Nelson Mandelas afrikanische Lieblingsmärchen nahmen Gestalt an

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Die graziösen Bewegungen der Tänzerin begeisterten. Foto: Andreas Welz
Die graziösen Bewegungen der Tänzerin begeisterten. Foto: Andreas Welz

Nelson Mandelas Lieblingsmärchen, die er aus den verschiedenen Ländern Afrikas zusammengetragen hatte, bezaubern durch ihre poetische und farbenfrohe Sprache, die dem Zuhörer die Welt Afrikas plastisc...

Nelson Mandelas Lieblingsmärchen, die er aus den verschiedenen Ländern Afrikas zusammengetragen hatte, bezaubern durch ihre poetische und farbenfrohe Sprache, die dem Zuhörer die Welt Afrikas plastisch vor Augen führt. Im Brückentheater interpretierte die Bamberger Tänzerin Ange Aoussou mit Tanz und Gesang diese Märchen, die vom Intendanten des Fränkischen Sommertheaters, Jan Burdinski, vorgetragen wurden.
Mandelas afrikanische Lieblingsmärchen erzählen von listigen Schakalen, naiven Wölfen, schlauen Hasen, bösartigen Hyänen, stolzen Löwen, von heilenden Schlangen ebenso wie von Menschen, deren Ungehorsam bestraft wird oder deren Liebe über den Tod hinausgeht. Burdinski bewies seine geniale Erzählkunst mit eindrucksvollen Gesten und ergötzlichen Lautmalereien.
Hingerissen waren nicht nur die männlichen Zuschauer, als Ange Aoussou in der Hochzeitsnacht ihren Mann verführt, damit er nicht zu einer anderen Frau geht. Ihre graziösen Bewegungen absolvierte die Tänzerin mit einem Lächeln auf den Lippen, und doch wirkte sie hochkonzentriert. Sie tanzte sich in die Herzen des Publikums, das bewundernd zu ihr aufschaute.


Sich ein Mädchen schnitzen

Wunderschön war das Märchen von Kamiyo am Fluss, einem alten und reichen Mann, der alles besaß, nur eine Frau fehlte ihm. Er beschloss, aus einen Baum am Fluss die Gestalt eines Mädchens zu schnitzen, um sich daran zu erfreuen. Bei seiner Berührung erwachte die Figur zum Leben und der alte Mann war glücklich. Das Glück währte aber nicht lange, da die neidischen jungen Männer im Dorf das Mädchen entführten. Zwei Tauben brachten auf Bitten des traurigen Mannes den Stirnreif und die Juwelen zurück und schließlich wollte er auch ihr Leben. Da verwandelte sich das Mädchen wieder zu einem Stamm, rollte zum Fluss und dort stand er wieder, der prächtige grüne Baum, unter dem der alte Mann wieder glücklich war.
Eine zauberhafte Wahl war die Geschichte von der Gottesanbeterin, die den Mond fangen und auf ihm durch den Abendhimmel schweben wollte, damit die Menschen ihn und sie anbeten sollten. Das war leichter gedacht als getan, denn der Mond ließ sich nicht so einfach fangen. Mal versteckte er sich hinter einem Affenbrotbaum oder war nur als Spiegelbild in einem Teich zu sehen. Als der Verfolger den vermeintlichen Mond aufspießen wollte, zerbrach das Spiegelbild in tausend gleißende Stücke und die Gottesanbeterin erblindete. Ihr Wunsch, wieder sehen zu können, wurde erfüllt und fortan verzichtete die Fangschrecke auf ihr Vorhaben, den Mond fangen zu wollen.
Auch in afrikanischen Märchen kommen verwunschene Prinzen und Königinnen vor. Mandela erzählt von einem Prinzen, der von der Wasserhexe in eine Pythonschlange verwandelt wird und auf dem Grund eines Teiches darauf wartet, von einem Menschen berührt zu werden. Einem mutigen Mädchen gelingt dies und der Zauber ist aufgehoben. Der Märchenerzähler wirbelte mit einer langen Federboa, die die Schlange darstellen sollte, über die Bühne und schnitt dabei furchterregende Grimassen. awe