Die Schlosskapelle "Sieben Schmerzen Mariens" in Mitwitz zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus.
Mitwitz — "Die Schlosskapelle ,Sieben Schmerzen Mariens' in Mitwitz zählt zu den besonderen kulturellen Schätzen unserer fränkischen Heimat", so Kreisheimatpfleger Dieter Lau anlässlich einer Führung durch die würtzburgische Kapelle im Wasserschloss Mitwitz, das sich seit kurzem im Besitz des Landkreises Kronach befindet. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Markus Schindler und Dieter Lau öffneten hierzu die mit einem kunstvoll geschmiedeten Eisengitter umrahmte Tür zur Kapelle im Innenhof des Schlosses.
Dieser Zugang war ursprünglich den Untertanen zugewiesen. Die Schlossbediensteten, die ständisch niedrigere Öffentlichkeit, konnte nur vom Schlossinnenhof in den südwestlichen, den altarfernen Teil der Kapelle gelangen. Die würtzburgische Herrschaft nutzte den innenliegenden Treppenturm im Südwestflügel als individuellen Zugang zur Herrschaftsloge.
Der getrennte Zugang von Untertanen und Herrschaft zum Sakralraum sei ein wesentliches Merkmal einer ritterschaftlichen Kapelle, so Dieter Lau. Einen ersten Einblick in die Ausstattung vermittelte die überlebensgroße auf einem Sockel stehende Büste von Bischof Veit II. von Würtzburg. Dieser wird als Gründer der Kapelle angesehen. Er übertrug während seiner Amtszeit seinen Familienmitgliedern Ämter und stattete sie mit Privilegien aus.
Beim Rundgang durch die Kapelle erläutere Lau einige weitere bauspezifische Besonderheiten. So besitze die Mitwitzer Kapelle eine der wenigen Sakristeien in Süddeutschland, die Wehr- und Sakralcharakter miteinander verbinde. Typologisch werden solche Einrichtungen als Turmsakristeien bezeichnet. Die Wehrfähigkeit lasse sich nicht nur an der Mauerstärke des mehrstöckigen Turms messen, sondern vor allem aus den fünf quadratischen Schießscharten mit gestufter Rahmung ableiten.
An einigen Beispielen wurde die aus verschiedenen Epochen stammende liturgische Ausstattung der Schlosskuratie erörtert. Den liturgischen Mittelpunkt in der Schlosskapelle verkörpert ein mit geschwungen profilierter Verkleidung verzierter Holzaltar, der einen älteren Sandsteinaltar ersetzt. Im Aufbau unterstreicht das Altarbild, das die Beweinung Christi thematisiert, die Gegenwart Christi im Altarsakrament.
Mit dem Patrozinium "Sieben Schmerzen Mariens" zu Beginn des 18. Jahrhunderts rückte die Marienverehrung und die Verehrung der Heiligen in den Mittelpunkt des religiösen Lebens der Gemeinde. Zur Austattung kamen weitere epochenspezifische Identitätsmerkmale des katholischen Glaubens hinzu. Besonders bemerkenswert sei das künstlerisch wohl wertvollste Ausstattungselement, der Nothelfer-Altar aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Der Holzaltar mit zwei Säulen in der Art von Baumstämmen zeigt im Altarblatt die vierzehn Nothelfer mit dem Christuskind. Zum Abschluss überreichte Kreisheimatpfleger Dieter Lau dem Mitwitzer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Markus Schindler ein Jahrbuch mit dem Beitrag über die Schlosskuratie.
Historischer Hintergrund
In der Regierungszeit des Fürstbischofs Veit von Würtzburg (1561 bis 1577) konnte die Adelsfamilie ihren Einfluss im Hochstift Bamberg festigen und ihr Herrschaftsgebiet ausbauen. Ende des 16. Jahrhunderts besaßen die von Würtzburg mit Rothenkirchen und Mitwitz ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet und leiteten die bedeutenden bischöflichen Ämter im Norden des Hochstifts. Beim Ausbau des Mitwitzer Kernschlosses zwischen 1596 und 1598 richtete Hans Veit I. von Würtzburg im Südostflügel eine Kapelle ein. Liturgische Gegenstände aus dem 17. Jahrhundert oder Paramente sind in der Kapelle nicht mehr feststellbar. Diese Ausstattungslücke steht in Verbindung mit dem wirtschaftlichen Umbruch, der nach dem Tod von Hans Veit I. von Würtzburg (1610) einsetzte, und mit dem kaiserlichen Restitutionsedikt vom März 1629, durch das die konfessionell-territorialen Auseinandersetzungen mit dem Fürstbischof sich zuspitzten. Am 19.März 1631 wurde von Bamberg der evangelische Pfarrer von Mitwitz vertrieben und ein katholischer Geistlicher eingesetzt. Plünderungen und Überfälle in den Rittergütern Mitwitz und Rothenkirchen waren zu der Zeit an der Tagesordnung. Das Ringen um die Konfessionshoheit setzte die von Würtzburg und ihre Untertanen massiv unter Druck. Einen Höhepunkt fanden die Auseinandersetzungen, als der Fürstbischof 1634 der protestantischen Adelsfamilie die Lehen in Mitwitz und Rothenkirchen entzog.