So, wie's der Gestalter will

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Als Designer im Auftrag anderer Unternehmen ist Markus Rink schon seit langem sehr erfolgreich. Trotzdem hat er nun sein eigenes Möbel-Label gegründet und setzt auf Nachhaltigkeit.

Es hatte auch etwas mit Freiheit zu tun. "Wir arbeiten viel mit großen Unternehmen zusammen, da sind Entwicklungsprozesse oft langwierig", sagt Designer Markus Rink. Er hat einiges für große Hersteller entworfen - die Räume seiner Agentur 8quadrat-design in der Karchestraße zeugen davon.

Dort ist auch "Konos" zu sehen: Eine Dreibeinleuchte, das Gestell nur zusammengehalten mit Holzverbindungen und einer Kordel. Diese Lampe hat Rink nicht nur entworfen, er lässt sie auch fertigen und vertreibt sie. "Milopàrda" heißt die Firma, die Rink dafür gegründet hat. Erstmals gezeigt wurde die Lampe im Mai, bei den Coburger Designtagen 2019. Offiziell auf dem Markt ist sie erst seit November. Rink präsentierte sie bei der Messe "Blickfang" in Stuttgart und bei der "Heim & Handwerk" in München. Von dort brachte er sogar einen Preis mit nach Hause: Milopàrda wurde als einer der besten Newcomer ausgezeichnet.

Mit Preisen kennt Rink sich aus: Seinen ersten Designpreis gewann er, als er noch Student war. Dabei habe er nie gezielt auf so etwas hingearbeitet, beteuert er. Schreiner hat er gelernt; sein Vater und sein Bruder sind Zimmermeister. Die Details beim Schreinern "haben für mich mehr Sinnlichkeit, als grobe Balken aufs Dach zu schleppen". Doch er erkannte bald, dass er mehr wollte, als nach Vorgaben Möbel oder Türen zu bauen. Planen, entwerfen, die Kombination von Holz mit anderen Materialien faszinierten ihn. "Da war das Studium Integriertes Produktdesign das Naheliegendste."

Dem gebürtigen Allgäuer hätten auch andere Hochschulen offengestanden. Coburg wurde es, weil ihm der Marktplatz gefiel, erzählt er. Und Coburg blieb es. Im Studium genoss er die Diskussionen um grundsätzliche Fragen und die Herausforderung, einerseits nah an den Bedürfnissen des Kunden zu bleiben, andererseits aber auch kreativ spinnen zu dürfen.

Eigentlich arbeite ein Designer für zwei Kunden, sagt Rink: Zum einen für den Auftraggeber, zum anderen aber für denjenigen, der das fertige Produkt erwerben soll. Der Auftraggeber macht Vorgaben. Rink schildert sie am Beispiel eines E-Pianos: Vorgegeben war, welche Tastatur und welche Elektronik verbaut wird. Letztlich ging es nur ums Gestell, das aber günstig herzustellen sein musste - und gleichzeitig gut aussehen sollte. Rink grübelte lange, hatte keine zündende Idee und machte schließlich einen Strich aufs Papier, "wie Haken dran". Aus der Zufallslinie wurde die Grundform für die Seitenteile des E-Pianos. "Nach einer Nacht stand das Design."

Heute findet sich das Klavier im Katalog des Herstellers Gewa. "Wir sind dort mehrfach vertreten", sagt Rink. Er hat unter anderem ein Schlagzeug entworfen, Taschen für Musikinstrumente und einen Laptophalter für DJs. Für seinen Geigenkoffer und den Cellokasten hat er jeweils den Red Dot Award erhalten, einen der bekanntesten deutschen Designpreise, sowie den German Design Award.

"Je kürzer eine Prozess- oder Entscheidungskette ist, desto agiler und kostenschonender kann man arbeiten", sagt Rink. Unternehmen, die ihre Produkte den Kunden in Europa genauso verkaufen wollen wie in Amerika oder Asien, tun sich da schwerer. Da muss dann auch der Designer manchmal Kompromisse machen. Beim eigenen Unternehmen nicht.

Partner in Sachsen

Außerdem ging es Rink darum, nachhaltig und regional zu produzieren. Ersteres ist gelungen, zweiteres ebenfalls, wenn man unter "regional" auch Sachsen versteht. Der Lampenschirm für Konos kommt aus einer Manufaktur in Neustadt/Sachsen. Das Material - mit Baumwolle bespanntes Polyvinyl - hält lange, ist ökotex-zertifiziert und könnte recycelt werden. Die Beine bestehen aus Holz aus nachhaltiger Kultur: Für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt. Die Schnur hat mehrere Funktionen: Sie stabilisiert die Konstruktion, sie dient aber auch als Parkettschoner. Ansonsten ist nichts verklebt und nichts verschraubt. 30 Schreinereien habe er angefragt, bis er einen Produktionspartner fand, der alle Anforderungen erfüllte, erzählt Rink. Die Gestelle kommen nun aus Hirschfeld in Sachsen.

Gefertigt wird auf Kundenbestellung. "So einfach die Lampe ausschaut, so komplex war sie in der Konstruktion", erläutert der Designer. Die Proportionen und die Lichtausbeute mussten passen; die Lampe soll leuchten und gleichzeitig als Objekt im Raum Wirkung entfalten.

Sowohl bei der Messe in Stuttgart als auch in München seien die Lampen bei den Besuchern gut angekommen und auch verkauft worden, berichtet Rink. Im Herbst 2020 sollen die nächsten Milopàrda-Stücke auf den Markt kommen: Drei weitere Lampen sind schon in Arbeit, eine Lese-, eine Pendel- und eine Bodenleuchte. Außerdem denkt Rink an Tische, ein Regalsystem und Sitzgelegenheiten, alle regional produziert und so konstruiert, dass sie wieder in ihre Bestandteile zerlegt werden können. Obwohl er den Stücken eigentlich gar kein Ende wünscht: "Unser Ziel ist es, Produkte zu machen, die vererbt werden wollen."