Proben mit Propst und Graf

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Theaterbühne mit einer Zuschauerin, die gar keine ist: Lilo Ziegler fungiert bei den Proben fürs Marktspiel als Regisseurin sowie als Souffleuse. Sie gibt Regieanweisungen wie diese: "Net die Händ falten, wenn's zum Bier geht!" Das Schönbrunner Sportheim wird für die Proben zum Staffelsteiner Rathaus, zahlreiche Schönbrunner Frauen, Kinder und Männer mimen die Staffelsteiner Bürger des Jahres 1130. Fotos: Matthias Einwag
Theaterbühne mit einer Zuschauerin, die gar keine ist: Lilo Ziegler fungiert bei den Proben fürs Marktspiel als Regisseurin sowie als Souffleuse. Sie gibt Regieanweisungen wie diese: "Net die Händ falten, wenn's zum Bier geht!" Das Schönbrunner Sportheim wird für die Proben zum Staffelsteiner Rathaus, zahlreiche Schönbrunner Frauen, Kinder und Männer mimen die Staffelsteiner Bürger des Jahres 1130. Fotos: Matthias Einwag
Oliver Hofmann mit der Pelzmütze des Grafen von Giech
Oliver Hofmann mit der Pelzmütze des Grafen von Giech
 
Harald Zillig als Büttel - eine Rolle mit wenig Text und viel Mimik
Harald Zillig als Büttel - eine Rolle mit wenig Text und viel Mimik
 
Eine ideale Bühne zum Proben: Vor dem Sportheim üben (von links), Svenja Hofmann, Oliver Hofmann (sitzend) sowie Michael Schnapp.
Eine ideale Bühne zum Proben: Vor dem Sportheim üben (von links), Svenja Hofmann, Oliver Hofmann (sitzend) sowie Michael Schnapp.
 
Markus Gernert als Propst Eberhard sowie Michael Schnapp (rechts) als Bürgermeister und Harry Jörig (links) als einer der Wachsoldaten.
Markus Gernert als Propst Eberhard sowie Michael Schnapp (rechts) als Bürgermeister und Harry Jörig (links) als einer der Wachsoldaten.
 
Jürgen Lind mit dem Handschuh, den der Graf von Giech den Staffelsteinern als Zeichen seines Schutzes schenkt.
Jürgen Lind mit dem Handschuh, den der Graf von Giech den Staffelsteinern als Zeichen seines Schutzes schenkt.
 
Propst Eberhard, Bürgermeister und Graf von Giech - die drei Hauptakteure des Marktspiels sind wegen der Hitze am Tag der Probe nur teilweise mit den Insignien ihrer Würde versehen.
Propst Eberhard, Bürgermeister und Graf von Giech - die drei Hauptakteure des Marktspiels sind wegen der Hitze am Tag der Probe nur teilweise mit den Insignien ihrer Würde versehen.
 
Wachsoldaten mit Besenstielen: Harald Jörig (re.) und Jürgen Lind
Wachsoldaten mit Besenstielen: Harald Jörig (re.) und Jürgen Lind
 

Schauspiel  Alle fünf Jahre wird beim Altstadtfest das Marktspiel aufgeführt. In dem Stück geht es um die 1130 erfolgte Verleihung des Marktrechts an Staffelstein. Heuer wirken zahlreiche Schönbrunner mit, die wir bei einer Probe besuchten.

von unserem Redaktionsmitglied 
Matthias Einwag

Bad Staffelstein — Die Veranda des Schönbrunner Sportheims hat Bühnencharakter. Für zwei Dutzend Schönbrunner sind die Holzdielen vor dem Sportheim an diesem Abend die Bretter, die die Welt bedeuten. Unter der Regie von Lilo Ziegler wird fürs Marktspiel geprobt, das am Altstadtfestsonntag, 26. Juli, um 10 Uhr vor dem Staffelsteiner Rathaus aufgeführt wird.
Hauptakteure sind Propst Eberhard (Markus Gernert), der Graf von Giech (Oliver Hofmann) und der Bürgermeister (an diesem Abend vertretungsweise Michael Schnapp für den verhinderten Valentin Mottschmann) sowie dessen Tochter Kunigunde (Svenja Hofmann). Insgesamt werden rund 120 Komparsen dabei sein, deren kreatives Zusammenwirken von Lilo Ziegler und Martina Lind gesteuert wird. Rund zwei Drittel der Laienschauspieler kommen diesmal aus Schönbrunn, weshalb auch vor dem dortigen Sportheim geprobt wird.

Hochfränkische Amtssprache

Im Kern des etwa halbstündigen Spiels geht es um die Verleihung des Marktrechts an Staffelstein im Jahr 1130. Entsprechend kostümiert sind die Schauspieler, und auch deren getragene, verklausulierte Sprechweise lehnt sich ans Mittelalter an.
Die Schönbrunner legen auch sofort los. Harald Jörig und Jürgen Lind spielen die erste Szene. Sie sind Reisige, also Soldaten, die im fränkischen Dialekt in die Handlung einführen. Zum Helm tragen sie nicht etwa Lanzen - Schrubberstiele aus dem Sportheim tun's bei der Probe auch. Nun haben die "Rosenkinder" ihren Auftritt. Sie laufen aufgeregt vor die Bühne und kündigen das Kommen des Grafen an. Der Büttel (Harald Zillig) vertreibt die lärmende Schar mit wenigen Worten und stark gestikulierend.

Fanfarenstoß und Hufgeklapper

Der Graf von Giech und die Seinen erscheinen. Lilo Ziegler artikuliert eine Fanfare und Glockengeläut. Oliver Hofmann simuliert Hufgeklapper. Er trägt trotz tropischer Temperaturen die pelzgesäumte Mütze und als Zeichen seiner weltlichen Würde ein T-Shirt mit Aufschrift "Sportsfreund".
Die Handlung nimmt ihren Lauf. Erst laben sich die Gäste am Gerstensaft, dann wird Gottesdienst gehalten und die Urkunde überreicht. Der Propst: "Labet und lobet! Labet euch am Bier und lobet den Herrn."
Lilo Ziegler unterstützt die Akteure immer mal wieder als Souffleuse, wenn einer stockt. Die ehemalige Pfarrsekretärin gibt Regieanweisungen: "Beim Sanctus könnt ihr nicht mitm Bierkrug rumgehen!" - "Net die Händ falten, wenn's zum Bier geht!" - "Hinknien brauchst net, es reicht, wennst' die Urkunde küsst." Der Graf steckt seinen Handschuh als Zeichen des herrschaftlichen Schutzes auf den Schrubberstiel. Und das Volk jubelt: "Vivat! Vivat! Franconia in pacem!" Beim zweiten Durchgang klappt es bereits besser, nun fällt auch der Jubel des Volkes kräftiger aus. Lilo Ziegler ist zufrieden: "Die sind wirklich klasse. Die denken mit, die planen mit. Das macht großen Spaß, weil die Arbeit nicht an einem allein hängen bleibt."