Bundesweit hat die Bewegung "Land schafft Verbindung - wir rufen zu Tisch" Landwirte zu Protesten aufgerufen. In vielen Regionen wurden Sternfahrten organisiert. Allein aus dem Coburger Land nahmen mehr als 100 Bauern teil.
Es ist noch stockdunkel auf dem Begleitweg neben der Bundesstraße 303 bei Sonnefeld. Nebelschwaden ziehen durch. Von Traktoren, die hier auffahren sollen, um den Protest der Landwirte nach Bayreuth zu tragen, ist nichts zu sehen.Nur Axel Roth ist schon da. Gerade war er noch Finalist beim Ceres Award um den Titel Landwirt des Jahres. Jetzt ist er einer der regionalen Organisatoren der bundesweiten Protestaktion, zu der die Bewegung "Land schafft Verbindung - wir rufen zu Tisch" aufgerufen hat.
Minuten später rollen sie an. Erst sind es einzelne Schlepper, die den Flurweg herunter rollen. Dann kommen schnell mehr, oft in Gruppen. Wolfgang Schultheiß steigt von seinem Traktor und informiert Axel Roth: "Wir sind 14 aus Großheirath." Schultheiß ist stellvertretender Kreisobmann des Bauernverbandes.
Betont unabhängig
Die Bewegung "Land schafft Verbindung - wir rufen zu Tisch" legt Wert darauf, dass sie unabhängig ist, unabhängig von Parteien, aber eben auch vom Berufsverband. Allerdings sind natürlich praktisch alle Landwirte Mitglied im Verband. Der solidarisiert sich auf Bundesebene mit dem Protest - ausdrücklich solange die Aktionen gewaltfrei bleiben.
Das sieht auch Wolfgang Schultheiß so: "Wir bleiben gewaltfrei. Wir wollen aber, dass endlich unsere Argumente gehört werden." Landwirtschaft sei regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, müsse mit sehr verschiedenen Gegebenheiten zurecht kommen. "Wir wollen ja über alles reden. Einsatz von Chemie oder Dünger, Bekämpfung von hohem Schädlingsaufkommen", sagt Schultheiß. Damit kommt er zu einer der Kernforderungen der Bewegung, der sich bundesweit bereits mehr als 11 000 Personen angeschlossen haben. Sie fordert, mit den Bauern zu reden, statt immer nur über sie.
Durch das Agrarpaket, das die Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt auf den Weg gebracht haben, sehen die Bauern ihre Betriebe gefährdet. Auch der frühere Kreisobmann des BBV im Coburger Land, Gerhard Ehrlich, ist mit dem Traktor angerollt. Er sieht Versäumnisse beim Berufsverband während des Volksbegehrens "Rettet die Bienen". Das Beispiel Baden-Württemberg mit seiner Grünen-Landesregierung zeige, dass es möglich gewesen wäre, sich an einen Tisch zu setzen und eine Regelung zu erarbeiten, mit der beide Seiten leben können. Das habe der Verband versäumt.
Emotionale Seite
Was die Landwirte in so großer Zahl zu dieser Bewegung bringt, ist aber in viel höherem Maße emotional. Sie sehen sich von Politik und Organisationen als Buhmann hingestellt. Kinder von Landwirten würden in der Schule von Mitschülern und sogar Lehrern gemobbt. Bauern würden ohne haltbare fachliche Argumente an den Pranger gestellt. So werde der Beruf unattraktiv für die junge Generation.
Politische Entscheidungen wie das Mercosur-Handelsabkommen gefährdeten durch Billigimporte die Einkommen der heimischen Betriebe. All das brachte die Landwirte so auf, dass sie jetzt bundesweit auf die Straße gehen.