Onkologe Peter Anhut berichtet von "rasanter Entwicklung" bei Krebsmedikamenten

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Peter Anhut
Peter Anhut

Beim Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO), zu dem sich auch heuer wieder die weltweit führenden Onkologen in Chicago trafen, wurden wieder zahlreiche Studienergebnisse vorgestellt...

Beim Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO), zu dem sich auch heuer wieder die weltweit führenden Onkologen in Chicago trafen, wurden wieder zahlreiche Studienergebnisse vorgestellt, die das Potenzial haben, die klinische Praxis in der Krebsbehandlung nachhaltig zu verändern. Am weltweit größten Onkologiekongress nahm auch der Kronach-Kulmbacher Onkologe Dr. Peter Anhut teil. "Ich versuche immer, die neuesten Entwicklungen im Bereich der Krebstherapie kennenzulernen und Wissen mitzunehmen", erklärt Anhut, der seine Praxis im Gebäude der Kronacher Helios-Frankenwaldklinik hat und sich als Vorstandsmitglied des Tumorzentrums Oberfranken in der Region engagiert. "Mein persönlicher Anspruch ist es, die Patienten auch im ländlichen Raum abseits universitärer Zentren und Großkliniken auf dem neuesten Stand der aktuellen Medizin zu behandeln. Wir können natürlich nicht alles sofort umsetzen, was es an Neuheiten gibt", schränkt er ein. Neue Medikamente müssten erst eine Zulassung in Deutschland erhalten. In Einzelfällen kann jedoch auch ein Antrag an Krankenkassen gestellt werden, um eine neue Therapie anwenden zu können.

Es gibt Beeindruckendes zu berichten, etwa beim Brustkrebs. Bei der Unterform des hormonrezeptor-positiven (Her-2-negativen) Brustkrebses hat sich bei einem relativ neuen Therapieprinzip mit einem neuen Medikament (fachlich ein CDK.4/6-Rezeptor namens Ribociclib) in Kombination mit einer althergebrachten Hormontherapie ein verlängertes Überleben gezeigt. Für betroffene Frauen eine ermutigende und bereits zugelassene Behandlungsmöglichkeit.

"Die Entwicklung in der medikamentösen Krebstherapie war in den letzten Jahren rasant", erläuterte der Onkologe. Seit etwa sechs Jahren entwickelte sich die Immunkrebstherapie, sogenannte Checkpointinhibitoren. Mit speziellen "monoklonaren" Antikörpern werde das eigene Immunsystem in die Lage versetzt, Krebszellen abtöten zu können. Dies werde bei einer zunehmenden Anzahl von Erkrankungen eingesetzt. Vor einigen Jahren begann dies beim Schwarzen Hautkrebs. Mittlerweile werden sie auch bei Lungenkrebs, Harnblasenkrebs, Nierenzellkrebs und Morbus Hodgkin sowie HNO-Tumoren eingesetzt. Neueste Daten zeigten Wirksamkeit bei triple-negativem Brustkrebs.

Generell seien diese Therapien gut verträglich. Zehn bis 20 Prozent der Patienten hätten dennoch erhebliche Nebenwirkungen, auf die gut geachtet werden müsse und die speziell behandelt werden sollten. Diese Medikamente unterschieden sich wesentlich von einer Chemotherapie.

Glücklicherweise gebe es in der Krebsbehandlung eine explosionsartige Entwicklung. Für Onkologen sei es eine interessante Zeit, die ihnen aber auch jede Menge abverlangt, um auf dem Stand der Entwicklung zu bleiben. "Man muss intensiv diese Fortentwicklung mit begleiten. Ohne ständige Fortbildung, also Vollgas, geht es nicht", betont Peter Anhut. rg