Rattelsdorf: Flüchtlinge in der Schule

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Notunterkunft  Laut Bürgermeister Bruno Kellner nimmt die Gemeinde die Sorgen der Bürger sehr ernst. Bis zu 60 Asylsuchende sollen aufgenommen werden.

von unserer Mitarbeiterin  Renate Neubecker

Rattelsdorf — Aufgrund des dringenden Appells der Regierung von Oberfranken und des Landratsamtes soll vorübergehend die Schule in Rattelsdorf, befristet bis zum 30. April 2016, als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen. Dies teilte Bürgermeister Bruno Kellner (VU) bei einer Informationsveranstaltung in der Abtenberghalle mit. "Das ist ein Akt der Mitmenschlichkeit, der Nächstenliebe und der Solidarität", sagte Kellner und bedankte sich für das große Interesse bei 460 Bürgern.
Bei dieser Veranstaltung sollten die Einwohner mit ihren Sorgen und Nöten zu Wort kommen. "Wir nehmen diese Sorgen sehr ernst", stellte er fest. Stegaurach habe inzwischen seit vier Wochen Erfahrung mit einer Flüchtlingsnotunterkunft. Bisher gebe es dort keine negativen Erfahrungen, so Kellner. Bei der Unterbringung in Rattelsdorf stehe die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als starker Partner bei der Betreuung zur Verfügung. 50 bis 60 Personen sollten in einem abgeschlossenen Bereich der Schule Unterkunft finden. Sowohl die Schulturnhalle und die Probenräume des Musikvereins wie auch die Räume für die VHS könnten weiter genutzt werden, sagte der Bürgermeister.
Großer Wert werde vonseiten der Gemeinde auf die temporäre Unterbringung bis zum 30. April gelegt, damit dann die geplante Schulsanierung durchgeführt werden könne. Notfallunterkunft bedeute, dass die Asylbewerber etwa ein bis zwei Wochen in der Schule lebten. Die Gemeinde stelle die Räumlichkeiten zur Verfügung. Alle sonst notwendigen Leistungen wie unter anderem der Sicherheitsdienst würden von der Awo übernommen. Mit einer menschenwürdigen Unterkunft käme die Gemeinde ihrer Verpflichtung nach, zu helfen und verhindere damit eine Belegung der Abtenberghalle. Eine gute, tolerierbare Lösung, fand der Bürgermeister.
Kreisjurist Steffen Nickel sprach von der Unterbringung der Asylsuchenden als staatlicher Aufgabe. Für die Notfallunterbringung müssten 200 bis 300 Plätze zur Verfügung stehen. Credo des Landkreises sei es, die Unterbringung in Hallen und öffentlichen Einrichtungen zu vermeiden. Bisher seien zwei Notunterkünfte in Demmelsdorf und Stegaurach vorhanden, erklärte Thomas Hummel, der Fachbereichsleiter für Ausländer und Personalwesen. Es könne sein, dass sehr schnell Flüchtlinge aus sieben Notbussen untergebracht werden müssten. Nach sieben bis acht Tagen in der Notunterkunft würden die Asylsuchenden an ein anderes Ziel gebracht. Bisher habe es keinen Anlass zur Sorge und keine Schwierigkeiten gegeben, konstatierte Hummel.


Sehr gut vorbereitet

"Es läuft sehr, sehr gut, auch bei den anderen Einrichtungen in 16 Landkreiskommunen", unterstrich der Geschäftsführer der Awo, Werner Dippold. Die Arbeiterwohlfahrt sei in enger Partnerschaft mit dem Landratsamt, dem Sozialamt und dem Ausländeramt sehr gut auf die Situation vorbereitet. In Rattelsdorf würden die Flüchtlinge komplett begleitet, von der Küche über den Wäsche- und Reinigungsdienst bis hin zum Sicherheitsdienst. Ein Mitarbeiter vor Ort sei direkter Ansprechpartner für die Refugees. Neben einem Dolmetscher käme ein weiterer mehrsprachiger Mitarbeiter aus dem Migrationsdienst. "Wir werden alles dafür tun, dass die Flüchtlinge gut betreut werden", betonte Werner Dippold.
Danach kamen die besorgten Bürger zu Wort. Pfarrer Reinhold Braun bat um eine sachliche Diskussion in der großen Runde. Die Einwohner befürchteten Ruhestörungen, Sachbeschädigungen, eine steigende Kriminalitätsrate und Probleme durch die verschiedenen Religionszugehörigkeiten. Laut Thomas Hummel gibt es keine Erfahrungen mit Sachbeschädigungen. Werner Dippold ergänzte, dass es in den Einrichtungen eine Hausordnung und Alkoholverbot gebe. Der Sicherheitsdienst arbeite eng mit der Polizei zusammen. Eine Bürgerin fragte, ob vor der Schulsanierung ein Rückbau in der Einrichtung erforderlich sei. Ein Rückbau sei nicht erforderlich, antwortete Bürgermeister Kellner. Der Kreisjurist bestätigte, dass nach dem 30. April 2016 eine andere adäquate Unterkunft gesucht werden müsse. Die Gemeinde ruft jetzt zu Sach- und Kleiderspenden auf.


Betreiber ist die Awo

Nach der Informationsveranstaltung fasste der Marktgemeinderat in einer Sitzung am darauffolgenden Tag die erforderlichen Beschlüsse. Betreiber der Notunterkunft ist die Awo Bamberg. Der Markt Rattelsdorf ist dabei lediglich für die Bereitstellung der Gebäude verantwortlich. Zusätzlich in die Tagesordnung aufgenommen wurde ein Antrag der "Itz Kids" der Mittagsbetreuung an der Schule. Der Verein erhält mit Zustimmung des Marktgemeinderats, wegen gestiegener Personalkosten eine Erhöhung der Förderung um 500 Euro pro Monat.