Rückenwind für Gegner der Trassen

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Autobahn A 73, ICE-Neubaustrecke und Stromtrasse zerschneiden bereits das Coburger Land, wie (Foto oben) zwischen Dörfles-Ebach und Rödental auch parallel zueinander. Erfolge hier der geplante Netzausbau führe das zur "Überbündelung", erläuterte FW-Landratskandidat Christian Gunsenheimer (r.) Umweltminister Glauber. Sowohl Beikheim als auch Mannsgereuth im Landkreis Kronach tangiert die P 185 teilweise unmittelbar, wie Gunsenheimer (unten l.) dem Minister vor Ort demonstrierte. Fotos: Bettina...
Autobahn A 73, ICE-Neubaustrecke und Stromtrasse zerschneiden bereits das Coburger Land, wie (Foto oben) zwischen Dörfles-Ebach und Rödental auch parallel zueinander ...
Autobahn A 73, ICE-Neubaustrecke und Stromtrasse zerschneiden bereits das Coburger Land, wie (Foto oben) zwischen Dörfles-Ebach und Rödental auch parallel zueinander. Erfolge hier der geplante Netzausbau führe das zur "Überbündelung", erläuterte FW-Landratskandidat Christian Gunsenheimer (r.) Umweltminister Glauber. Sowohl Beikheim als auch Mannsgereuth im Landkreis Kronach tangiert die P 185 teilweise unmittelbar, wie Gunsenheimer (unten l.) dem Minister vor Ort demonstrierte. Fotos: Bettina...
 

Umweltminister Torsten Glauber diskutiert in Sonnefeld mit Bürgern über Alternativen zum Netzausbau.

Mit seinem kategorischen "Nein" zur dem Coburger Land drohenden neuen Stromtrasse rennt Landrats-Kandidat Christian Gunsenheimer (Freie Wähler) bei seinen Parteifreunden und Neu-Ministern in München offene Türen ein.

Umweltminister Thorsten Glauber bestritt bei seinem Besuch in Sonnefeld die Notwendigkeit der Trasse. Beide bemühen sich um alternative Konzepte mit dezentraler Versorgung.

"Die für unsere Versorgung unnötige Leitung herzubauen, bedeutet obendrein auf Wertschöpfung vor Ort zu verzichten", machte Gunsenheimer deutlich. Erneuerbare Energien und Gaskraftwerke schweben dem Klimaschutzbeauftragten des Coburger Landes stattdessen vor, um die Energieversorgung auf "zukunftsfähige Füße" zu stellen. Darin ist er sich mit Umweltminister Glauber einig.

Natürlich sei die Versorgungssicherheit wichtig, führte dieser aus, doch sieht er ohne neue Leitungen die Lichter im Coburger Land keinesfalls ausgehen. Seine Forderung: Die Verantwortlichen müssten "offen für neue Ideen sein", statt neue Trassen zu planen.

Vor der Veranstaltung hatte sich der Minister an mehreren Stellen über den möglichen Verlauf der Trasse und Alternativen informiert. An der A 73 zwischen Dörfles-Esbach und Rödental zeigte ihm Gunsenheimer das Problem der Überbündelung, falls die Trasse parallel zur bestehenden käme.

Ein Stopp an der Kreuzung von Thüringer Strombrücke und B 303 nahe Sonnefeld dokumentierte den Eingriff in die Natur. Die Bäume neben dem für die Trasse gerodeten Gelände seien nicht als Randbäume gewachsen, so dass sie einem Sturm nur wenig Widerstand böten, warnte Gunsenheimer. Am Ortsrand von Beikheim (Gemeinde Schneckenlohe) im Landkreis Kronach erörterten die Politiker, ob nicht die dortige Trasse der P 185 zu einer viersystemigen ausgebaut werden könnte, weil bereits ihre Aufrüstung mit Hochtemperatur-Seilen geplant sei. "Dann müssten die Masten weiter rausgebaut werden", meinte Gunsenheimer. "Das sind ja heute eher vier als 400 Meter Abstand zur Bebauung", stellte Glauber kopfschüttelnd fest.

Weder der Bedarf der Stromleitung P 44 noch der einer neuen HGÜ-Gleichstromleitung sei nachgewiesen, sagte Aiwanger kurz nach seiner Wahl. Kurz darauf durfte Gunsenheimer beim Bayerischen Energiegipfel den Widerstand des Coburger Landes darlegen. "Dass unsere Position in München wahrgenommen wird, haben wir uns gemeinsam erarbeitet", lobte der "Anführer der Bande aus dem Coburger Land" die Zusammenarbeit der Kommunen. Den Zusammenhalt gelte es auf ganz Oberfranken auszudehnen, um eine "Opferrolle" zu vermeiden. Die Trasse sei in Kronach oder den Haßbergen genauso unsinnig, weil ein Neubau eben nicht "alternativlos" sei, betonte Gunsenheimer.

Als Alternative böten sich regenerative Energien an. Die Bürger der Region möchte Gunsenheimer wo möglich finanziell beteiligen. Fälle wie die zu lauten Windräder auf dem Sonnefelder Kraiberg könnten durch ausreichende Vorab-Prüfung der Anträge vermieden werden, sagte der Landrat-Stellvertreter. Dabei sieht der 43-Jährige das Amt in der Pflicht.

Aus eigener Erfahrung berichtete der Pinzberger Gemeinde- und Forchheimer Kreisrat: "Ungute Geschichten lässt man die kommunale Familie auslöffeln." Nach dem Aus für die Strabs müsse nun eine ordentliche Finanzierung sicherstellen, dass die Infrastruktur nicht verkomme. "150 Millionen werden vorne und hinten nicht reichen", meinte Glauber. Er bezog sich mit dieser Aussage darauf, dass auch Gunsenheimer diese ungeliebte Finanzierungsmethode angewendet hatte.

Die Freien Wähler "wollen in der Regierungsverantwortung ihre kommunale Verwurzelung ausspielen und sich verstärkt für Familien sowie Nachhaltigkeit einsetzen", verspricht Glauber. "Dass wir mit am Regierungstisch sitzen, sollen die Bürgermeister und Landräte auch spüren."

Dabei würden sich die FW-Ressorts Wirtschaft und Energie sowie Umwelt und Verbraucherschutz ergänzen. Als Beispiel nannte er Themen wie Recycling oder Abwasser. Der 48-Jährige forderte: "Wir müssen hier vorleben, was wir exportieren wollen!" Zugleich warnte der einzige Ingenieur am Kabinettstisch davor, dass Deutschland den Anschluss verlieren könnte. Etwa bei der Elektromobilität, in die China derzeit massiv investiere. "Am Ende kann es eben nicht mehr der Verbrenner-Motor sein", meinte der Minister.