Nach der Fußballnacht länger schlafen?

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Auch beim ersten späten Spiel, Deutschland gegen Algerien, kamen etliche Fans auf den Maxplatz zum Public Viewing. Foto: Riegerpress/Archiv
Auch beim ersten späten Spiel, Deutschland gegen Algerien, kamen etliche Fans auf den Maxplatz zum Public Viewing.  Foto: Riegerpress/Archiv

arbeitszeit  Heute beginnt das Spiel der deutschen Fußballer erst um 22 Uhr. Ist am Mittwoch ein späterer Arbeitsbeginn möglich?


von unserem Redaktionsmitglied 
Anna Lienhardt

Bamberg/Landkreis Bamberg — Einmal haben Fußballfans bereits erfahren, was es heißt, wenn die Weltmeisterschaft in Brasilien stattfindet: Wegen der Zeitverschiebung startete ein Spiel mit deutscher Beteiligung erst um 22 Uhr unter der Woche.
Mit Verlängerung oder gar Elfmeterschießen kann es da schon mal kurz vor eins nachts werden, bis der Fußballfreund ins Bett kommt. Da könnte man doch auf der Arbeit mal fragen, ob man am nächsten Morgen vielleicht etwas später anfangen darf? Wir haben eine Umfrage bei einer Auswahl von Institutionen und Unternehmen gestartet:
Für die Stadt Bamberg als Arbeitgeber gilt: "Solche Ausnahmeregelungen können wir uns logistisch nicht leisten", wie Sprecherin Ulrike Siebenhaar sagt. Die Stadt müsse ihre Pflichtaufgaben erledigen, was vor allem den Entsorgungs- und Baubetrieb (EBB) betreffe. "Straßenreinigung und Müllentsorgung können nicht mal einfach vier Stunden später anfangen."
Aber: Eventuell werde von internen Besprechungen gleich morgens um sieben abgesehen, wenn Deutschland gewinne, so Siebenhaar. Doch das Rathaus hat natürlich pünktlich offen.
Wie ist das im Landkreis - in der größten und kleinsten Gemeinde? Für den Markt Hirschaid sagt Georg Eichhorn, stellvertretender Geschäftsleiter, klar: "Wir haben unsere Öffnungszeiten und das bedeutet: Ab halb acht ist offen. Der Bürger geht vor." Zwar lasse sich im Rahmen der Gleitzeit in Einzelfällen "etwas machen". Aber die jeweilige Abteilung müsse auf jeden Fall ausreichend besetzt sein. In Wattendorf, der kleinsten Gemeinde im Landkreis, gibt es gar keine Abteilung, die besetzt sein muss. "Wir gehören zur Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld und haben selber gar keine Angestellten", sagt Bürgermeister Thomas Betz (CSU). Der Bürgermeister schaut sich auch die späten Spiele der Deutschen an, obwohl er am nächsten Tag immer pünktlich morgens raus muss: Der selbstständige Landwirt steht sieben Tage die Woche um sechs Uhr auf.
Sechs Uhr, da beginnt bereits die Frühschicht bei Bosch in Bamberg. Können die Mitarbeiter nach dem späten Spiel heute Abend am Mittwoch etwas später anfangen? "Der Frühdienst muss pünktlich kommen, die Arbeit darf nicht leiden", sagt Karina Hein, Sprecherin von Bosch in Bamberg.
Aber: Grundsätzlich werden im Unternehmen die Spiele mit deutscher Beteiligung übertragen. Wer möchte, kann auf den Fernsehern in den Speisesälen schauen. "Wenn etwa ein Mitarbeiter aus der Spätschicht ein Spiel um 18 Uhr schauen wollte, konnte er sich ausstempeln - vorausgesetzt, das war mit der Führungskraft abgesprochen", erläutert Karina Hein.
Wer bei den kommenden Begegnungen nicht ausstempeln möchte, kann ein Radio mitbringen und während der Schicht der Übertragung zuhören. Doch auch hier gilt: Alles vorher mit Kollegen und Vorgesetzten absprechen.
"Im Rahmen der Möglichkeiten" können sich auch die Kollegen der Polizeiinspektion Bamberg Stadt koordinieren, wie Sprecherin Silke Gahn sagt. "Die Frühschicht geht um sechs los, da müssen die Kollegen da sein. Wenn allerdings nach Absprache einer mal später kommt, ist das nicht das Problem." Und die Beamten, die beim Public Viewing am Maxplatz Dienst hätten, würden vom Spiel auch einiges mitbekommen.
Anschauen wollen auch die zwölf Mitarbeiter von Holzbau Amon das Deutschland-Spiel Dienstagabend. Doch am nächsten Tag müssen sie pünktlich auf der Matte stehen. "Wir fangen um sieben an, es ist alles aufeinander abgestimmt. Die Kunden erwarten, dass wir da sind", sagt Gisela Amon, die Frau von Chef Manfred Amon.
Fast die ganze Belegschaft sei fußballbegeistert, wie sie sagt. Bei den 18-Uhr-Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft hätten die Mitarbeiter eine halbe Stunde eher Feierabend machen dürfen, damit sie es pünktlich zum Spiel schafften. Damit waren sie nicht allein - ein paar Minuten waren auch beim Großteil der anderen Umfragenteilnehmer drin.