Flucht aus Nazi-Deutschland
Der Name Traischel scheint schon uralt zu sein, niemand weiß mit Sicherheit die Bedeutung. Auf einer Landkarte aus dem Jahr 1840 ist ersichtlich, dass der gesamte Berg zum Haus Nummer 50 gehörte - zur Papiermühle.
Nachdem Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, ergriffen das Ehepaar Pfister und das jung vermählte Paar Vogler die erste Gelegenheit, in die Staaten zu reisen. Sie ahnten wohl , was auf Deutschland zukommen könnte.
Mit Sicherheit befürchtete er den Verlust seiner Immobilien. So brach der Kontakt zwischen der Papiermühle und der Verwandtschaft in Amerika ab, wohl auch, weil der Briefwechsel der Zensur unterlag und es bei Kriegsbeginn nicht opportun war, in den USA Deutscher zu sein.
Mittlerweile wanderte Georg Voglers Schwester Kunigunda (geboren 1908) ebenfalls nach Amerika aus und heiratete dort einen Schubert. Zwei Brüder von Georg fielen im Krieg: Ludwig und Heinrich. So blieben nur noch Johann Vogler (geboren 1909), der Schuhhändler wurde, und der jüngste Sohn Josef (geboren 1913), der die Papiermühle übernahm. Die älteste Tochter Margareta ehelichte 1939 den Wirt Joseph Braunersreuther in Schwand.
Nach dem Krieg zog es Georg Vogler wieder in sein Heimatdorf. Ab 1950 besuchte der mittlerweile 44-Jährige alle zwei Jahre Wartenfels. Seine Frau Margareta Pfister war kurz nach dem Krieg verstorben. Beide hatten zwei Kinder, John und Margareta, die heute noch in den USA leben.
1967 heiratete Georg, nun George, im Alter von 61 Jahren in den Vereinigten Staaten eine 36-jährige Wilhelmine (geboren
1931), deren Wurzeln in Schwaben lagen. Fünf Jahre später, das hölzerne Kreuz neben der Traischelkapelle war bereits stark verwittert, finanzierte George mit 5000 Mark ein neues Kreuz mit einem steinernen Corpus. Eine kleine Metallplatte auf der Rückseite erinnert an die edle Spende: "Gestiftet von Mina und George Vogler, NEW YORK, 1972."
1997 starb George Vogler, 2012 seine Frau Wilhemine, seine Mina. Der große Sohn John ist mittlerweile 86 Jahre alt und die Enkel und Urenkel sprechen die Sprache ihrer Vorfahren nicht mehr. Wenn das Wartenfelser Blut bei ihnen irgendwann einmal wieder Heimweh entfacht, kann man hoffen, dass sie wieder wie ihre Ahnen kommen, um nicht nur die Traischelkapelle zu bewundern. "Back to the roots" ist ein neuer Trend in Amerika.
In der Zwischenzeit hegen und pflegen viele engagierte Wartenfelser ihr Wahrzeichen, das mittlerweile sogar einige Fahnen ziert.