In der Aufnahme- und Rückführungseinrichtung haben am Freitag erneut Flüchtlinge protestiert. Die Öffentlichkeit wurde erst durch die Polizeipräsenz aufmerksam.
Jutta Behr-Groh
Nach den Schätzungen der Polizei waren es 25 bis 30 Leute, die am Freitag im Balkanzentrum ihrem Unmut Luft gemacht haben. Bei den Protestierenden soll es sich durchweg um Flüchtlinge gehandelt haben, die zur freiwilligen Rückreise bereit sind, aber noch bleiben müssen, weil sie ihre Pässe noch nicht wieder erhalten haben. Zwei Mal im Lauf des Freitags formierte sich Protest.
Das teilte auf Anfrage Holger Dremel mit, der Pressesprecher der Polizei-Inspektion Bamberg-Stadt. Der Sprecher der Regierung in Bayreuth, Oliver Hempfling, bestätigte dies.
Zunächst war am Freitag vormittag laut Dremel von einer geplanten Demonstration die Rede gewesen, die womöglich über die Aufnahme- und Rückführungseinrichtung (Are) hinaus zum Bahnhof führen würde. Das erwies sich als reines Gerücht.
Nachdem sich die erste Gruppe aufgelöst hatte, sei es wenig später zu einem weiteren Protest durch mehrere Leute gekommen. Von Demonstrationen oder Versammlungen zu sprechen wäre laut Dremel übertrieben.
Beide Male sei den Leuten erklärt worden, warum sie sich noch gedulden müssten. Dolmetscher hätten die Informationen in Albanisch und Serbisch übersetzt. Danach seien die Menschen zurück in ihre Unterkünfte gegangen.
Weil die Polizei vorsorglich mit mehreren Streifenfahrzeugen und zahlreichen Kräften an die Birkenallee gefahren war, konnte der Eindruck eines größeren Einsatzes entstanden sein, räumt Dremel ein. Tatsächlich sei alles ruhig verlaufen.
Die Ungeduld der Are-Bewohner dürfte laut Oliver Hempfling damit zu tun haben, dass die Balkanflüchtlinge kein Geld mehr erhalten, sondern Sachleistungen. Damit seien viele nicht zufrieden, wollten lieber heute als morgen ausreisen.
Die Bereitschaft zur Rückkehr sei durch die gestrichenen Geldleistungen einerseits gewachsen. Andererseits dauerten die Asylverfahren oder weiteren Schritte durch die zentrale Ausländerbehörde eben ihre Zeit, gibt der Regierungs-Sprecher zu bedenken. Wie lange die Pässe der Balkanflüchtlinge durchschnittlich verwahrt sind, lässt sich wohl nicht so einfach sagen. Es hänge immer vom Stand des Verfahrens ab. Die Prüfung der Gültigkeit sei nur ein Schritt von vielen. Manchmal müssten auch erst neue Dokumente für ein in Deutschland geborenes Kind angefertigt werden. Unter Umständen sei an der Rückreise zusätzlich eine Botschaft zu beteiligen.
Das Aufnahmeprozedere mit den Herkunftsländern zieht sich laut Oliver Hempfling nicht selten in die Länge: "Da braucht es manchmal mehr als einen Anruf, mehr als einen Brief."
Auch Hempfling hat die Erfahrung gemacht, dass die Betreffenden sich zumeist schnell beruhigen, wenn ihnen die Hintergründe des Wartens erklärt wurden: " Das sind ja alles vernünftige Menschen."