Stephan Herbert Fuchs In mehreren Einzelfällen hat ein 52-jähriger Mann aus dem Landkreis Kulmbach Arztrezepte gefälscht und sich damit Schmerz- und Beruhig...
Stephan Herbert Fuchs
In mehreren Einzelfällen hat ein 52-jähriger Mann aus dem Landkreis
Kulmbach Arztrezepte gefälscht und sich damit Schmerz- und Beruhigungsmittel erschwindelt. Wegen Urkundenfälschung muss er sich deshalb seit Freitag vor dem Amtsgericht in Kulmbach verantworten.
Der Frührentner, der mittlerweile in einer Senioreneinrichtung im Fichtelgebirge lebt, war mit den selbst ausgestellten Rezepten in drei verschiedenen Apotheken in Kulmbach und zuletzt im Klinikum aufgetaucht, um an die verschreibungspflichtigen Schmerzmittel zu kommen. Die jeweiligen Apothekerinnen hatten allerdings aufgrund verschiedener Kleinigkeiten schnell Verdacht geschöpft. So hatte der Angeklagte beispielsweise tatsächlich ausgestellte Rezepte farbkopiert und per Hand das Datum mit Tipp Ex ausgebessert.
In anderen Fällen hatte er Blanco-Rezeptbögen in Arztpraxen entwendet und sich praktisch selbst das Rezept mit gefälschter Unterschrift des Arztes ausgestellt.
29 solcher Originalrezeptblätter habe man in der Wohnung des Mannes sichergestellt, sagte der zuständige Beamte der Polizeiinspektion Kulmbach. Daneben wurden weitere 21 Farbkopien in der Wohnung des Mannes entdeckt.
Wohnung durchsucht
Ins Rollen gekommen war die Sache über einen Arzt aus Thurnau. Der Mediziner hatte sich an die Polizei gewandt, nachdem ihm eine Kulmbacher Apothekerin das gefälschte Rezept übermittelt hatte. Der Angeklagte habe die Fälschungen schließlich alle freiwillig rausgegeben, erinnerte sich der Polizist an die Wohnungsdurchsuchung. "Er wusste schon, dass er das nicht darf", so der Beamte.
Auch vor Gericht räumte der Mann den Sachverhalt unumwunden ein.
Seit rund 15 Jahren seien ihm die Medikamente regelmäßig verschrieben worden. Allerdings habe er die Tabletten zuletzt immer schneller aufgebraucht. Er habe die Beruhigungs- und Schmerzmittel deshalb gebraucht, weil er mit den Nerven fertig gewesen sei.
Die Anklage zog allerdings noch weitere Kreise. So war der Mann ebenfalls im Mai 2015 mehrmals mit seinem Fahrzeug auffällig geworden. Einmal fuhr er am 9. Mai bei Langenstadt mehrmals aus einer Hofeinfahrt heraus und wieder hinein und ließ dabei den Motor laut aufheulen, so dass Anwohner die Polizei alarmierten. Bei der folgenden Blutentnahme stellte sich prompt heraus, dass der Angeklagte unter erheblichem Medikamenteneinfluss stand.
Musik und Motorschaden
Den mitternächtlichen Ausflug erklärte der Mann damit, dass er in seinem Wagen Musik gehört habe.
Als er wieder losfahren wollte, habe er einen Motorschaden festgestellt - deshalb die lautstarken Versuche, den Wagen wieder flott zu machen.
Die damalige Streifenbesatzung berichtete dagegen von einem langsamen und schläfrigen Verhalten des Mannes, von einer verwaschenen Aussprache und einem schwankenden Gang. Auch der Blutprobe habe sich der Angeklagte zunächst wiedersetzt, so dass erst eine staatsanwaltschaftliche Anordnung eingeholt werden musste. Später im Krankenhaus entdeckten die Ärzte sogar noch Vorräte der betreffenden Schmerz- und Beruhigungsmittel, die in Socken versteckt waren. Ein Anwohner berichtete, dass der Angeklagte 20 Minuten lang den Motor seines Wagens aufheulen ließ. Als er ihn darauf ansprach, habe er überhaupt nicht reagiert. "Ich wollte eben meine Ruhe haben", entgegnete der 52-Jährige.
Abgestritten hatte er zunächst die Fahrt ohne Führerschein.
Er sagte, die Gemeindearbeiter könnten ihn eben nicht leiden. Als diese ihn vor Gericht zweifelsfrei identifizierten, räumte er die Schwarzfahrten ein.
Der Mann wurde letztlich wegen Urkundenfälschung in vier Fällen, Fahrens ohne Fahrerlaubnis und fahrlässiger Trunkenheit zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt.