines der ältesten Feste in Franken und daher auch in ziemlich allen Reisebeschreibungen des 19. Jahrhunderts enthalten. Eine der genauesten Beschreibungen des Kirchweihfestes findet sich im Buch "Die Ehrenbürg bei Vorchheim", 1822 von Johann Baptist Lachmüller herausgegeben. Er beschreibt auf 20 Seiten wie Massen von Leuten "bei Anbruch des 1.
Maytages" den Berg erklimmen "um das reizende Schauspiel, den Aufgang der Sonne über einer der schönsten Gegenden Deutschlands" zu genießen. Nach einem etwa 30-minütigen Aufstieg liegt das Ziel vor ihnen: "die Kapelle, umgeben von geschäftigen Menschen, die schon, den Gewinn des Tages berechnend, ihre Buden und Zelte einrichten und auf lodernden Flammen die Speisen kochen".
Maimarkt-Reigen 1859 schrieb Victor von Scheffel, der Texter des Frankenliedes und weiterer berühmter Schriften, über das Walberlafest im "Exous cantorum": "Ob Forchheim bei Kirchehrenbach, woll'n wir zu Berge steigen. Dort schwingt sich am Walpurgistag, der Franken Maimarktreigen. Der ist seit grauer Heidenzeit, noch allem Landvolk teuer.
Schatzkind, halt Gürtel fest und Kleid, wir springen durch die Feuer!"
Kühne Waghälse In der Walberla-Fest-Beschreibung von 1822 ist auch der erste schriftliche Nachweis über das Klettern in der Region enthalten. Lachmüller schreibt darüber: "Einzelne Felsspitzen, welche von dem südlichen Rande des Berges abgerissen dastehen, sieht man Waghälse kühn ersteigen, um mit der bläulichten Ferne zugleich die senkrechte Tiefe des nahen Abgrundes zu sehen. Uns schaudert vor dem gefährlichen Genusse, den ein plötzlicher Windstoß so leicht mit dem Leben des Kühnen bezahlen könnte ".
Um den Tourismus kümmert sich mittlerweile ein eigener Verein: "Der Tourismusverein Rund ums Walberla" ist ein freiwilliger Zusammenschluss fast aller Hoteliers, Gastwirte und Vermieter in sechs Gemeinden rund um den Tafelberg.
Ziel des Vereins ist es unter anderem, "den örtlichen Fremdenverkehr zu fördern und das Freizeitangebot zu verbessern". Die Verschönerung des Ortsbildes, die Mitwirkung bei der Erhöhung des Freizeitwertes und des Umweltschutzes liegen außerdem am Herzen. Der Verein wurde anno 2000 gegründet und hat derzeit über 90 Mitglieder.