"Lichtenfelser Frauengruppen" dachten darüber nach, wie die Wohnsituation im Alter aussehen könnte.
Nachdem bei früheren Veranstaltungen Themen wie Gleichberechtigung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuung, die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen oder häusliche Gewalt gegen Frauen angesprochen wurden, ging es diesmal um die Pflege im weitesten Sinn.
"Dass wir mit unserer Situation im großen und ganzen zufrieden sind, heißt nicht, dass es nicht noch etwas zu tun gibt", stellte Maria Hollering-Hamers, die Koordinatorin der "Lichtenfelser Frauengruppen", fest. In den vergangenen 30 Jahren hatte das Aktionsbündnis so manchen Anstoß geben können. Die Realität zeige, dass Pflege ein Thema ist, dem man sich nicht früh genug stellen könne.
Um herauszufinden, welche Wünsche und Bedürfnisse in
Lichtenfels noch offen sind, wurden in vier Arbeitsgruppen die unterschiedlichen Problemfelder unter dem Begriff Denkfabrik Pflege bearbeitet. Dabei ging es auch um den Austausch von Meinungen und Vorschlägen.
"Wir hängen viel zu sehr an unseren Häusern", stellte eine 80-Jährige in der Arbeitsgruppe Wohnen fest. Eine zutiefst verwurzelte deutsche Mentalität, wie Hollering-Hamers bemerkte. Den Niederländern liege nicht so viel an ihrer Wohnung oder ihrem Haus. Er trenne sich schneller von seinem Wohnumfeld.
Die Wohnsituation im Alter
Am Ende war sich die Gruppe einig, dass ein Umdenken stattfinden muss. Wohnen muss sich den jeweiligen Begebenheiten im Leben anpassen. Allerdings sollte über das Thema, "wie will ich im Alter wohnen" möglichst rechtzeitig nachgedacht und die Weichen entsprechend früh gestellt werden.
Eine 53-Jährige dieser Arbeitsgruppe hat schon eine konkrete Vorstellung über ihre Wohnsituation im Alter. "Wir möchten in Bamberg eine ebenerdige Wohnung bewohnen, damit wir mit unserem Rollator den Biergarten auch erreichen können." Was zunächst wie eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung anmutet, war durchaus so gemeint. "Da sind sich mein Mann und ich schon lange einig."
Da im Alter meist die Kinder schon aus dem Haus sind, wäre auch ein Wohnungstausch mit jungen Familien zu überlegen. Mobilität werde im Alter künftiger Generationen eine immer größere Rolle spielen. Auch darauf werde man eine Antwort und entsprechende Angebote finden müssen, lauteten die Thesen der Arbeitsgruppe.
Ein weiteres Thema wird die medizinische Versorgung mit ausreichend Haus- und Fachärzten sein. Die häusliche Pflege könnte in Wohngemeinschaften besser organisiert werden, die Kosten dafür erheblich geringer. Eine personelle Unterstützung könnte durch den Aufbau einer autonomen Krankenpflege geschehen, ähnlich dem Modell der früheren Dorfhelferin oder Gemeindeschwester.
Die Ergebnisse des Frauentags werden die Organisatorinnen demnächst den Seniorenbeauftragten der Stadt und des Landkreises mitteilen. Maria Hollerig-Hamers gibt sich zuversichtlich, was die Umsetzung des einen oder anderen Vorschlags betrifft.
Andrea Jentzsch vom medizinischen Dienst der Krankenkassen informierte über den aktuellen Stand der Pflegegesetzgebung. Mit ihren Liedern zum Thema regte der Chor "Frauenklänge" unter der Leitung von Sabine Dietz zum Nachdenken an. Mit dem Satz "Frauen pflegen ein Leben lang" erinnerte der Chor daran, dass Pflege immer noch weiblich sei.
Den Chor "Frauenklänge" gibt es seit fast 30 Jahren. Er ist ein fester Bestandteil im Programm zum internationalen Frauentag. Eine weitere Tradition ist das gemeinsame Abendbrot in Form eines Fingerfoodbuffets.