Der FC Neubrunn hat mit sportlichem Erfolg und Kameradschaft Maßstäbe gesetzt, heuer wird der Verein 70 Jahre alt. Schirmherr Pfarrer Martin Wissel fand lobende und auch kritische Worte zum Thema Sport.
"In
Neubrunn wurde 70 Jahre lang sauberer Sport getrieben und stand ein fairer Sportgeist vorne an", sagte Schirmherr Pfarrer Martin Wissel. "Ich war aber immer mit allen Vereinen hier verbunden. Ob es allerdings in zehn Jahren noch vier aktive Vereine in den Heiligen Ländern gibt, muss sich zeigen, obwohl doch alle Vereine ihre Arbeit tun." So sprach er beim Festkommers des 1. FC Neubrunn anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Vereins. Die Feier fand im Sportheim am "Steinlein-Stadion" statt.
Vorsitzender Alexander Geißendörfer stellte den Jubelverein vor, welcher derzeit rund 300 Mitglieder habe, darunter 40 engagierte, ehrenamtliche Personen. Das sei großartig und dafür sei er äußerst dankbar. Mit 84 Jahren wurde Ernst Morgenroth als ältestes Mitglied ausgezeichnet.
Er war viele Jahre beim FC aktiver Fußballer, Vereinsvorstand und mit seiner Gastwirtschaft auch Vereinslokal.
"Besserer Stoppelacker"
Das "Herz" des 1. FC Neubrunn habe 1946 begonnen zu schlagen. Damals seien die Leute noch zum Verein gelaufen oder mit dem Rad gefahren. Der Fußballplatz sei damals noch ein besserer Stoppelacker gewesen. Heute sei dies ganz anders, denn jeder Verein habe mindestens einen Rasenplatz und meist auch ein Sportheim. Aber es sei auch schwer, dies alles aufrechtzuerhalten. Dafür müsse man kämpfen. "Unser Verein steht zum Glück auf gesunden Beinen und kann sich mit seinem ganzen Sportgelände sehen lassen. Ebenso haben wir einen guten Draht zu unseren Nachbarvereinen", sagte der Vorsitzende.
Es gebe aber auch Punkte, die im Gegensatz zu früher ganz anders seien.
"Es wird immer schwieriger, junge Menschen für den Fußballsport zu gewinnen und der demografische Wandel schlägt sich auch in der Jugendarbeit nieder. Wir brauchen jetzt schon fünf Vereine, um eine Jugendabteilung am Leben zu erhalten. Das stimmt nachdenklich, denn die Jugend von heute ist unsere 1. Mannschaft von morgen." Ebenso werde es immer schwieriger, die Anlagen zu finanzieren. Von den Mitgliedsbeiträgen allein wäre dies schon lange nicht mehr möglich. Dennoch gehe man guten Mutes in die Zukunft.
Bürgermeister Karl-Heinz Kandler hält trotz mancher Schwierigkeiten das Interesse für den Sport ungebrochen. Für ihn sei Sport aktives Mitmachen im Verein. Den Jubelverein sieht er als einen wichtigen Faktor für das Gemeinschaftsleben und gerade für die Jugendarbeit sei er unersetzlich. Die notwendige Arbeit sei aber nur durch viele Helfer möglich.
"Ihr setzt Maßstäbe, die für andere beispielgebend sind und ihr dürft euch als Vorbilder in der Bürgergesellschaft sehen."
Pfarrer Martin Wissel warf in seiner launischen Rede den Blick auf die Europameisterschaft, die unter dem Zeichen "Angst und/oder Spiele" oder auch Korruption in Verbänden stehe. Da sei er froh, dass in Neubrunn 70 Jahre lang sauberer Sport getrieben wurde und kaum ein Spieler des FC auch 75 Millionen Euro wert sei. Als bekennender Bayernfan erwähnte er dabei auch den 4,4 Milliarden-Euro-Fernsehvertrag, der das Profi-Geschäft am Laufen hält. Auf der anderen Seite könnten die kleinen Vereine von ihren Zuschauern und den verkauften Bratwürsten ihren Spielbetrieb nicht mehr aufrechterhalten.
In seiner sehr "launischen Rede", die auf viel Beifall stieß, meinte er auch, "die Neubrunner sind manchmal auch ein wenig Holzköpfe, aber das hat auch sein Gutes.
Für den FC Neubrunn bin ich deswegen zuversichtlich, dass er auch noch die nächsten 30 Jahre übersteht. Dann bin ich 83 Jahre alt und wenn ich noch reden kann, mache ich gerne wieder euern Schirmherrn."
Der BLSV-Bezirksvorsitzende Günther Jackl lobte den FC Neubrunn und kritisierte auch Verbandsentscheidungen: "Ihr spielt höherklassig und ich bewundere auch die Kameradschaft, die hier in Neubrunn herrscht." In der allgemeinen Entwicklung sei aber auch der Verband nicht schuldlos. "Acht Vereine in einer Jugendfördergemeinschaft wie in Haßfurt oder anders ausgedrückt acht Vereine sollen sich von einer Jugendfördergemeinschaft ernähren. Das wird nicht gut gehen." Er verwies auf das Potential der Senioren und forderte die Vereine auf, umzudenken vom reinen Fußballsport auf den Breiten- und Präventionssport.
Vereine werden verschwinden
BLSV-Kreisvorsitzender Gerald Makowski fragte dazu: "Was wären unsere Dörfer ohne die Vereine?" Deswegen sei es wichtig, die Vereine am Leben zu erhalten. Für den Patenverein FC Zeil 08 sprach Wolfgang Kunzmann Grußworte und warf dabei seinen Blick in die Zukunft. "Es wird Zusammenschlüsse geben und es werden Vereine aufeinander zu kommen, die es bisher nicht so gut miteinander konnten. Wer es nicht tut, verschwindet." Er sparte auch nicht mit Kritik am Verband mit Neuerungen wie der Einführung der B-Klasse, womit er vielen aus der Seele sprach.
Ehrungen,
65 Jahre: Ernst Morgenroth, Lothar Hofmann,
Gosbert Gehring, Alfred Steppert, Rudolf Stretz;
60 Jahre: Adolf Stretz, Walbert Hofmann ,
Gerhard Hofmann, Walter Gehring;
55 Jahre: Herbert
Sauer, Bernhard Schorr, Dominikus Gehring;
50 Jahre: Leo Derra, Gottfried Derra, Gerhard Stretz;
45 Jahre: Erich Reinwand, Hubert Derra, Franz Rödelmaier, Rudolf Zipper, Alfred Reinwand, Hubert Holzmann, Gerhard Stubenrauch, Werner Derra, Rudolf Wagenhäuser, Erich Rödelmaier, Henri Hofmann, Heinz Stretz, Hilmar Derra, Ewald Jäger, Horst Hornung, Franz Derra, Wilfried Jäger, Oswald Stubenrauch, Franz Sauer, Horst Derra, Kilian Rennert, Roland Mantel, Hans-Jürgen Morgenroth, Karl-Heinz Jäger;
40 Jahre: Paul Stubenrauch, Edwin Reinwand, Dieter Schönmüller, Inge Werb, Hans Schorr, Wolfgang Sauer, Martin Gehring, Roland Hofmann, Heinrich Reinwand, Ewald Derra, Hans Eckstein, Klaus-Dieter Semm, Norbert Strätz, Willi Baum, Stefan Stretz.