Sandstein-Projekt soll Identität stiften

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Steinbrucharbeit war in früheren Zeiten eine sehr schwere Arbeit: Unser Archivbild zeigt einen Steinhauer bei der Fertigung einer Walze.
Steinbrucharbeit war in früheren Zeiten eine sehr schwere Arbeit: Unser Archivbild zeigt einen Steinhauer bei der Fertigung einer Walze.
Der Eingang zum alten Steinbruch mit den zwei Hauptprodukten früherer Zeiten: einer Walze zum Beispiel zum Zuckerrohrschleifen und einem Schleifstein, der einstmals in einem Schleifbock zum Schärfen von Messern und anderen Geräten genutzt wurde. Diese und weitere Elemente aus der Steinindustrie sollen in die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" in Breitbrunn einfließen. Fotos: Günther Geiling
Der Eingang zum alten Steinbruch mit den zwei Hauptprodukten früherer Zeiten: einer Walze zum Beispiel zum Zuckerrohrschleifen und einem Schleifstein, der einstmals in einem Schleifbock zum Schärfen von Messern und anderen Geräten genutzt wurde. Diese und weitere Elemente aus der Steinindustrie sollen in die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" in Breitbrunn einfließen.  Fotos: Günther Geiling
 

Der Gemeinderat Breitbrunn will die "Erlebniswelt" nun doch verwirklichen und kippte dazu einen früheren Beschluss.

Die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" Breitbrunn hat im letzten Moment doch noch die Kurve gekriegt und biegt nun auf die Zielgerade ein. Das Projekt, das an die Tradition der Steinbearbeitung erinnert, soll realisiert werden, wie der Gemeinderat in Breitbrunn jetzt beschlossen hat.

Nachdem vor rund vier Wochen der Gemeinderat das Vorhaben mit 7:6 Stimmen gestoppt hatte, fasste nun das Ratsgremium mit 11:2 Stimmen den Grundsatzbeschluss, dass die Gemeinde als Träger das Projekt im unveränderten Umfang fortführt. Im Rahmen der Kofinanzierung soll der Kostenanteil der Gemeinde auf 175 000 Euro begrenzt werden, wurde weiterhin vereinbart.

Der Tagesordnungspunkt stieß trotz Corona und Maskenpflicht auch auf Interesse der Allgemeinheit. 14 Bürger wohnten der Sitzung im Saal des Gemeindezentrums bei.

Bürgermeisterin Ruth Frank erinnerte daran, dass der Gemeinderat in seiner vorangegangenen Sitzung die weitere Beauftragung des Planungsbüros abgelehnt hatte. Nun sei es aber erforderlich, grundsätzlich zu entscheiden, ob es mit der Erlebniswelt weitergehen soll.

Außerdem hatte Gemeinderat Andreas Fösel beantragt, den Tagesordnungspunkt erneut zu beraten, was aber nur möglich ist, wenn neue Gesichtspunkt vorliegen. In seinem Schreiben hatte er daher die Anzahl der Open-Air-Veranstaltungen als zu gering erachtet, und das Ausschankende sollte über 21.30 Uhr hinaus gelockert werden, meint er. Den Konsum der Speisen und Getränke sah er auf der Einnahmenseite als sehr konservativ gerechnet an. Schließlich kritisierte er die pauschale Preissteigerung bei den Kosten in Höhe von zehn Prozent durch das Architekturbüro.

Knapp 900 000 Euro

Dem Gremium lag jetzt eine neue Gesamtkostenberechnung in Höhe von 896 000 Euro vor. Sie war nach unten korrigiert worden und ging gegenüber der letzten Sitzung von einer Kostenerhöhung von nur fünf Prozent aus - statt von zehn Prozent. An Einnahmen werden dazu erwartet: vom Amt für ländliche Entwicklung 495 985 Euro, Leader-Förderung 68 649 Euro, Unterfränkische Kulturstiftung 31 124 Euro, von den neun anderen Kommunen aus der "Lebensregionplus" 45 000 Euro, vom Landkreis Haßberge 10 000 Euro, Sparkassenstiftung 10 000 Euro sowie Spenden (bisher 15 000 Euro).

Weiter geht die Gemeinde davon aus, dass Spendengelder des Fördervereins mit 120 000 Euro verwendet werden können. Damit bliebe der Gemeindeanteil bei rund 100 000 Euro.

Den Erläuterungen zum Sachstand schloss sich eine rege Diskussion an, die Erwin Hild damit eröffnete, "dass die Erlebniswelt gut zum Kreuzweg und der Kapelle passen würde".

Cynthia Derra sprach von vier intensiven Wochen, in denen es nicht nur um die Investitionen ging. "Damit definieren wir unsere Gemeinde auch in die Zukunft. Dabei sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass es auch viel bringen kann. Die Unterhaltungskosten sind sehr schwierig zu kalkulieren, aber wir sollten das Projekt nicht komplett sterben lassen."

Georg Kundmüller erinnerte an den Beschluss der Gemeinde vor zwei Jahren, bei dem man festgelegt habe, dass sich die Gemeinde mit 100 000 Euro beteilige. Nun sei man mit dem Anteil von 400 000 Euro konfrontiert worden. "Ich halte es für wichtig, eine Kostendeckelung mit aufzunehmen." Dabei nannte er die Summe von 175 000 Euro "mit dem Ziel, nach Möglichkeit drunter zu bleiben". Frank Fella sah es ähnlich und erklärte, dass die Kosten auch bei ihm im Mittelpunkt standen und die mit dem Förderverein unter einen Hut gebracht werden müssten.

Manfred Wolf meinte, dass selbst die Bevölkerung umliegender Ortschaften dahinterstehe. "Wir sollten Mut zeigen. Dass wir jetzt über Preissteigerungen reden, ist fehl am Platz. Wenn unsere Altvorderen so gedacht hätten, hätten wir keine Schulen und anderes mehr."

Margit Lang hielt das Projekt für gut, "aber ich hätte es mir kleiner gewünscht. Für mich wäre es wichtig, dass der Förderverein die Energie aufbringt und die Veranstaltungen stemmt."

Thomas Schlee erinnerte an die Investitionen der letzten Jahre in Lußberg und Kottendorf. "Deswegen können wir auch für Breitbrunn jetzt einmal 175 000 Euro in die Hand nehmen. Es wird ein Aushängeschild für unsere Gemeinde, denn die Erlebniswelt gibt viele Einblicke in die Geschichte des Abbaus des Sandsteins." Es wäre eine Bereicherung für die Gemeinde und den Landkreis, sagte er.

In diesem Zusammenhang bewertete Georg Kundmüller die Zuschüsse vom Landkreis und den umliegenden Gemeinden als zu gering. Man sollte diese um eine Erhöhung bitten. Kreis und Gemeinden sollten sich mehr am Projekt beteiligen, sagte er.

Stefan Greul sprach den Sinneswandel von Gemeinderäten an. "Es standen 400 000 Euro im Raum, und das war zu hoch für die Gemeinde. Wenn wir es so auf 175 000 Euro bringen, können wir es stemmen und vielleicht kommt es auch noch günstiger." Auch Dunja Virnekäs meinte, "bei 400 000 Euro habe ich auch Bauchschmerzen gehabt, aber mit der Deckelung können wir es angehen."

"Ominöse Zahl"

Bürgermeisterin Ruth Frank nahm zu der "ominösen Zahl 400 000 Euro" Stellung. "Sie ist deshalb zustande gekommen, weil wir reichlich gerechnet haben. Ich denke aber, dass wir bei einem Betrag von 175 000 Euro durch die Gemeinde den Rest noch durch Spenden generieren können." Mit dem Projekt gebe man der Gemeinde "ein Stück Identität als Sandsteingemeinde", sagte sie.

Die finanzielle Situation sei in besonderen Zeiten wie der Coronakrise zwar brisanter geworden. Aber die Pandemie führe auch dazu, dass die Leute wieder mehr in Deutschland und ihrer Region bleiben. "Deswegen ist es die richtige Zeit, so ein Projekt zu verwirklichen. Die Mehrkosten sollten von Spendern und dem Förderverein getragen werden."

Georg Kundmüller wünschte sich für den Beschluss, dass man von einer "maximalen Förderung" der Gemeinde sprechen sollte statt von einer "möglichen Begrenzung".

Restrisiko bei der Gemeinde

Der Geschäftsleiter Matthias Klauda von der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Ebelsbach gab zu bedenken, dass der Projektträger Gemeinde die Finanzierung, auch im Hinblick auf die Förderungen, sichern müsse. Bei höheren Kosten könne man bei den ersten Vergaben zwar noch reagieren, aber bei weiteren Ausschreibungen könne man sich seiner Verantwortung nicht mehr entziehen. So könne man keine Deckelung mehr hineinbringen und die Gemeinde trage das Kostenrisiko, sagte er.

So kam es zum Beschluss. Erstens: "Das Projekt Erlebniswelt Fränkischer Sandstein wird in unverändertem Umfang fortgeführt. Im Rahmen der Kofinanzierung übernimmt die Gemeinde alle Kosten, die aber nach Möglichkeit auf 175 000 Euro begrenzt werden sollen. Die Gemeinde erwartet, dass darüber hinausgehende Mehrkosten durch Spenden, durch die Unterstützung des Fördervereins oder anderweitige Mittel getragen werden." Dies wurde bei zwei Gegenstimmen so vom Rat angenommen.

Zweitens wurde bei einer Gegenstimme beschlossen: "Das Planungsbüro wird im Rahmen der stufenweisen Beauftragung mit den Leistungsphasen fünf bis sieben (Ausführungsplanung, Vorbereitung der Vergabe und Mitwirkung bei der Vergabe) beauftragt."