Rentnerin setzt mehreren Polizeibeamten zu

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Eine Rentnerin hatte mehreren Polizeibeamten zugesetzt und musste sich jetzt dafür am Dienstag vor Gericht verantworten. Die Rentnerin war noch rüstig, erst 39 Jahre alt und aus dem Lichtenfelser Raum...

Eine Rentnerin hatte mehreren Polizeibeamten zugesetzt und musste sich jetzt dafür am Dienstag vor Gericht verantworten.

Die Rentnerin war noch rüstig, erst 39 Jahre alt und aus dem Lichtenfelser Raum stammend. Doch was sie am 21. März des vergangenen Jahres leistete, blieb einer Verkäuferin und einigen Polizisten noch lange in Erinnerung.

In dem Discounter auf einen Diebstahl angesprochen, habe die Angeklagte auf Nachfragen und Beschwichtigungen aggressiv reagiert. Staatsanwalt Matthias Jakob zeichnete in seiner Anklageverlesung ein erstaunliches Bild davon, wie zur Befriedung der Enddreißigerin von zwei Verkäuferinnen noch drei Beamte hinzugerufen wurden.

An dieser Stelle wurde die Beschuldigte auch im Gerichtssaal auffällig. Auf ihre lapidare Bemerkung "Waren das so viele?" reagierte Staatsanwalt Matthias Jakob in energischem Ton: "Seien Sie ruhig!" Aber ruhig konnte die Frau schwerlich sein. Über die gesamte Dauer der Verhandlung hinweg sollte sie in sich hinein brabbeln, gelegentlich Kommentare abgeben oder Unwillen zeigen. Dieses Verhalten dürfte auch im Zusammenhang mit einer längst bei ihr diagnostizierten Nervenerkrankung gestanden haben. "Irgendwie finde ich es unhöflich, die ganze Verhandlung", so ihre Einschätzung zu Beginn der Verhandlung unter Vorsitz von Richter Alexander Zenefels.

Sonnenblumenkerne eingesteckt

Auch er rief die Frau mehrfach zur Ordnung. Diese, auf ihre Selbstgespräche angesprochen, gab zurück, dass sie sich nur ihren "Teil dazu gedacht" habe. Im Grunde fußte alles darauf, dass eine Verkäuferin an jenem 21. März eine Beobachtung gemacht hatte. Beim Fensterputzen hatte sie gesehen, wie sich die 39-Jährige Sonnenblumenkerne im Wert von vier Euro in die Tasche steckte. In ihrer Zeugenaussage erzählte die 49-jährige Verkäuferin davon, dass die von der Polizei damals auf ihr Tun zur Rede gestellte Frau auf Fragen schlicht mit Gegenfragen reagiert habe.

"Sie hat ausgetreten"

An die aggressiven Seiten der Angeklagten erinnerte sich im Zeugenstand einer jener Polizisten, die damals im Einsatz waren. Er sei gerufen worden, "weil sie ihre Identität nur teilweise preisgeben" wollte, so der Beamte.

Auf die Aufforderung, ihren Kopf zur Wand zu drehen und die Arme auszubreiten, sei sie nicht eingegangen. Stattdessen sei ihr Gemütszustand sofort umgeschlagen. "Sie hat ausgetreten und mit Armbewegungen (...) so nach außen zugeschlagen." Einen Alkoholtest habe die Frau abgelehnt.

An dieser Stelle der Schilderung geschah etwas, das nicht zu vermuten war: Die Angeklagte stand auf und ergriff das Wort: "Also, ich danke für die Verhandlung. Das war in Ordnung, aber ich hoffe, er dauert nicht zu lang - der Knastaufenthalt." Offenbar nahm die schon hafterfahrene Frau wahr, dass die Verhandlung schon an dem Punkt angelangt war, bei dem einem Angeklagten das letzte Wort zugestanden wird.

Als es später wirklich so weit war, erläuterte sie ihre schizophrene Psychose. "Ich denk' a weng anders wie Sie." Aber sie räumte auch ein, dass sie früher vier- bis fünfmal im Jahr Crystal Meth konsumiert habe, nun aber aussetze. In seinem Plädoyer sprach sich Staatsanwalt Jakob wegen des angeklagten Diebstahls nebst Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte für eine fünfmonatige Haftstrafe zur Bewährung aus - 80 Stunden gemeinnützige Arbeit inklusive.

Zenefels sprach dagegen eine reine Geldstrafe aus: 1440 Euro.