Neue Leitlinien bei Verpachtung

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Gerade in den östlichen Stadtteilen gibt es noch zahlreiche Landwirte, die Felder bewirtschaften, auch gepachtete von der Stadt. Die hat jetzt ihre Regeln bei der Verpachtung geändert.
Gerade in den östlichen Stadtteilen gibt es noch zahlreiche Landwirte, die Felder bewirtschaften, auch gepachtete von der Stadt. Die hat jetzt ihre Regeln bei der Verpachtung geändert.
Foto: Thomas Malz

Landwirtschaft Jetzt können Ökologie, Viehhaltung und Regionalität bei der Verpachtung städtischer Landwirtschaftsflächen eine Rolle spielen. Bisher bekam immer der Höchstbietende den Zuschlag.

Es ist fast ein wenig untergegangen in der jüngsten Stadtratssitzung. Gerade einmal zwei Minuten brauchte das Gremium, dann fällte es den einstimmigen Beschluss: "Der Stadtrat der Stadt Münnerstadt strebt die konsequente Erhöhung des Anteils an ökologisch bewirtschafteten städtischen Landwirtschaftsflächen an. Daneben soll bei künftigen Verpachtungen den Faktoren Viehhaltung und Regionalität eine besondere Bedeutung zukommen." Bürgermeister Michael Kastl (CSU) sprach dabei von einem Beschluss von immenser Bedeutung, für den der Grundstein bei Diskussionen im nicht öffentlichen Teil gelegt worden sei. Leo Pfennig (Freie Wähler) verwies darauf, dass die Formulierung nicht leicht gewesen sei, weil sie gleichzeitig hinreichend konkret und hinreichend allgemein gehalten sein sollte.

Was steckt dahinter?

Dem Vernehmen nach soll es in den nicht öffentlichen Sitzungen bei diesem Thema auch nicht ganz so harmonisch zugegangen sein, wie man es in Münnerstadt seit anderthalb Jahren gewohnt ist. Was also steckt hinter diesem Beschluss? Angefangen hat es vor etwa neun Monaten, sagt Bürgermeister Michael Kastl in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Damals sollten städtische Landwirtschaftsflächen in Seubrigshausen neu verpachtet werden, und aus dem Stadtrat kamen neue Aspekte auf. "Da war die Frage, wie gehen wir mit der Verpachtung um?", sagt der Bürgermeister. Denn es gebe die Vorgabe, mehr Flächen an die biologische Landwirtschaft zu vergeben.

Da habe es sehr umfangreiche Diskussionen gegeben, letztendlich seien die Flächen aber nach dem alten Modus verpachtet worden. Und der besagt, dass der Meistbietende den Zuschlag bekommt, was natürlich gut für die Finanzen der Stadt ist.

Als jetzt das Thema Verpachtung von Flächen in Kleinwenkheim, Großwenkheim und Fridritt erneut auf die Tagesordnung kam, hat sich der Stadtrat neue Leitlinien gegeben, erläutert der Bürgermeister.

Bei dem Beschluss im Stadtrat handelt es sich also um Leitlinien und nicht um feste Kriterien. "Bei jedem Grundstück gibt es eine Einzelfallbetrachtung", sagt Michael Kastl. Es werde sicher nur selten passieren, dass ein Grundstück nicht an den Höchstbietenden verpachtet wird. Aber es kann passieren und es ist schon passiert.

Die neue Leitlinien können zum Tragen kommen, wenn sich ein Biolandwirt um eine Fläche bemüht und eben nicht der Höchstbietende ist. Ein ganz wichtiges Kriterium: Viehhaltung. "Milchvieh braucht Futter", betont der Bürgermeister. Also braucht ein Landwirt, der Milchvieh hält, auch Flächen, auf denen Futter wächst.

Die Regionalität spielt auch eine Rolle. Es mache wenig Sinn, eine Fläche an einen Landwirt zu verpachten, der erst 40 Kilometer mit dem Traktor fahren muss, um seine Felder zu bewirtschaften. Jeder Fall wird einzeln überprüft.

Und es gibt noch ein Kriterium, auf das sich der Stadtrat verständigt hat: Der Biber. Landwirte, auf deren gepachteten Flächen sich der Biber angesiedelt hat und die sich mit dem Nager arrangieren, werden bei der Neuvergabe bevorzugt berücksichtigt. Gehen die Flächen an einen neuen Pächter, könnte es Auseinandersetzungen zwischen Mensch und Biber geben.

Für neun Jahre verpachtet

Auch wenn es gut für das Stadtsäckl und leicht zu handhaben für die Verwaltung war: Die Meistbietenden werden künftig nicht immer den Zuschlag bekommen. Michael Kastl spricht von einem intelligenten System, das künftig eingesetzt werde.

Das werde auch benötigt, weil es große Unterschiede im riesigen Stadtgebiet gibt. Normalerweise verpachtet die Stadt ihre Flächen immer für einen Zeitraum von neun Jahren, danach werden sie neu ausgeschrieben. Die meisten städtischen Pachtverträge laufen Ende 2024 aus.