Söder zur Lage der Nation

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Stehend applaudierten die rund 600 Gäste dem Ministerpräsidenten Markus Söder nach seiner Rede. Fotos: Michael Busch
Stehend applaudierten die rund 600 Gäste dem Ministerpräsidenten Markus Söder nach seiner Rede.  Fotos: Michael Busch
Michael Thiem (Mitte) hat seine eigene Geschichte mit den beiden Politikern Markus Söder (links) und Walter Nussel.
Michael Thiem (Mitte) hat seine eigene Geschichte mit den beiden Politikern Markus Söder (links) und Walter Nussel.
 
Walter Nussel (rechts) ist als Beauftragter für den Bürokratieabbau ein wichtiger Parlamentarier für Markus Söder.
Walter Nussel (rechts) ist als Beauftragter für den Bürokratieabbau ein wichtiger Parlamentarier für Markus Söder.
 
Kurze Gespräche nach der Rede.
Kurze Gespräche nach der Rede.
 
Auch ein Innenminister beklatscht seinen Chef.
Auch ein Innenminister beklatscht seinen Chef.
 

Der Auftritt in Herzogenaurach ist ein Heimspiel für den Nürnberger. Er redet fränkisch, trifft den fränkischen Geist und präsentiert ein Bayern das beängstigend gut dasteht. Wie erwartet konnte das Publikum nur applaudieren.

Michael Busch Es war der vielleicht unpolitischste, vielleicht sogar menschlichste Moment des Abends. Michael Thiem, Chef der Laufer Mühle, lässt sich zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Walter Nussel und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder fotografieren. "Die beiden haben sich vor Jahren bei mir in der Läufer Mühle getroffen und nun sitzen beide im Bayerischen Landtag", erzählt er.

Pünktlich ist Markus Söder gekommen, kein Beckstein, kein Stoiber, kein Seehofer -, die sich dadurch auszeichneten, dass man deren Verspätungen bei den Planungen eines Treffens mit einberechnen musste. 19 Uhr sollte Söder am Veranstaltungsort, dem Herzogenauracher Brandcenter von Puma sein. 19.01 Uhr fuhren die Münchner Karossen mit dem Ehrengast und Redner des Abends auf der Puma-Plaza ein. Kurze Worte mit Walter Nussel, weiteren Kandidaten, und Innenminister Joachim Herrmann gewechselt, man sieht sich ja öfters. Das Foto mit Thiem.

Warten auf die Worte

Dynamisch geht es die Treppe zum Saal hinauf. Doch die gut 600 Gäste müssen sich gedulden, was der Ministerpräsident sagen wird. Denn zunächst reden die Vertreter der beiden Kreisverbände der CSU in Erlangen und Erlangen-Höchstadt. Wahlwerbung gepaart mit den Vorzügen der Region, Bekenntnissen zur Heimat und der Aufforderung, die Kreuze am kommenden Sonntag an der richtigen Stelle zu setzen.

Neugierig ist das Publikum aber vor allem auf Söder. Die Gespräche während der Wartezeit zeigen, dass die Rede mit Spannung erwartet wird. "Die Basis ist sauer", sagen politische Vertreter aus Höchstadt, die aber nicht genannt werden möchten. In einer Unterhaltung mit Besuchern sagt die ehemalige Landtagsabgeordnete Christa Matschl, die Vorgängerin von Walter Nussel: "Es wird sicher nicht einfach werden, wir müssen kämpfen."

Natürlich ist es in Wahlzeiten nun mal kein "normaler" Ministerpräsidentenbesuch, auch wenn die Inhalte nicht unbedingt nur Wahlkampf sind. Aber er unterscheidet sich dadurch, dass bei anderer Gelegenheit auch der SPD-Bürgermeister vor Ort wäre, dass Bürger aus allen politischen Lagern "ihren" Ministerpräsidenten sehen möchten. Doch an diesem Abend sind es überwiegend Anhänger der CSU, zumindest zugeneigte Zuhörer.

Leichtes Spiel für den rhetorisch leichtfüßig agierenden Söder. "Ich möchte den Stolz der Bayern erhalten", der Kernsatz seiner gut einstündigen Rede, den er nochmals markant an das Ende seiner Ausführungen setzt.

Zuvor nimmt er das Publikum mit, das seine markigen Sprüche kennt, aber sicher auch erwartet hat. Söder bedient diese Wünsche und weiß auch um die regionalen Belange. "Fürth steht in der Statistik bei Straftaten in Großstädten über 100 000 Menschen auf Platz 1. Warum? Gute Polizeiarbeit oder, weil es da nix zu holen gibt!" Er schiebt schnell hinterher: "Ein Spaß!" er möchte es sich auch durch eine nachträgliche Berichterstattung nicht mit den Fürthern verscherzen.

Innenminister Joachim Herrmann hat zuvor betont, dass "es hier bei Puma eine völlig andere Atmosphäre als in einem Bierzelt ist". Man habe sich bewusst dafür entschieden. Doch die Rede Söders unterscheidet sich nicht wirklich von seinen bisher gehaltenen Reden an anderen Stätten in Bierzelten.

Betonung liegt auf Franken

Der Chef des Freistaates zieht gerne Vergleiche. Franken und der Rest Bayerns, wohin welche Gelder fließen müssen, wer welche Weltfirmen hat. Aber auch Bayern im Vergleich zum Rest der Republik spielt eine Rolle, vom Weltenvergleich ganz zu schweigen. Söder ist ein selbstbewusster Landesvater: "Ein Land wie Bayern, das so gut dasteht, in dem es den Bürger so gut geht und dann auch noch andere Bundesländer mit dem Länderfinanzausgleich über Wasser hält, damit diese nicht kaputtgehen, darf sich doch sicher etwas mehr Respekt erwarten." Eine Forderung, die bei den Besuchern gut ankommt. "Mia san mia", haben schon ganz andere geäußert.

Markus Söder nimmt kein Blatt vor den Mund. Nicht, weil etwa Wahlkampf ist, sondern, weil er so ist, wie er ist. "Der Wind der Veränderung macht auch vor Bayern nicht halt. Die digitale Demokratie führt zu Ego first", ist eine der Ansagen. Aber auch die SPD spielt eine Rolle: "Schade um diese stolze Partei. Wir einmal Zwerg wurde, bleibt auch Zwerg, das weiß ich aus der Geschichte!" Es klingt nicht wie geheucheltes Mitleid, es schwingt ein wenig Respekt mit. Im Gegensatz zur AfD. "Die AfD Bayern gehört zu den am meisten rechts stehenden Organisationen in Deutschland. Sie sind Höcke treu. So eine Partei mit solchen Vorstellung hat in Bayern nichts zu suchen." Klare Worte, die Söder äußert. Keine Erklärung, dass manche Parteikollegen das nicht ganz so sehen, eine klare Absage, die er auch mehrfach in anderen Zusammenhängen wiederholt.

"Es gibt Ideologen, Populisten und es gibt uns." Ein Satz, der an solch einem Abend genau betrachtet werden muss. Denn nach der Definition des Populismus - "volksnahe, demagogische Politik" - könnte der Betrachter manchmal einen anderen Eindruck bekommen.

Aber es ist halt doch Wahlkampf, auch wenn die Rede mehr ein Status-quo-Bericht war und erklärte, warum das nur mit der jetzigen Regierung und ihm als Ministerpräsidenten möglich sei.