In der Schlaffhäusergasse entstehen Mehrfamilienhäuser, die durch eine besondere Finanzierung entstehen. Eine Finanzierung, die hohe Renditen verspricht, aber nicht ohne Risiko ist.
Michael Busch
Herzogenaurach ist offensichtlich gefragt. Der Wohnungsmarkt ist ein Spiegel dessen, denn "etwas in Herzi zu bekommen" ist nicht einfach. Das erkennt auch Christine Fitterer, Senior Account Director, an. Von Berlin aus beschäftigt sie sich mit einem Bauprojekt in Herzogenaurach. "In der Schlaffhäusergasse 7 unweit des Herzogenauracher Zentrums entstehen drei Mehrfamilienhäuser mit 18 Wohnungen und Tiefgarage."
Das Ganze zeichne sich durch ein paar Besonderheiten aus. "Wir wollen gar keine Werbung mehr machen", erklärt sie, "denn die Einheiten sind längst weg." Über die Crowdinvesting-Plattform zinsbaustein.de konnte jeder, der wollte, das Bauprojekt "Wohnen in Herzogenaurach" unterstützen. Für den Bau der neuen Wohnanlage sammelte die Berliner Onlineplattform zwei Millionen Euro ein und ermöglicht privaten Anlegern Investitionen ab 500 Euro. Dafür gibt es 5,25 Prozent Rendite pro Jahr.
Auf dem bereits angekauften Grundstück in der Schlaffhäusergasse entstehen dann die Mehrfamilienhäuser. Finanziert wird das Projekt mit Hilfe der digitalen Plattform für Immobilieninvestments. Der Neubaukomplex ist das erste Crowdinvesting-Projekt der Stadt. "In dem wirtschaftsstarken Standort Herzogenaurach-Erlangen mit den Unternehmenszentralen von Adidas, Puma und dem Automobilzulieferer Schaeffler besteht in der Region eine große Nachfrage nach Wohnungsbau", sagt Frank Noé, Geschäftsführer der Berliner Firma.
"Die starke Kaufkraft in der Region und ein prognostizierter Bevölkerungszuwachs von etwa 5,2 Prozent bis 2030 bieten ideale Bedingungen für die Projektvermarktung", erzählt Noé weiter. Der Landkreis Erlangen-Höchstadt stand nach dem Regionalranking des Instituts der deutschen Wirtschaft in 2016 auf Platz 11 der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands und auf Platz 9 der lebenswertesten Regionen Deutschlands.
Für den Bau sammelt das Unternehmen die erforderlichen Gelder bereits ein. Private Anleger haben sich mit Investments in Höhe von 500 Euro bis 10 000 Euro an der Entwicklung des Projekts beteiligt.
Der Neubau ist bereits das vierte Projekt, das über die Berliner Crowdinvesting-Plattform in Franken realisiert wird. Zuvor hatten Privatanleger schon die Entwicklung von Projekten in Erlangen, Nürnberg-Stein und Forchheim finanziell unterstützt, die in Rekordzeit finanziert wurden.
Ein erster Blick offeriert ein Modell, das optimal scheint, um auch Kleinanleger auf dem Immobilienmarkt aktiv werden zu lassen. Doch Verbraucherschützer warnen: "Wer dort Geld anlegt, muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Totalverlust seines Kapitals möglich ist", sagt zum Beispiel Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg bei einem Interview in der FAZ. Und weiter: "Das ist eine hochspekulative Geldanlage. Denn in einem Umfeld mit derart niedrigen Zinsen bietet keiner sechs Prozent, es sei denn, es ist hochriskant." Das Risiko bestehe vor allem in der sogenannten Besicherung. Der Anleger gebe dem Bauträger in den meisten Fällen ein "Nachrangdarlehen". Dieses fällt unter die Kategorie Eigenkapital und ist damit schlecht geschützt. Der Gläubiger bekommt im Falle einer Insolvenz sein Geld, nachdem die Banken bedient wurden.
Weiterhin gilt, auch als Kleininvestor: Beim Projekt mitreden ist nicht der Fall. Somit besteht weder Einfluss auf den Preis, den die Immobilie erzielen soll, noch gibt es Möglichkeiten des Einspruches beim Scheitern. Es drohen damit ein Teil- oder sogar Totalverlust des Kapitals.
Das wiederum dürfte aber auch die Garantie dafür sein, dass die Investoren das Projekt in der Herzogenauracher Innenstadt sehr aufmerksam verfolgen werden.